Ein Leben für die schönen Künste
Porträt Anette Steinacker-Holst hat das Kunstmuseum in Wemding zu einer Keimzelle der Kultur entwickelt. Sie ist aber auch Malerin
Wemding Man könnte es ein kreatives Chaos nennen. An den Wänden lehnen Leinwand- und Papierrollen, Styropormodelle als Ideen zieren die Wände, bemalte Schirme hängen von der Decke. Dass dies alles lebt, dafür sorgt jene Frau, die irgendwo dazwischen fast verloren wirkt: die Künstlerin Annette SteinackerHolst. Die Kunst ist ihr Leben, das Atelier im Kunstmuseum in Wemding der Kosmos ihres künstlerischen Schaffens.
Die Zahl der Pinsel und Stifte lässt sich nicht ermitteln, dazwischen Farbtöpfe und -tuben. Aktuell hat Annette Steinacker-Holst gar nicht so viel Zeit, sich der Malerei zu widmen. Das Kinder-Kultur-Camp steht an: 30 Kinder kommen ins Kunstmuseum Donau-Ries nach Wemding, um dort drei Tage und drei Nächte zu verbringen. „Spannend“, nennt dies die Künstlerin und weiß aus der Erfahrung: „Das ist für die Kids in jedem Jahr ein ganz besonderes Erlebnis.“
Dabei ist es natürlich auch für sie ein ganz besonderes Erlebnis, schlägt ihr Herz doch immer dann höher, wenn sich im Museum etwas rührt. Dann ist sie am liebsten unter den Menschen und nicht in der zweiten Etage des Gebäudes, in der sie ihr Atelier eingerichtet hat.
Vor 15 Jahren hat Annette Steinacker-Holst mit ihrem Mann Gerhard Holst, unterstützt von Vater Ernst Steinacker, das Gebäude in der Jahnstraße in Wemding erworben. Heute beherbergt es im Erdgeschoss und in der ersten Etage drei Dauer- sowie immer wieder Sonderausstellungen.
„Wir wollten einen Kunstraum öffnen, der Künstler aus der Region vorstellt, sichtbar macht und ihre Werke bewahrt“, blickt sie zurück. Aber um so große Flächen dauerhaft zu bestücken waren auch die Werke ihres Vaters, die Wachsarbeiten ihrer Mutter, Gemälde von Caspar Schlötter und ihre eigenen notwendig. „Das Haus war wegen seiner großen Räume bestens für unser Vorhaben geeignet“, sagt sie. Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, das ehemalige Möbelhaus mit seinen 4000 Quadratmetern Fläche in eine Stätte für Kunst, Musik, Literatur, Theater und Tanz zu verwandeln.
„Mich interessierte der museale Aufbau von Kunstwerken, aber ebenso die Belebung dieser Räume mit der Einbindung der KlangSpiel-Werkstatt in die Geo-ParkArt-Ausstellung, das Schattentheater im Weißen Saal und eine Schreibwerkstatt in der Afrika-Ausstellung“, erklärt Annette Steinacker-Holst. Die Faszination der verschiedenen Kunstrichtungen und die Begegnungen besonderer Menschen habe sie viele Hürden nehmen lassen.
Annette SteinackerHolst hat die Ambition, als Künstlerin nicht nur Kunst zu schaffen, „sondern auch Orte, die Bildung fördern“. Natürlich war ihr der künstlerische Enthusiasmus in die Wiege gelegt worden. So hat Annette SteinackerHolst 1983 drei Jahre lang ihrem Vater dabei geholfen, das Spielberg im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen zu sanieren, das sich im Laufe der Jahre zur Kunst- und Kulturstätte entwickelte. Sie war damals Anfang 20 und entschloss sich danach zu einem Studium der bildenden Künste an der Sommerakademie in Salzburg, wo sie erst in den vergangenen Tagen wieder zu Besuch war.
Ehe sie als Malerin in ehemalige, leer stehende Klöster einkehrte, „um die Fragen des Daseins zu beantworten“, war sie in Ägypten, den USA, China und in vielen Teilen Europas, aber auch mehrere Jahre in Berlin. Besonders ihr Aufenthalt im Kloster Heidenheim am Hahnenkamm bereitete sie auf ihre künftige Tätigkeit als Museumsleiterin in Wemding vor.
Im Kloster Heidenheim war sie 1998 Mitbegründerin des Vereins „Klosterforum“. Gerne erinnert sie sich an die dortigen „außergewöhnlichen Künstler-Symposien“. Ihre Biografie macht deutlich, was die Künstlerin selbst über sich sagt: „Ich habe eigentlich schon immer leer stehende Gebäude mit Kunst wiederbelebt.“
Im Kunstmuseum in Wemding gibt es weitläufige Flächen mit Gemälden von Günther Vogt, Manfred Laber, Georg und Ute Sternbacher und Klaus Zöttl. Ebenso bereichern Skulpturen der Keramiker Nathalie Schnider-Lag und Jochen Rüth die Ausstellung. So ist das Museum längst zu einer Keimzelle für die Kunst geworden.
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