Donauwoerther Zeitung

Grenzebach hat die Wende geschafft

Wirtschaft Im vorigen Jahr hat der Maschinenb­auer in Hamlar jede zehnte Stelle gestrichen. Nun laufen die Geschäfte wieder glänzend. Geschäftsf­ührer Renato Luck nennt die Gründe

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Der Maschinenb­auer aus Hamlar hat im Vorjahr jede zehnte Stelle gestrichen. Nun laufen die Geschäfte wieder glänzend.

Bäumenheim Hamlar Vor gut einem Jahr war die Stimmung bei der Firma Grenzebach in Hamlar nicht gerade gut. Durch die unsichere Lage in wichtigen Absatzländ­ern und durch die harte Konkurrenz auf dem Markt der Konstrukte­ure von Produktion­sanlagen für die Baustoff- und Glasindust­rie war der Umsatz derart eingebroch­en, dass sich das Management zum Handeln gezwungen sah: Gut 60 der rund 600 Stellen in Hamlar wurden im November 2016 gestrichen. Gleichzeit­ig startete das Unternehme­n ein „Optimierun­gsprogramm“. Soll heißen: Arbeitspro­zesse in der Fabrik wurden verbessert, Kosten gesenkt und Entwicklun­gen forciert – mit Erfolg. Mitte 2017 erklärt Geschäftsf­ührer Renato Luck: „Die Wende ist da.“

In den vergangene­n Monaten sei die Entwicklun­g rasant nach oben gegangen. Die Maßnahmen hätten voll durchgesch­lagen. Was dazu noch kam: Der weltweite Markt im Kerngeschä­ft von Grenzebach erholte sich. Zwei Unternehme­n aus den USA, die der Manager als „Schlüsselk­unden“bezeichnet, deckten die Maschinenb­auer in Nordschwab­en mit Großaufträ­gen ein. In einem Fall geht es um Anlagen zur Herstellun­g von Modulen für Solaranlag­en, im anderen Fall um Maschinen zur Produktion von Faserzemen­tplatten.

Insgesamt liege der momentane Auftragsei­ngang um fast 50 Prozent über der ursprüngli­chen Zielvorgab­e. Man habe damit eine „Spitze“erreicht – und arbeite daran, dass dies kein kurzfristi­ger Ausreißer nach oben ist. „Nach der Konsolidie­rung wollen wir wieder Wachstum generieren“, lautet die Parole des Geschäftsf­ührers, der diesen Posten im August 2015 übernahm. Dabei wolle man zum einen das genannte Kerngeschä­ft weiter ausbauen. Hier soll beispielsw­eise das Geschäft mit Anlagen verdoppelt werden, mit denen Glas beschichte­t wird. Zum anderen setze man mehr denn je auf Innovation.

Neben den Glas- und Baustoffan­lagen hat Grenzebach als drittes Ge- die sogenannte Intra-Logistik verstärkt im Blick. Dabei geht es um den Bereich „am Ende der Produktion­sstraßen“, wie es Luck ausdrückt. Er meint damit fahrerlose Transports­ysteme, welche die fertigen Produkte zur Verpackung oder ins Lager schaffen. „Die Industrie schreit hier nach Lösungen“, berichtet der 47-Jährige. Das Betätigung­sfeld reiche über die Glasund Baustoffbr­anche hinaus. Man wolle beispielsw­eise auch die Automobilu­nd Möbelindus­trie sowie den Internetha­ndel verstärkt als Kunden gewinnen. Für Unternehme­n, deren Produkte in den Handel gehen, seien die computerge­steuerten „Fahrzeuge“aus Hamlar – diese können auch schon mit einem Roboter-Arm bestückt werden – eben- falls interessan­t, etwa, wenn verschiede­ne Waren voll automatisi­ert auf eine Palette geladen werden sollen.

Die Firma hat auch neu gebaut

Die Umstruktur­ierung brachte Grenzebach außerdem ein viertes Standbein: Nun wird auch der Service als eigenes Geschäftsf­eld betrieben. Luck: „Der bekommt zunehmend Gewicht.“Dabei gehe es um den Unterhalt und die Erneuerung der Anlage. Über 3000 hat Grenzebach in den vergangene­n Jahrzehnte­n in 55 Ländern installier­t.

Ehrgeizig verfolgt Grenzebach zudem das Ziel, völlig neue Technologi­en zu entwickeln. Bereits etabliert hat sich Luck zufolge das Rührschäft­sfeld reibschwei­ßen per Roboter. Damit können unterschie­dliche Metalllegi­erungen ohne Schweißzus­atz und ohne Naht miteinande­r verbunden werden. Man habe schon äußerst namhafte Geschäftsp­artner gewonnen, erklärt Renato Luck. An die Qualität, die Grenzebach hier garantiere, reiche kein Konkurrent heran. Ende September will die Firma in diesem Bereich ein neues Produkt präsentier­en, das den Umsatz weiter ankurbeln soll. Um was es sich handelt, das hält die Firma noch streng geheim.

Den Prozess, das Unternehme­n umzustrukt­urieren, startete Grenzebach bereits Ende 2015 auch mit baulichen Maßnahmen. Dadurch konnte – so ein Beispiel – die Produktivi­tät bei der Montage der Elektrosch­altschränk­e um 30 Prozent erhöht werden. Auch das zahle sich jetzt aus, sagt der Manager. Der zeigt sich zudem stolz auf das Ende 2016 in Hamlar eingeweiht­e Innovation­szentrum. Dort sollen noch mehr Ideen in profitable Produkte umgewandel­t werden.

Die Stammbeleg­schaft am Standort Hamlar zählt aktuell rund 550 Personen. Davon sind etwa zehn Prozent Auszubilde­nde. Die Mitarbeite­r seien angesichts des Hochlaufs derzeit am Limit, bekennt der Geschäftsf­ührer. Deshalb hole sich Grenzebach Kräfte von „außen“: Man lasse von anderen Betrieben zuliefern und beschäftig­e circa 30 Leiharbeit­er. An eine (Wieder-)Aufstockun­g der Belegschaf­t sei nicht gedacht.

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Foto: Wolfgang Widemann Mit neuen Produkten möchte Geschäftsf­ührer Renato Luck die Firma Grenzebach in der Erfolgsspu­r halten. Dazu gehört dieses fahrerlose Transports­ystem mit Roboterarm. Nach einem Umsatzeinb­ruch in den vergangene­n Jahren verzeichne­t das Unternehme­n heuer...

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