Grenzebach hat die Wende geschafft
Wirtschaft Im vorigen Jahr hat der Maschinenbauer in Hamlar jede zehnte Stelle gestrichen. Nun laufen die Geschäfte wieder glänzend. Geschäftsführer Renato Luck nennt die Gründe
Der Maschinenbauer aus Hamlar hat im Vorjahr jede zehnte Stelle gestrichen. Nun laufen die Geschäfte wieder glänzend.
Bäumenheim Hamlar Vor gut einem Jahr war die Stimmung bei der Firma Grenzebach in Hamlar nicht gerade gut. Durch die unsichere Lage in wichtigen Absatzländern und durch die harte Konkurrenz auf dem Markt der Konstrukteure von Produktionsanlagen für die Baustoff- und Glasindustrie war der Umsatz derart eingebrochen, dass sich das Management zum Handeln gezwungen sah: Gut 60 der rund 600 Stellen in Hamlar wurden im November 2016 gestrichen. Gleichzeitig startete das Unternehmen ein „Optimierungsprogramm“. Soll heißen: Arbeitsprozesse in der Fabrik wurden verbessert, Kosten gesenkt und Entwicklungen forciert – mit Erfolg. Mitte 2017 erklärt Geschäftsführer Renato Luck: „Die Wende ist da.“
In den vergangenen Monaten sei die Entwicklung rasant nach oben gegangen. Die Maßnahmen hätten voll durchgeschlagen. Was dazu noch kam: Der weltweite Markt im Kerngeschäft von Grenzebach erholte sich. Zwei Unternehmen aus den USA, die der Manager als „Schlüsselkunden“bezeichnet, deckten die Maschinenbauer in Nordschwaben mit Großaufträgen ein. In einem Fall geht es um Anlagen zur Herstellung von Modulen für Solaranlagen, im anderen Fall um Maschinen zur Produktion von Faserzementplatten.
Insgesamt liege der momentane Auftragseingang um fast 50 Prozent über der ursprünglichen Zielvorgabe. Man habe damit eine „Spitze“erreicht – und arbeite daran, dass dies kein kurzfristiger Ausreißer nach oben ist. „Nach der Konsolidierung wollen wir wieder Wachstum generieren“, lautet die Parole des Geschäftsführers, der diesen Posten im August 2015 übernahm. Dabei wolle man zum einen das genannte Kerngeschäft weiter ausbauen. Hier soll beispielsweise das Geschäft mit Anlagen verdoppelt werden, mit denen Glas beschichtet wird. Zum anderen setze man mehr denn je auf Innovation.
Neben den Glas- und Baustoffanlagen hat Grenzebach als drittes Ge- die sogenannte Intra-Logistik verstärkt im Blick. Dabei geht es um den Bereich „am Ende der Produktionsstraßen“, wie es Luck ausdrückt. Er meint damit fahrerlose Transportsysteme, welche die fertigen Produkte zur Verpackung oder ins Lager schaffen. „Die Industrie schreit hier nach Lösungen“, berichtet der 47-Jährige. Das Betätigungsfeld reiche über die Glasund Baustoffbranche hinaus. Man wolle beispielsweise auch die Automobilund Möbelindustrie sowie den Internethandel verstärkt als Kunden gewinnen. Für Unternehmen, deren Produkte in den Handel gehen, seien die computergesteuerten „Fahrzeuge“aus Hamlar – diese können auch schon mit einem Roboter-Arm bestückt werden – eben- falls interessant, etwa, wenn verschiedene Waren voll automatisiert auf eine Palette geladen werden sollen.
Die Firma hat auch neu gebaut
Die Umstrukturierung brachte Grenzebach außerdem ein viertes Standbein: Nun wird auch der Service als eigenes Geschäftsfeld betrieben. Luck: „Der bekommt zunehmend Gewicht.“Dabei gehe es um den Unterhalt und die Erneuerung der Anlage. Über 3000 hat Grenzebach in den vergangenen Jahrzehnten in 55 Ländern installiert.
Ehrgeizig verfolgt Grenzebach zudem das Ziel, völlig neue Technologien zu entwickeln. Bereits etabliert hat sich Luck zufolge das Rührschäftsfeld reibschweißen per Roboter. Damit können unterschiedliche Metalllegierungen ohne Schweißzusatz und ohne Naht miteinander verbunden werden. Man habe schon äußerst namhafte Geschäftspartner gewonnen, erklärt Renato Luck. An die Qualität, die Grenzebach hier garantiere, reiche kein Konkurrent heran. Ende September will die Firma in diesem Bereich ein neues Produkt präsentieren, das den Umsatz weiter ankurbeln soll. Um was es sich handelt, das hält die Firma noch streng geheim.
Den Prozess, das Unternehmen umzustrukturieren, startete Grenzebach bereits Ende 2015 auch mit baulichen Maßnahmen. Dadurch konnte – so ein Beispiel – die Produktivität bei der Montage der Elektroschaltschränke um 30 Prozent erhöht werden. Auch das zahle sich jetzt aus, sagt der Manager. Der zeigt sich zudem stolz auf das Ende 2016 in Hamlar eingeweihte Innovationszentrum. Dort sollen noch mehr Ideen in profitable Produkte umgewandelt werden.
Die Stammbelegschaft am Standort Hamlar zählt aktuell rund 550 Personen. Davon sind etwa zehn Prozent Auszubildende. Die Mitarbeiter seien angesichts des Hochlaufs derzeit am Limit, bekennt der Geschäftsführer. Deshalb hole sich Grenzebach Kräfte von „außen“: Man lasse von anderen Betrieben zuliefern und beschäftige circa 30 Leiharbeiter. An eine (Wieder-)Aufstockung der Belegschaft sei nicht gedacht.