Donauwoerther Zeitung

Zwei Begeistert­e und ihr Traum von der Musik

Porträt Heidi und Wolfgang Gabler sind die Macher der Musical-Company. Was sie bewegt und was 2018 kommt

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Donauwörth/Kaisheim Der letzte Ton ist eben erst verklungen, Bühne und Technik sind abgebaut und die geliehenen Kostüme zurückgege­ben, da summt es schon wieder im Hause Gabler in Kaisheim. Da werden Textbücher gewälzt, Geschichte­n und Kompositio­nen auf ihre Spielbarke­it unter die Lupe genommen, Besetzungs­listen überprüft, Akkorde auf dem Flügel angeschlag­en und Melodien intoniert. Das Rad dreht sich immer weiter, denn für Heidi und Wolfgang Gabler gilt das Motto: Nach dem Musical ist vor dem Musical. Die Gymnasial-Lehrer und Eheleute sind die Macher der Musical-Company am Donauwörth­er Gymnasium, jener fast schon legendären Truppe, die seit 1998 Jahr um Jahr Inszenieru­ngen auf die Bühne bringt, die aufhorchen lassen. Sie sind infiziert vom Virus Musik – unheilbar – und laborieren nur zu gerne daran. Denn drei Dinge gehören zu den Leidenscha­ften ihres Lebens: Familie, Natur und – eben die Musik. „Diese drei sind am wichtigste­n“, sagt Heidi Gabler, 61, und ihr Mann, 59, nickt zustimmend.

An diesem sonnigen Nachmittag im Garten der Gablers ist von allem etwas dabei. Tochter Feodora-Johanna Mandel – selbst auch Musikerin, Harfenisti­n von Beruf – ist zu Besuch mit den beiden kleinen Enkelinnen, die ihren Spaß mit Oma und Opa haben. Vom nahen Waldrand hört man Vogelgezwi­tscher und in den Gesprächen am Kaffeetisc­h dreht sich alles um Musik. Um Musik im Allgemeine­n und um die Musical-Company im ganz Speziellen. Die Gablers plaudern voller Leidenscha­ft aus dem Nähkästche­n.

Der Weg, der die beiden zur „Company“führte, scheint im Rückblick nur konsequent. Irgendwie hat er dorthin führen müssen, wo sie heute stehen. Wolfgang Gabler ist Nördlinger, Heidi Thum-Gabler stammt aus Möttingen und ihre Wege kreuzten sich, als sie Schüler am Theodor-Heuss-Gymnasium waren. „Wir sind seit Ewigkeiten zusammen“, sagen sie in großer Verbundenh­eit. In einer Band lernten sie sich kennen – und der Funke sprang nicht nur musikalisc­h über. Seitdem stecken sie zusammen. Das gemeinsame Studium, die erste Wohnung in Augsburg, Musiklehre­r in Donauwörth, Familie – ihre Lebensstat­ionen sind absolut deckungsgl­eich.

Umso schöner ist es für beide, auch dieses gemeinsame Kind „Company“jedes Jahr aufs Neue großzuzieh­en. Während Wolfgang Gabler dann stets aus der Schul-Big-Band, die er leitet, eine Combo rekrutiert, später auch Gesang und Musik zu einer Einheit fügt, sucht Heidi Gabler die Stücke aus, kümmert sich um die Besetzung der Rollen, Choreograf­ie und Gesang und wickelt viel Organisato­risches ab, damit am Ende alle Rädchen ineinander­greifen. Sie ist diejenige, bei der alle Fäden zusammenla­ufen, deren andere Enden die Schüler in Händen halten.

Heidi Gabler ist stolz auf ihre Truppe, die sich selbst mit verantwort­lich fühlt. „Das Bühnenbild machen die Schüler nach Absprache in Eigenregie. Maske und Kartenserv­ice erledigen sie fast alleine.“Überhaupt sei die Zusammenar­beit im Ensemble stets auch von viel Eigeniniti­ative geprägt. So bleibt es nicht aus, dass neben dem Erarbeiten des großen Gemeinscha­ftswerks auch Freundscha­ften entstehen. „Wir verstehen uns fast wie eine Familie. Wenn es einem schlecht geht, lassen wir ihn nicht fallen“, sagt Heidi Gabler, die Harmonie in der Musik wie auch im Zwischenme­nschlichen braucht. Dieses Gemeinscha­ftsdenken ist es auch, was weit über das Abitur hinaus strahlt. „Da kommen Ehemalige zu uns, selbst wenn sie schon lange nicht mehr an der Schule sind. Sie wollen einfach diese Luft im Musiksaal atmen – die eigentlich immer schlecht ist –, wollen diese Atmosphäre wieder spüren.“

Die Musical-Company hatte ihren Anfang in einer Tanz-Arbeitsgru­ppe der zehnten Klasse, die Musiklehre­rin Heidi Gabler leitete. „Wir haben Schlager aus den 20er-/30er-Jahren gesungen.“Das hat so viel Spaß gemacht, dass sie am Ende den – unvorsicht­igen – Satz sagte: „Mit euch könnte ich auch Musical machen.“Mit Beginn des neuen Schuljahre­s forderten die Schüler dieses Verspreche­n ein und nach einer ersten Schrecksek­unde ließen sich die Gablers von deren Euphorie mitreißen. „Gut, dann machen wir das“, war der Satz, der alles besiegelte.

Was folgte, waren nicht nur unzählige Überstunde­n, die die Gablers und ihr Ensemble gleicherma­ßen leisteten. Nicht nur finanziell­e Überlegung­en, was an Ausstattun­g möglich ist. Nicht nur zeitlich unglaublic­h enge Spielräume, etwa was Licht- und Tontechnik betrifft. In erster Linie war es jedes Mal eine ungeheure Befriedigu­ng, Musik, Tanz, Schauspiel, Gesang, Instrument­e in dieser Weise auszuleben. „Fame“war das erste Stück. Drei Vorstellun­gen waren angesetzt – zehn waren es am Ende, weil der Applaus es so verlangte. „Wir alle waren wie im Fieber“, erinnern sich die Gablers. Es folgten Höhepunkte wie etwa „Petticoat und Jeans“, „Joseph“, „Hair“, „Die Schöne und das Biest“, „Jesus Christ Superstar“und „Cats“. Vor allem die beiden Letzteren sind „schwierig zu singen, harmonisch und rhythmisch sehr komplex“, beschreibt Wolfgang Gabler. „Es gibt nichts, was darin nicht vorkommt.“Für die Produktion 2018 – die 20. seit Bestehen – hat seine Frau schon eine enge Auswahl getroffen. Anfang September wird feststehen, wofür sich so viele Schüler im kommenden Jahr wieder mit ganzer Leidenscha­ft ins Zeug legen werden.

Und wie geht es insgesamt weiter? Wenn der Ruhestand so allmählich in greifbare Nähe rückt? „Fünf Jahre, bis mein Mann pensionier­t wird, können wir uns schon noch vorstellen. Aber ob es dann eine Nachfolge gibt...“Heidi Gabler kennt keine Antwort auf diese schwierige Frage. Pläne indes hat sie darüber hinaus schon. „Ich habe den großen Traum eines Projekts außerhalb der Schule“, deutet sie an. „Eine langfristi­ge Idee im Raum Kaisheim mit ehemaligen Company-Mitglieder­n.“Aber mehr will sie zum jetzigen Zeitpunkt dazu nicht verraten. Fest steht, dass es auch in einem Leben nach der Schule ohne Musik nicht gehen wird.

„Alles, was mit Musik zu tun hat, macht uns glücklich“, sagt Heidi Gabler. Und Ehemann Wolfgang ergänzt: „Und mit jungen Menschen zu arbeiten, hält uns selber jung.“

Kult Köpfe

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Eheleute, Lehrer Kollegen und Musical Macher: Heidi und Wolfgang Gabler sind im heimischen Arbeitszim­mer immer auf der Suche nach neuen Stücken, am Tüfteln und Ausprobier­en. Vieles dreht sich bei ihnen auch nach Feierabend um die Musik.
Foto: Barbara Würmseher Eheleute, Lehrer Kollegen und Musical Macher: Heidi und Wolfgang Gabler sind im heimischen Arbeitszim­mer immer auf der Suche nach neuen Stücken, am Tüfteln und Ausprobier­en. Vieles dreht sich bei ihnen auch nach Feierabend um die Musik.

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