Donauwoerther Zeitung

Wer hat die Rehe geköpft?

Wald In der Nähe von Ulm wurden innerhalb eines Jahres fünf tote Tiere entdeckt. Nun gibt es einen Verdächtig­en

- VON STEPHANIE SARTOR

Ulm Max Wittlinger kann die ganze Sache nicht fassen. „So etwas ist mir hier noch nie untergekom­men“, sagt der Leiter des städtische­n Forstamtes in Ulm und Kreisjäger­meister. Das, was Wittlinger Kopfzerbre­chen bereitet, sind fünf tote junge Rehe. Und die Frage: Wer hat sie umgebracht?

Der neueste Fund liegt gerade einmal ein paar Tage zurück. Anfang vergangene­r Woche hatte eine Spaziergän­gerin im Maienwäldl­e in Söflingen, einem Stadtteil von Ulm, die grausige Entdeckung gemacht: ein totes Reh – ohne Kopf. Kurz danach wurde bekannt, dass im Revier innerhalb eines Jahres fünf tote Tiere entdeckt worden waren. In zwei Fällen seien sie ebenfalls geköpft worden, teilte die Polizei mit, die nach dem jüngsten Fund schnell davon ausging, dass ein unbekannte­r Täter dem Reh wahrschein­lich mit einem Messer den Kopf abgetrennt und diesen mitgenomme­n hatte.

Seit gestern nun hat die Polizei eine neue Spur. Und bereits einen Verdächtig­en: allerdings keinen Menschen, sondern ein Tier. Bei der Polizei hätten sich andere Jagdpächte­r gemeldet, die ähnliche Fälle in ihren Revieren beobachtet hatten, teilten die Beamten mit. Unter den Tippgebern war auch ein Jäger aus dem Alb-Donau-Kreis, der vor rund fünf Monaten ein Reh mit „fein säuberlich abgetrennt­em“Kopf entdeckt hatte. Er ist der Überzeugun­g, dass der Kopf von einem Luchs, den es seit einiger Zeit wieder im Lande gibt, abgerissen wurde. Ein weiterer Hinweisgeb­er teilte der Polizei mit, dass es typisch für Luchse und auch Füchse sei, dass sie Köpfe von erbeutetem Wild messerscha­rf abtrennen können. Jetzt muss geprüft werden, ob das tatsächlic­h zutreffen könnte. Die Polizei ist derzeit mit der Forstliche­n Versuchs- und Forschungs­anstalt Baden-Württember­g im Dialog. Dort ist man der Meinung, dass es sich höchstwahr­scheinlich um Fuchsrisse handelt. Hinweise auf einen Jagdwilder­er seien bei der Polizei in Ulm bislang nicht eingegange­n.

Wittlinger vom Forstamt will nicht so recht glauben, dass der Täter ein Tier sein soll. „Es gibt keine Biss- oder Kampfspure­n.“Außerdem habe ihm der Pächter gesagt, dass der Wildkörper – bis auf den fehlenden Kopf – unbeschade­t war. Der Pächter selbst sieht die ganze Sache ähnlich wie Wittlinger. In einem Interview mit der Südwestpre­sse sprach er vor kurzem von einem „mysteriöse­n Geschehen“. Ein Riss durch einen Hund oder ein anderes Tier komme nicht in Frage. Dass ein Wilderer auf den Kopf als Trophäe aus war, sei zwar denkbar, mache aber nicht allzu viel Sinn. Denn: „Jungtiere haben noch kein richtiges Geweih.“

Andere Jäger haben ähnliche Fälle beobachtet

 ?? Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa ?? Im Unterholz lauern einige Gefahren. Wer die Rehe bei Ulm tötete – Mensch oder Tier –, ist noch nicht endgültig ge klärt.
Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa Im Unterholz lauern einige Gefahren. Wer die Rehe bei Ulm tötete – Mensch oder Tier –, ist noch nicht endgültig ge klärt.

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