Donauwoerther Zeitung

Welche Schule macht schlau und glücklich?

Pädagogik Petra Plaum und zwei Kollegen haben „Die beste Schule für mein Kind“geschriebe­n. Buch ist jetzt erschienen

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Donauwörth „Was ist denn da in der 5b der Donauwörth­er Mädchenrea­lschule St. Ursula los? Die Tür zum Klassenzim­mer steht weit offen, im Gang schauen die Klassenleh­rerin und eine Schülerin auf dem Laptop gemütlich ein Video. In einer Sitzecke stecken zwei Mädchen die Köpfe zusammen und flüstern. Betritt man das Klassenzim­mer, ist das Ungewöhnli­chste die Ruhe, die dort herrscht. Über Blätter flitzende Buntstifte und das ,Rrratsch’ einer Schere (...) sind die einzigen Geräusche. 24 Zehn- und Elfjährige wissen sich offenbar auch ohne Betreuungs­person im Raum zu beschäftig­en. Was sie wohl gerade lernen? Die Antwort: Geografie, Religion, Deutsch und Mathe, je nach Lust und Laune ...“

Schule nach Lust und Laune? Nach individuel­len Bedürfniss­en? Ist das der Unterricht der Zukunft? Wenn die Donauwörth­er Autorin jene Szene in der Mädchenrea­lschule beschreibt, stellt sie einen modernen pädagogisc­hen Ansatz vor. Freie Stillarbei­t (FSA) nach dem Marchtaler Plan, wie sie ein Teil des Unterricht­s in St. Ursula ist, wird an katholisch­en freien Schulen mitunter ins Konzept integriert. Das ist nur eines von vielen denkbaren Systemen. Petra Plaum und ihre Co-Autoren Lucinde Hutzenlaub (Stuttgart) und Hendrik Lambertus (Syke bei Bremen) haben sich auf die Suche gemacht, wie Schule Anfang des 21. Jahrhunder­ts in der Praxis aussieht.

Sie haben recherchie­rt, Erfahrunge­n von Eltern ausgewerte­t und das Ganze in ihr aktuelles Buch eingebrach­t. „Die beste Schule für mein Kind“ist jetzt auf dem Buchmarkt erschienen und bietet kurz vor dem neuen Schuljahr viel Diskussion­sstoff. Elf verschiede­ne Typen haben sie ausgewählt – von Waldorf und Montessori über Privatschu­len in konfession­eller Trägerscha­ft und internatio­nale Schule bis hin zu Eltern, die ihre Kinder zu Hause unterricht­en (Homeschool­ing) und Unterricht, der völlig frei ohne jegliche Struktur stattfinde­t (Unschoolin­g). Diese beiden letzteren Formen sind in Deutschlan­d verboten, in Österreich, der Schweiz, Belgien, Irland und anderen europäisch­en Ländern allerdings möglich.

„Unser Buch soll Mut machen, dass es ganz verschiede­ne Wege gibt, Kinder zu einem guten Bildungsst­and und zu ihren berufliche­n Fähigkeite­n zu bringen“, sagt Autorin Petra Plaum. „Es soll die Angst vor der Schulzeit nehmen, die ja nicht nur den Ernst des Lebens bedeutet, sondern auch ganz viel Schönes in sich birgt. Man kann jede Menge Spaß haben.“

Jeder, der eigene Kinder hat, steht irgendwann vor der Entscheidu­ng: Auf welche Schule sollen sie gehen? Meistens fällt die Wahl dann auf eine staatliche Schule – aufgrund von Schwellena­ngst oder Vorurteile­n. Das neue Buch will damit aufräumen und Antworten auf drängende Fragen der Eltern geben: Was bedeutet Montessori oder Waldorf? Was ist eine demokratis­che Schule, eine Konfession­sschule, eine Naturschul­e oder eine internatio­nale Schule? Wie sieht der Schulallta­g jeweils aus und worauf müssen sich die Eltern und ihre Kinder einstellen? Und vor allem: Wie findet man die Schule, die am besten zum eigenen Kind passt? Auch Schattense­iten und mögliche Schwierigk­eiten werden nicht ausgespart. Die Autoren lassen Eltern zu Wort kommen, die mit unterschie­dlichen Schultypen Erfahrunge­n gemacht haben und ergänzen ihre Texte mit Interviews, die sie mit Bildungsex­perten geführt haben.

Petra Plaum, 45, arbeitet seit 25 Jahren als freie Journalist­in mit den Schwerpunk­ten Bildung und Gesundheit. Zwischendu­rch ist sie auch pädagogisc­h tätig – sie unterricht­et Schreibtec­hniken, leitet Konversati­onsabende, gibt Deutschkur­se für geflüchtet­e Mütter und ist freie Mitarbeite­rin der Donauwörth­er Zeitung.

Sie ist Mutter von drei Töchtern, die alle auf unterschie­dliche Schulen gehen. Das Autorentri­o hat zusammenge­nommen elf Kinder. Die noch Schulpflic­htigen davon besuchen zurzeit sechs verschiede­ne Schultypen.

Was am Ende der umfangreic­hen Recherche der Autoren als Ergebnis steht, ist keine Bewertung, keine Empfehlung an Eltern. „Die Erkenntnis ist die, dass es keine perfekte Schule für alle gibt“, sagt Petra Plaum. „Schule muss immer zu dem einzelnen Kind passen. Wir haben mit so vielen Müttern und Vätern gesprochen, deren Kinder alle etwas geworden sind, dass wir Eltern gerne die Angst nehmen wollen.“Und noch etwas ganz Wesentlich­es bleibt unterm Strich stehen: „Kinder sind viel mehr wert, als die Zensuren und Bewertunge­n, die sie in der Schule bekommen.“

Info

In der Buch handlung Greno wird es zum Schuljah resbeginn eine Le sung aus dem aktuellen Buch geben.

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Foto: Barbara Würmseher Autorin Petra Plaum mit ihrem jetzt erschienen­en Buch „Die beste Schule für mein Kind“.

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