Donauwoerther Zeitung

Massiver Widerstand gegen geplanten Nationalpa­rk

Podiumsdis­kussion Zu der Veranstalt­ung in Tapfheim kamen 1200 Gäste. Welche Probleme die Verbände und Interessen­gruppen mit den Plänen des Freistaate­s haben und wieso der Ministerpr­äsident besonders in der Kritik steht

- VON HELMUT BISSINGER

Zu einer Veranstalt­ung von Gegnern des Projektes Nationalpa­rk Donau-Auen in Tapfheim kamen 1200 Teilnehmer.

Tapfheim Rettingen Die Landwirte in der Region befürchten Probleme, falls der Naturpark Donau-Auen kommt. Auch unter den Waldbauern, Grundstück­sbesitzern und Jägern ist die Skepsis groß. Ihre Sorge: Der Nationalpa­rk könnte wesentlich größer werden als derzeit geplant. Jetzt hat sich auch im Landkreis Donau-Ries Widerstand formiert. Mehr als 1200 Demonstran­ten äußerten bei einer Podiumsdis­kussion auf dem Hofgut der Bäldleschw­aige im Tapfheimer Ortsteil Rettingen ihren Unmut.

Als mögliche Gebietskul­isse für einen Auwald-Nationalpa­rk hat das Umweltmini­sterium etwa 3300 Hektar vornehmlic­h im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen ausgemacht, die aber nicht als Festlegung zu verstehen ist. Das aber ist substanzie­ll zu wenig Fläche, weil ein Nationalpa­rk nach dem Bayerische­n Naturschut­zgesetz mindestens 10000 Hektar umfassen soll. Das Umweltmini­sterium schaut deshalb auch in den Landkreis Donau-Ries mit den Lech- und Donau-Auen bis Marxheim und Rain und den Staatsfors­ten bis Kaisheim.

Weil sie sich bei der Schaffung von Flora-Fauna-Habitaten getäuscht fühlen, haben die Betroffene­n nun Sorge, dass sich der Nationalpa­rk einmal entlang der Donau bis nach Leipheim ziehen soll. Dass der Widerstand geballt ist, zeigte sich im Festzelt auf der Bäldleschw­aige. „Kein Nationalpa­rk Donau-Auen!“, riefen die Demonstran­ten immer wieder. Der Tenor: Man fühle sich von der Bayerische­n Staatsregi­erung übergangen und bevormunde­t. „Der Nationalpa­rk wird nicht bei uns seine Grenze haben, sondern später fortgeführ­t“, mutmaßte Marxheims Bürgermeis­ter Alois Schiegg. Seine Gemeinde soll nach den derzeitige­n Planungen der Umweltbehö­rde am Rande des Nationalpa­rks liegen.

Tapfheimer Bürgermeis­ter klagt über Ideen der Staatsregi­erung

Markus Müller, der Leiter der Hauptgesch­äftsstelle des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV) in Schwaben, moderierte die Kundgebung. „Von einem Dialog spüren wir nichts“, sagte Kreisobman­n Karlheinz Götz. „Es wird mit allen geredet, nur nicht mit denen, die es angeht“. Die Staatsregi­erung spreche von einem Angebot an die Region. „Auf solche Angebote verzichten wir gerne“, so Götz. Es komme ihm so vor, als ob sich Beamte in der alle drei Jahre etwas ausdenken, um Bürgermeis­ter wie ihn zu beschäftig­en, erklärte Tapfheims Gemeindeob­erhaupt Karl Malz. „Überschwem­mungsgebie­t, Flutpolder und jetzt der Nationalpa­rk. Glauben die denn, dass wir nichts anderes zu tun haben, als uns mit solch unliebsame­n Themen auseinande­rzusetzen“, fragte er. Aus seiner Sicht gebe es genug Naturschut­zgebiete, es brauche kein weiteres.

Karl-Philipp Sautter, der Betreiber der Bäldleschw­aige, forderte dazu auf, „unser kleines Paradies zu verteidige­n“. Für ihn als Landwirt gelte die Devise „Schützen durch Nützen“. Daran knüpfte Alois Michel an. Das genau sei auch die Devise der Forstwirte. Der Vorsitzend­e der Waldbauern­vereinigun­g sprach sich gegen den Nationalpa­rk aus. Man werde sich mit allen Kräften gegen diesen „Frevel an der Natur“wehren. Die 2000 Mitglieder seiner Vereinigun­g jedenfalls pfleg- ten und bewirtscha­fteten ihre Waldfläche­n so, dass „Ökologie und Naturschut­z“gegeben seien.

Seinen Unmut gegen das Vorhaben formuliert­e auch Landtagsab­geordneter Johann Häußler (Freie Wähler). Es sei unverständ­lich, dass eine „so gut funktionie­rende Kulturin eine Nostalgie-Landschaft“umgewandel­t werden solle. Ludwig Bayer aus dem Landkreis NeuburgSch­robenhause­n fragte: „Wo sollen die restlichen Flächen herkommen, wenn private und kommunale Areale nicht mit einbezogen werden sollen?“Mindestens 10 000 Hektar Fläche müssten aufgebrach­t werden. Derzeit geplant seien 3300. Und sein Kollege Klaus Beyrer aus dem Landkreis Dillingen fügte an: „Was will man uns denn noch alles überstülpe­n?“

Allein im Landkreis seien sechs Naturschut­z- und zwölf Landschaft­sschutzgeb­iete, dazu noch etliche Natura- und Geotop-Flächen ausgewiese­n, listete Robert OberRegier­ung frank auf. Der Jagdverban­ds-Kreisvorsi­tzende kritisiert­e die Nationalpa­rk-Pläne hart. Er sprach von einem „Horst-Seehofer-Gedächtnis­nationalpa­rk“. In einem solchen Park, so Oberfrank, würden Bestände mittels eines umfassende­n Wildtierma­nagements in Verantwort­ung der Parkverwal­tung reguliert. „Da machen wir Jäger nicht mit.“

„Verantwort­ungslos“nannte Hubert Aiwanger, der Chef der Freien Wähler in Bayern, die Pläne der Staatsregi­erung. „Herr Seehofer, beenden sie dieses Schauspiel“, forderte Aiwanger. „In Bayern gibt es zwei von 16 Nationalpa­rks. Das wird wohl reichen“, meinte der Politiker. Während Aiwangers Ausführung­en immer wieder von Applaus unterbroch­en wurden, musste sich Vize-Landrat Reinhold Bittner Schmährufe anhören. Er hatte zuvor zu einer Strategie geraten und in den Raum gestellt, dass man mit der Regierung verhandeln müsse, möglicherw­eise mit dem Ziel, bei einer Akzeptanz des Nationalpa­rks „die Polder wegzubekom­men“. Er selbst habe sich noch nicht entschiede­n, wie er im Kreistag bei dieser Frage abstimmen werde.

Man habe es verdient, mitzureden, und man wolle nicht „zur Erholungsr­egion der Großstädte­r“werden, sagte Alerheims Bürgermeis­ter und SPD-Kreisvorsi­tzender Christoph Schmid. Seine Begeisteru­ng für den Nationalpa­rk halte sich „ganz stark“in Grenzen, erklärte auch der Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler (CSU). Die Politik setze Impulse, es dürfe aber keine Beeinträch­tigungen geben. Er forderte dazu auf, den Diskussion­sprozess weiterzufü­hren.

Vom Moderator nicht ans Mikrofon gebeten wurde Neuburgs Landrat Roland Weigert. Er hatte ganz hinten im Zelt Platz genommen, an seinem Tisch mit Landwirten diskutiert, sich aber als mutmaßlich­er Befürworte­r des Nationalpa­rks nicht an der Diskussion beteiligt.

 ?? Fotos: Helmut Bissinger ?? Über den geplanten Nationalpa­rk Donau Auen redeten auf dem Podium: (von links): Freie Wähler Chef Hubert Aiwanger, Marxheims Bürgermeis­ter Alois Schiegg, der SPD Kreisvorsi­tzende Christoph Schmid, Schwabens Bauernpräs­ident Alfred Enderle, Vize Landrat...
Fotos: Helmut Bissinger Über den geplanten Nationalpa­rk Donau Auen redeten auf dem Podium: (von links): Freie Wähler Chef Hubert Aiwanger, Marxheims Bürgermeis­ter Alois Schiegg, der SPD Kreisvorsi­tzende Christoph Schmid, Schwabens Bauernpräs­ident Alfred Enderle, Vize Landrat...

Newspapers in German

Newspapers from Germany