Deutlich weniger Äpfel und Birnen
Frostschäden Die Hobbygärtner haben bis zu 80 Prozent Ernteausfälle. Den Mostereien bleibt noch eine Hoffnung
Landkreis Es waren zwei Nächte, die den Besitzern von Apfel- und Birnbäumen die herbstliche Freude verdorben haben. Die Frostnächte im April haben den Apfelbäumen kräftig zugesetzt. Um so gespannter ist Karl Altmann, was die nächsten Wochen bringen werden. Er ist Geschäftsführer der einzigen Mosterei im Landkreis Donau-Ries. Bei Binninger in Nördlingen steht man in den Startlöchern, ist aber angesichts der schlechten Ernte-Prognosen eher pessimistisch.
Die Mostsaison wird in den nächsten Tagen beginnen. „Die Ausbeute wird aber wohl sehr mager sein“, sagt Karl Altmann. Der Frost im April sei zu massiv gewesen. Manche Apfelbäume, die späten Sorten, hatten damals noch keine Blüten entwickelt, sodass einige Besitzer doch keinen Ernteausfall hatten.
Altmann wie auch Karl Huber von der Abfüllerei im Kesseltal gehen mit geringen Erwartungen in die Hochsaison. Karl Huber befürchtet, seine Aushilfen in diesem Herbst weniger einsetzen zu können als in normalen Saftperioden.
Karl Altmann setzt auf die Spätsorten, ist aber wie sein Kollege aus Bissingen sicher: „Wenn 20 Prozent der normalen Ernte angeliefert werden, dann wäre das schon gut.“Die Saftausbeute werde in jedem Fall geringer ausfallen, „aber wir bevorraten Saftkonzentrat für zwei Jahre“.
Die Kelterei Huber in Bissingen bekommt und verarbeitet Äpfel aus einem Umkreis von etwa 50 Kilometern, ausschließlich aus privater Hand. Huber setzt auf die späteren Sorten. Da könnte der Ertrag, wie er meint, durchaus gut sein, „denn nach den schlimmen Frostnächten war der Sommer durchaus gut“. Da könnte dann die Qualität hervorragend sein. Generell aber herrscht in den Keltereien eine große Anspannung ob der Ungewissheit der Anlieferungen.
„Eine Frostnacht hätten die Blüten vermutlich überstanden, aber die zweite hat deutliche Schäden hinterlassen“, sagt Manfred Faber. Der Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in hatte im Frühjahr die Temperaturen stets im Auge: einmal beruflich, aber auch wegen seiner Passion zum Hobbygärtnern.
Jahre mit so wenig Obst hat es in Nordschwaben immer gegeben. Faber erinnert sich an die Situation vor 15 Jahren, „als nahezu alles kaputt war“.
Die Hobbygärtner vermelden recht unterschiedliche Erträge für Äpfel, Kirschen, Birnen und Zwetschgen. „Das kann sich von Baum zu Baum unterscheiden“, sagt Karl Heinz Bruckmoser, der Kreis- verbandsvorsitzende der Obst- und Gartenbauvereine. „Je nachdem, wie fortgeschritten sie im Wachstum waren.“Bei den frühen Sorten seien die Blüten beim Kälteeinbruch im April erfroren.
Beim Kernobst wie Äpfel, Birnen oder Quitten fielen die Erträge sortenbedingt unterschiedlich aus, sagt Bruckmoser. Bei der Beerenernte verhalte es sich ähnlich: Frühblüher wie die Johannisbeeren, hätten dort, wo sie mit Vlies abgedeckt worden seien, überlebt, allerdings mit weniger Früchten an den Rispen. HobNördlingen bygärtner Faber erwartet bei Johannisbeeren eine gute Ernte. Die Ausfälle, die es bei Erdbeeren gegeben habe, führt er mehr auf die Trockenheit im Juni als auf den Frost zurück.
Da auch am Bodensee große Ausfälle zu beklagen sind, werden im Einzelhandel in diesem Jahr deutlich weniger heimische Äpfel und Birnen angeboten werden. Die Lindauer Obstbauern rechnen auch mit etwas höheren Preisen. Sie sprechen von einer existenzgefährdenden Situation.
Unterdessen bedroht die Kirschessigfliege die Kulturen. Und nicht nur auf Kirschen, wie der Name vermuten lässt, hat es die Kirschessigfliege abgesehen. Vor allem auch in die Herbsthimbeeren, die Brombeeren, aber auch die Trauben, die jetzt reif werden, legt sie massenhaft ihre Eier. Die geschlüpften Maden zerstören dann die Frucht von innen heraus. Erkennen kann man dies vor allem daran, dass die Früchte schnell matschig werden. Nur regelmäßiges Ernten hilft, am besten im Zwei-Tages-Rhythmus.