Werden Dieselfahrzeuge zum Ladenhüter?
Diskussion Die Kunden im Landkreis sind verunsichert und haben viele Fragen an die Händler. Wie die Verkäufer die Situation bewerten und wie sich die Zahl der angemeldeten Fahrzeuge entwickelt hat
Landkreis Es sind unruhige Zeiten für die Besitzer der 52699 Dieselfahrzeuge, die im Landkreis DonauRies aktuell zugelassen sind. In mehreren Städten, darunter München und Stuttgart, wird über Fahrverbote für Dieselfahrzeuge diskutiert, um die Vorgaben der Europäischen Union zu den Grenzwerten beim Feinstaub einhalten zu können. Geht es nach der Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, soll zudem der Preis für den Liter Diesel stark steigen. Durch Subventionen bestehe derzeit ein steuerlicher Vorteil von 18,4 Cent pro Liter gegenüber Benzin; das koste den Staat Milliarden Euro, argumentiert sie.
Die Unsicherheit ist längst auch unter den Kunden spürbar. So wollte ein Harburger seinen Diesel jetzt eigentlich verkaufen, hat sich aber kurzfristig entschieden, das Auto länger zu fahren, weil er deutliche Abschläge beim Restwert fürchtet. Das Fahrzeug ist neun Jahre alt, bestens gepflegt, ein Garagenfahrzeug.
Die Nachrichten über zu hohe Schadstoffwerte wirken sich bei den Autokäufern und -verkäufern sowie bei den Händlern aus. „Die Kunden haen viele Fragen“, berichtet Gernot Randi, der in seinem Autohaus in Donauwörth ausländische Fahrzeuge anbietet. Der Beratungsaufwand sei nach der Diskussion, die von der Politik angestoßen worden sei, groß, sagt Randi und gibt das wieder, was derzeit alle Autohändler im Landkreis erleben. Die Folge: Kaufzurückhaltung und Verunsicherung. Er rät dazu, die Ruhe zu bewahren. „Die Fakten sind lange bekannt, es gibt keine neuen Informationen.“
Händler Rainer Wernitz in Oberndorf wünscht sich mehr Klarheit. Er bedauert, dass die Politik mit der Diesel-Diskussion die Autofahrer dazu dränge, auf Elektroautos umzusteigen. Dabei hätten Diesel-Fahrzeuge nach wie vor ihre Vorteile. Die Zeche zahlten derzeit, so Wernitz, die Autofahrer und die Händler. Die Anreize durch die Automobilkonzerne, einen Neuen zu kaufen, seien gut, „aber wer hat schon das Geld, sich ein neues Fahrzeug zu kaufen, wenn er sich beispielsweise erst vor drei Jahren eines zugelegt hat?“
Gerade der Handel mit gebrauchten Dieselautos sei derzeit schwierig, räumt Gerd Böttcher vom gleichnamigen Autohaus in Rain ein. Er hoffe, dass über das Thema wieder vernünftiger diskutiert werde. So beurteilt die Situation auch Peter Straub in Donauwörth. Derzeit einen gebrauchten Diesel zu verkaufen sei, als ob man im Sommer Ski verkaufen möchte. Das sei bedauerlich, denn die Stimmung gegen den Diesel sei politisch motiviert. Die japanische Marke, die er in seinem Autohaus in Donauwörth führt, biete auch Elektroautos an. „Aber die Wartezeit ist bis auf ein Jahr angewachsen.“
Patrick Biller leitet den PkwVerkauf in einem Autohaus in Donauwörth. Er stellt bei den Kunden eine „gewisse Zurückhaltung“fest. Nach wie vor würden aber Dieselfahrzeuge von den Kunden bestellt. Er nimmt beim Neukauf ältere Die- selautos wie bisher nach dem Marktwert in Kauf. Fahrzeuge mit Euro-6-Norm seien sowieso nicht betroffen, andere würden vom Werk bei Bedarf nachgerüstet. Gerade für Vielfahrer rechne sich ein Dieselfahrzeug noch immer. Mit dem Thema Fahrverbot setzten sich natürlich viele Autofahrer auseinander. Aber manchmal sei es auch eine Überlegung, „beim Diesel zu bleiben“und das Auto bei einem möglichen Verbot in Großstädten abzustellen und die Reststrecke mit dem Taxi oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen.
Rainer Sens in Nördlingen spürt seit einigen Tagen eine starke Nachfrage für Elektroautos. Der Autohändler hat auch einige bereits verkauft. Die Wechselprämie, die sein französischer Lieferant für Modelle der Euro-Normen drei und vier anbietet, werde unterdessen schon gut angenommen. Bis zu 7000 Euro könnten Kunden da bekommen. Im Gebrauchtwagensektor sieht er langfristig keine Probleme. Sens: „Wer einen Diesel der Euro-Normen fünf und sechs fährt, muss sich ohnehin keine Gedanken machen.“
Die Händler wundern sich, dass nur über die Personenfahrzeuge gesprochen wird, während die große Frage sei, wie der Transport von Gütern realisiert werden soll, der zum Großteil auf der Straße stattfindet. Auch Polizei- oder Feuerwehrautos würden mit Dieselkraftstoff betrieben, verweisen sie.
Welche Tipps gibt es für DieselFahrer? Die Fahrzeuge können nachgerüstet werden. Kunden sollten das Gespräch mit der Werkstatt suchen. In der Kritik stehen derzeit vor allem deutsche Modelle, doch wie sieht es bei ausländischen Modellen aus? „Wenn die Autobesitzer kein Schreiben vom Hersteller bekommen haben, dann ist alles wie vor einem Jahr“, sagt Gernot Randi. Er und seine Kollegen glauben auch nicht, dass der Diesel zum Ladenhüter wird. Einer sagt: „Wenn die Bundestagswahl vorbei ist, wird sich alles wieder beruhigen.“
Die Zahl der im Landkreis zugelassenen Dieselfahrzeuge ist seit dem Jahreswechsel übrigens um 1663 gestiegen.