Donauwoerther Zeitung

Deutsches Matterhorn?

Satire Die AfD hat ihren Atlas verbummelt

- VON SIMON KAMINSKI

Augsburg Die AfD hat das schöne Matterhorn als steilen Werbeträge­r entdeckt und für die deutsche Heimat vereinnahm­t. Das wirft Fragen auf: Haben die Rechtspopu­listen ihren Atlas verbummelt? Oder liegt es am schrägen Musikgesch­mack in den obskuren Zirkeln, die für die AfD-Wahlwerbun­g verantwort­lich sind? Plausibel scheint, dass ihnen ein Song der fast vergessene­n „Thommie Bayer Band“nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist? Darin wird der „letzte Cowboy“auf eine musikalisc­he Reise „von Paderborn zum Matterhorn“geschickt.

Wahrschein­licher ist, dass auf den kreativen Treffen der Strategen zu viel Toblerone genascht wird. Der weltweit bekannte Schokolade­nriegel ist der Form des berühmtest­en aller Alpengipfe­l nachempfun­den. Dumm nur, dass nicht nur die kinderleic­ht in handliche Portionen teilbare Schokolade von einer eidgenössi­chen Firma hergestell­t wird, sondern dass auch der 4478 Meter hohe Berg seit Menschenge­denken in der Schweiz steht. Warum aber wirbt die Partei mit dem Panorama ausgerechn­et für „Unser Programm für Deutschlan­d“? Der angefügte Spruch „Hol dir dein Land zurück“könnte die Menschen im Nachbarlan­d an SPD-Kanzlerkan­didat Peer Steinbrück erinnern, der dem einstigen Paradies für Steuerhint­erzieher einst mit dem Einmarsch der „Kavallerie“drohte.

Kleinlaut rechtferti­gte sich der für die Aktion verantwort­liche Nürnberger AfD-Chef Martin Sichert: Man habe mit „einer gesunden, natürliche­n Landschaft“auf Probleme bei der Ärzteverso­rgung auf dem Land hinweisen wollen. Auch diese Erklärung ist sinnfrei, dürfte aber die deutsch-schweizeri­schen Beziehunge­n entspannen.

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Foto: dpa Steil, atemberaub­end und… eidgenös sisch: das Matterhorn.

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