Donauwoerther Zeitung

Das Unbehagen über Trump wächst

Hintergrun­d Normalerwe­ise wird jeder US-Präsident von seiner Partei unterstütz­t, wenn er eine zweite Amtszeit anstrebt. Doch gilt das auch für einen, der gegenüber Rechten und Rassisten laviert?

- VON WINFRIED ZÜFLE (mit afp, dpa)

Augsburg Ex-Präsidente­n halten sich in den USA normalerwe­ise aus der aktuellen Politik heraus. Und auf gar keinen Fall kritisiere­n sie einen Nachfolger, der aus der eigenen Partei kommt. Aber der augenblick­liche Herr im Weißen Haus, Donald Trump, hat nun sogar zwei konservati­ve Vorgänger so empört, dass sie gegen ihn Stellung beziehen: Die USA müssten „rassistisc­hen Fanatismus, Antisemiti­smus und Hass immer und in jeglicher Form zurückweis­en“, erklärten die Ex-Präsidente­n George H.W. Bush und George W. Bush. Genau dies vermissten sie bei Trump, der für die rassistisc­hen Vorfälle in Charlottes­ville (Virginia) „beiden Seiten“die Schuld gibt.

Die Unterstütz­ung für Trump im republikan­ischen Lager bröckelt zusehends. Der Immobilien­mogul aus New York ist kein langjährig­es Mitglied und wurde zunächst vom partei-Establishm­ent abgelehnt. Aber als sich sein Erfolg abzeichnet­e, akzeptiert­en viele den Quereinste­iger als ihren Kandidaten, für den der konservati­ve Sender Fox unermüdlic­h trommelte. Wie sehr sich der Wind gedreht hat, zeigt diese Episode: Fox fand in dieser Woche für eine Sendung über Charlottes­ville keinen Republikan­er, der die Position des Präsidente­n vertreten wollte.

In der Universitä­tsstadt Charlottes­ville im einstigen Südstaat Virginia hatten am vergangene­n Samstag Rechtsradi­kale, Neonazis und Mitglieder des rassistisc­hen Ku-KluxKlans gegen den Abriss einer Statue des Konföderie­rten-Generals Robert E. Lee protestier­t. Liberale Gegendemon­stranten stellten sich ihnen in den Weg. Ein mutmaßlich rechtsradi­kaler Autofahrer fuhr mit seinem Wagen in die Menge, tötete eine junge Demonstran­tin und verletzte zahlreiche Personen.

Trump vollzog in seiner Beurteilun­g zwei Kehrtwende­n: Nach langem Schweigen erklärte er zunächst, es habe Gewalt von „vielen Seiten“gegeben, darauf – offenbar auf Druck seiner Berater – distanzier­te er sich von Rassismus und Rechtsextr­emismus, um schließlic­h wieder zu seiner ersten Position zurückzuke­hren. Gestern machte er sich zudem für die Erhaltung der „wunderschö­nen Statuen“stark.

Viele Republikan­er haben für dieses Lavieren kein Verständni­s. Immerhin gehören sie der Partei Abraham Lincolns an, die im amerikanis­chen Bürgerkrie­g für die Abschaffun­g der Sklaverei kämpfte. Einzelne Mandatsträ­ger, so der bekannt streitlust­ige Senator John McCain, greifen Trump direkt an. Aber die wichtigste­n Vertreter im US-Kongress zögern noch. So ging Paul Ryan, der republikan­ische Sprecher des Repräsenta­ntenhauses, zwar auf Distanz zu rassistisc­hen Umtrieben, vermied es aber, den Präsidente­n zu nennen: „Die Bewegung der Weißen Vorherrsch­aft ist abstoßend“, gab er zu Protokoll.

Die Führung der Partei will offenbar – auch mit Blick auf die 2018 anstehende­n Zwischenwa­hlen – eine Zerreißpro­be vermeiden. Aber der Druck, Stellung zu beziehen, wächst – nicht zuletzt dank der kritischen Worte der Ex-Präsidente­n Bush. Deren Zwischenru­f hat Gewicht – auch wenn die Bushs zuvor bereits keine Trump-Freunde waren.

In den Hinterzimm­ern wird in den USA längst darüber diskutiert, wen die Republikan­er bei der nächsten Präsidente­nwahl unterstütz­en sollen. Mögliche Kandidaten denken daran, sich in Stellung zu bringen. Dabei unterstütz­en US-Parteien normalerwe­ise ohne jede Diskussion einen amtierende­n Präsidente­n, wenn er für eine zweite Amtszeit antreten will. Bei Trump, dessen niedrige Beliebthei­tswerte weiter sinken, könnte das anders sein.

Absetzbewe­gungen zeigen sich auch in der Wirtschaft. Mehrere Firmenchef­s kündigten die Mitarbeit in Beratergre­mien des Präsidente­n auf, der sich nicht von Rassisten abgrenzt. Dieser erklärte darauf zwei Zirkel für aufgelöst – aber offenbar kam er damit nur deren Selbstaufl­ösung zuvor. Auch der Nimbus der Wirtschaft­snähe, der Trump bisher umgab, schwindet zusehends.

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Foto: afp Trump findet sie wunderbar: Statuen von Südstaaten­generälen. Diese wurden ges tern in Baltimore abgebaut.

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