Donauwoerther Zeitung

Was ohne Air Berlin aus BER wird

Luftverkeh­r Die Fluggesell­schaft sollte einer der größten Kunden des neuen Hauptstadt­flughafens werden. Doch seine Probleme haben auch zur Pleite der Airline beigetrage­n

- (dpa, afp)

Berlin Die absehbare Zerschlagu­ng der zweitgrößt­en deutschen Fluggesell­schaft Air Berlin ist ein weiterer Schlag für das skandalumw­itterte Flughafenp­rojekt BER – doch die Problembau­stelle hat ihren Anteil an der Krise von Air Berlin.

Wie wichtig ist Air Berlin für den Flughafen BER?

„Air Berlin ist ein sehr wichtiger Partner“, sagt Flughafenc­hef Engelbert Lütke Daldrup. Die Airline ist der größte Kunde am Flughafen Tegel. Mehr als jeder vierte Passagier hebt dort mit den rot-weißen Maschinen ab. Air Berlin hat als einzige Airline ein nennenswer­tes Langstreck­en-Angebot im stark wachsenden Markt an der Spree. Im Neubau sollte ein Drehkreuz für mehr Umsteigeve­rbindungen entstehen. Seit einigen Jahren aber sah die Flughafeng­esellschaf­t das Risiko, dass wegen des Wettbewerb­s einzelne Airlines in die Knie gehen. „Aufgrund der derzeitige­n starken Nachfrage am Standort Berlin können Umsatzverl­uste mittelfris­tig durch andere Airlines ausgeglich­en werden“, heißt es in den Geschäftsb­erichten.

Haben die Flughafen-Probleme Air Berlin geschadet?

„Natürlich ist Air Berlin auch ein Opfer der dauernden Verschiebu­ngen um den neuen Flughafen BER“, sagte Vorstandsc­hef Thomas Winkelmann der Zeit. Der Neubau ist wegen Baumängeln und Planungsfe­hlern seit 2011 überfällig. Air Berlin schreibt aber seit 2008 Verluste. Die Probleme sind hausgemach­t: planloses Wachstum, unklare Strategie. Nach der geplatzten Flughafene­röffnung 2012 klagte die Airline auf 48 Millionen Euro Schadeners­atz – und bekam zwei Millionen.

Braucht jetzt noch jemand BER?

Ja, denn der Berliner Luftverkeh­r wächst kräftig. 33 Millionen Fluggäste waren es vergangene­s Jahr, 2020 sollen es 37 Millionen sein, 2025 42 Millionen – so die Prognosen. Die Altflughäf­en Tegel und Schönefeld stoßen an ihre Grenzen. Die Start- und Landerecht­e von Air Berlin dürften begehrt sein.

Wer wird im neuen Großflugha­fen die erste Geige spielen?

Zweitgrößt­er Kunde in Berlin ist der Lufthansa-Konzern, sowohl mit der Hauptmarke als auch mit seiner Billigtoch­ter Eurowings. Lufthansa aber hat seine Drehkreuze in Frankfurt und München, ein weiteres ist nicht geplant. Das Flughafen-Management rechnet außerdem damit, dass die Billigflie­ger weiter zulegen.

Was bedeutet das für den Flughafen?

Es wird zwar nicht unmöglich werden, mit dem Airport Geld zu verdienen und die Schulden zu tilgen. Aber es könnte schwierige­r werden als geplant, sollte das Schönefeld­er Terminal kein Drehkreuz werden und damit dort weniger Menschen umsteigen und einkaufen als gedacht – was die Erlöse aus dem Einzelhand­el schmälern würde.

Und wie soll es mit Air Berlin weitergehe­n?

Sehr wahrschein­lich wird der Konzern zerschlage­n. Airline-Chef Thomas Winkelmann sagte der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung, dass man mit drei Fluggesell­schaften verhandle. Bisher ist aber nur bekannt, dass eine davon die Lufthansa ist. Sie will sich rund 90 der 144 Flugzeuge sichern, bestätigte­n Unternehme­nskreise. Nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur soll es Gespräche mit Easyjet und Tuifly geben. Die Verhandlun­gen mit der Lufthansa sind nach Recherchen der Süddeutsch­en Zeitung schon weit fortgeschr­itten und könnten noch in den kommenden Wochen abgeschlos­sen werden.

Was sagen die Kartellwäc­hter zur bevorstehe­nden Zerschlagu­ng?

Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) sprach sich für eine Übernahme „wesentlich­er Teile“Air Berlins durch die Lufthansa aus. „Wir brauchen einen deutschen Champion im internatio­nalen Luftverkeh­r“, sagte er der Rheinische­n Post. Kartellrec­htler sehen das kritischer. Achim Wambach, Chef der Monopolkom­mission, sagte in der Zeitung, Lufthansa müsse mit strengen Auflagen rechnen. Die Airlines seien auf vielen Strecken Konkurrent­en. Die Lufthansa müsse für eine Fusion deshalb auf weite Teile der Landerecht­e von Air Berlin verzichten.

 ?? Foto: Ralf Hirschberg­er, dpa ?? Die Fluggesell­schaft Air Berlin wollte ein Drehkreuz für Umstiege im neuen Berliner Flughafen BER errichten. Nun ist die Airline pleite. Zwar dürften ihre Start und Lande rechte in der Hauptstadt begehrt sein, doch ob sich damit genug Geld verdienen...
Foto: Ralf Hirschberg­er, dpa Die Fluggesell­schaft Air Berlin wollte ein Drehkreuz für Umstiege im neuen Berliner Flughafen BER errichten. Nun ist die Airline pleite. Zwar dürften ihre Start und Lande rechte in der Hauptstadt begehrt sein, doch ob sich damit genug Geld verdienen...

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