Donauwoerther Zeitung

Bobadilla macht den Abflug

Bundesliga Der Wechsel des Angreifers überrascht wenig, der künftige Verein indes schon. Mit dem 30-Jährigen verlässt eine weitere Identifika­tionsfigur den FC Augsburg

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Wenn Stefan Reuter ungefragt auf dem Podium einer FCAPressek­onferenz erscheint, trägt sich beim FC Augsburg Außergewöh­nliches zu. Am frühen Donnerstag­nachmittag ist das der Fall. Und so erörtert der Geschäftsf­ührer Sport, dass Raúl Bobadilla den Fußball-Bundesligi­sten verlassen und sich Borussia Mönchengla­dbach anschließe­n wird. Das Überraschu­ngsmoment ist auf Reuters Seite. Am späten Nachmittag präsentier­t sich Bobadilla bereits im Borussia-Park, grinst in die Kamera und hält ein weiß-schwarzes Trikot mit der Nummer 26 in Händen. Zwischen zwei und drei Millionen Euro Ablöse sollen den Gladbacher­n die Dienste des bulligen Angreifers wert sein. Sie wissen, wen sie geholt haben: Bereits von Sommer 2009 bis Januar 2012 trug er ihr Trikot.

Dass FCA-Sportchef Reuter ungewohnt offen mit dieser Personalie umgeht, begründet er damit, dass es sonst „sehr komplizier­t“geworden wäre, mit dem Thema umzugehen. Am morgigen Samstag tritt der FCA in seinem Bundesliga-Auftaktspi­el beim Hamburger SV an (15.30 Uhr). Der Verantwort­liche will sich wohl Fragen ersparen, warum dieser oder jener Profi nicht im Kader gewesen ist.

Nach dem Pokalspiel in Magdeburg hatten gegensätzl­iche Aussagen im Zusammenha­ng mit dem zum Hamburger SV wechselwil­ligen Konstantin­os Stafylidis für Irritation­en gesorgt. Während der FCA erklärt hatte, der griechisch­e Abwehrspie­ler sei nicht fit, hatte der 23-Jährige über das soziale Netzwerk Instagram verkündet, er erfreue sich bester Gesundheit und verfolge vor dem Fernseher die Pokal-Begegnung seiner Mitspieler.

In der Causa Bobadilla sorgt der FCA präventiv für Klarheit. Reuter begründet den Verkauf mit dem Wunsch des Stürmers, Augsburg verlassen zu dürfen. Der Spieler wollte „mit neuer Motivation nochmals etwas angehen“. Dem Verein sei dieser Schritt schwergefa­llen, weil Bobadilla in Topform jeder Mannschaft weiterhelf­en könne, meint Reuter.

Erst im Frühjahr hatte der FCA Bobadillas Vertrag bis Sommer 2020 verlängert. Reuter rechtferti­gt: Dass Spieler den FCA verlassen, sei Teil der Augsburger Vereinspol­itik, Wie der Bundesligi­st den Abgang kompensier­en will? Reuter verweist auf den Kader, auf die vorhandene­n Spieler, die sein volles Vertrauen genießen würden. Neuzugänge schließt er aber nicht aus.

Bobadilla hatte sich vor vier Jahren dem FCA angeschlos­sen, in 105 Spielen erzielte er 29 Tore. Seit seinen Auftritten im Europapoka­l galt er als Publikumsl­iebling und Identifika­tionsfigur, mit Sprechchör­en feierten ihn die Fans auf den Rängen. Abwehrspie­ler fürchteten den Muskelmann wegen seiner teils groben Art Fußball zu spielen. Als ihn in der vergangene­n Saison wiederholt Verletzung­en zurückwarf­en, verlor er seinen Stammplatz. In der Endphase der Bundesliga­runde kam er über den Status eines Einwechsel­spielers nicht mehr hinaus, statt seiner stürmte der Isländer Alfred Finnbogaso­n. Das trug nicht unbedingt zur guten Stimmung Bobadillas bei, der ohnehin als launisch galt.

Die FCA-Verantwort­lichen wussten, dass sie es mit einem schwierige­n Charakter zu tun haben, einem Typen mit Ecken und Kanten. Sie sorgten für Bobadillas Wohlbefind­en und hofften, dass dieser mit Toren zurückzahl­en würde. Als der Argentinie­r sich im Mai 2014 wegen eines schweren Verkehrsde­likts vor einem Schweizer Gericht verantwort­en musste, stand ihm eine Augsburger Vereinsdel­egation bei; als Bobadilla Ende November 2014 am Rande des Augsburger Presseball­s in ein Handgemeng­e verwickelt war, stärkte der FCA dem auffällig tätowierte­n Kicker erneut den Rücken.

Zuletzt war wiederholt über einen Abgang des Südamerika­ners spekuliert worden. Teils hatte Bobadilla selbst über einen Abschied aus Augsburg gesprochen. Reuter wirkt wenig glücklich, dass Bobadillas künftiger Klub in der eigenen Liga konkurrier­t. Angebote aus dem Ausland seien aber „nicht konkret“und „belastbar“gewesen.

Vor Bobadilla haben unter anderem Dominik Kohr, Halil Altintop und Paul Verhaegh den FCA verlassen. Die Bundesliga­mannschaft bekommt ein anderes Gesicht, künftige Führungskr­äfte sind Kapitän Daniel Baier, Martin Hinteregge­r oder Finnbogaso­n. Reuter betont: „Für uns ist es wichtig, dass die Spieler sich voll mit ihrer Aufgabe identifizi­eren und ein gemeinsame­s Ziel verfolgen.“Womöglich traf das auf Bobadilla nicht mehr zu.

„Für uns ist es wichtig, dass die Spieler sich voll mit ihrer Aufgabe identifizi­eren.“Stefan Reuter, Geschäftsf­ührer Sport

 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Hängt künftig in Gladbach ab: Der Argentinie­r Raúl Bobadilla verlässt den FC Augs burg und spielt künftig für den Ligakonkur­renten.
Foto: Christian Kolbert Hängt künftig in Gladbach ab: Der Argentinie­r Raúl Bobadilla verlässt den FC Augs burg und spielt künftig für den Ligakonkur­renten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany