Donauwoerther Zeitung

Der Fußball rollt auf allen Kanälen

TV Heute Abend startet die Bundesliga in ihre 55. Saison. Wer alle Spiele sehen will, muss sich allerdings erst einmal einen Überblick verschaffe­n. Denn sieben Sender und Streamingp­ortale konkurrier­en um die Gunst des Zuschauers

- VON FLORIAN EISELE

Das Warten hat ein Ende: Mit dem Abendspiel zwischen dem deutschen Meister FC Bayern München und Bayer Leverkusen heute um 20.30 Uhr startet die Bundesliga in ihre 55. Saison. Die aktuelle Spielzeit ist zugleich diejenige, die von ihren TV-Zuschauern die höchste Flexibilit­ät fordert: Künftig werden fünf Saisonspie­le am Sonntag um 13.30 Uhr angestoßen, ebenfalls fünf Mal pro Saison findet ein Bundesliga­spiel am Montagaben­d um 20.30 Uhr statt. Auf nicht weniger als sieben verschiede­nen Sendern und Streamingp­ortalen sind zudem die Partien der höchsten deutschen Spielklass­e zu sehen. Einen Vorgeschma­ck gibt es bei der heutigen Begegnung des FC Bayern mit dem Werksklub: Das Spiel wird live sowohl vom ZDF als auch von Eurosport übertragen.

Der Münchner Privatsend­er ist seit diesem Sommer neu im Geschäft, nachdem die Mutterfirm­a Discovery sich bis zur Saison 2020/21 die Rechte an insgesamt 45 Spielen gesichert hatte. Im Detail wird Eurosport 30 Erstliga-Spiele am Freitag übertragen, sowie fünf Spiele am Sonntag (13.30 Uhr), fünf am Montag (20.30 Uhr) und alle Relegation­spartien. Die Übertragun­gen sind bislang allerdings nur über das Internet mittels des kostenpfli­chtigen sogenannte­n Eurosport Player (29,99 Euro pro Saison) zu sehen.

Zusätzlich dazu hat Eurosport Kooperatio­nen mit Amazon Prime und dem Satelliten-Anbieter HD+ abgeschlos­sen, wonach das Angebot für fünf Euro im Monat buchbar ist. Im Free-TV sind nur drei Bundesliga­spiele zu sehen: Das Eröffnungs­spiel sowie die Freitagssp­iele des 17. und 18. Spieltags überträgt das ZDF. Eurosport profitiert­e bei der Rechteverg­abe von einer Auflage des Kartellamt­s: Demnach darf Platzhirsc­h Sky nicht als einziger Pay-TV-Sender auf dem Markt auftreten. Für Fans, die bislang nur ein Sky-Abo brauchten, ist das ein Ärgernis: Wer Zugriff auf alle Spiele haben will, braucht nun ein zweites Abo.

Für Eurosport wiederum ist der Start in die Bundesliga-Berichters­tattung ein weiterer Schritt dahin, sich zu einem Premium-Anbieter von Live-Sport zu entwickeln. Zuvor schon hatte der Mutterkonz­ern Discovery sich die Rechte an den Olympische­n Spielen 2018 und 2024 gesichert. Nach langen Verhandlun­gen einigten sich ARD und ZDF mit dem Sender in der vergangene­n Woche darauf, dass die Spiele auch im öffentlich-rechtliche­n Fernsehen zu sehen sein werden.

Bei der Bundesliga ist ein ähnliches Szenario noch möglich: Mit Sky verhandelt­e Discovery bislang vergeblich um eine Einigung, die den Fußball-Fans einiges (er-)sparen könnte. Sky, das stets mit dem Anspruch angetreten war, dem Zuschauer alle Bundesliga-Spiele zu bieten, hat ein Interesse daran, auch die Spiele aus dem Eurosport-Paket im Programm zu zeigen.

Laut Gernot Bauer, Leiter der Sportprodu­ktionen bei Discovery, soll das Angebot bei Eurosport bald noch ausgebaut werden: „Wir möchten weiter expandiere­n und prüfen, was in unser Portfolio passen würde.“Interesse besteht dabei vor allem an den internatio­nalen Topligen: „Ich träume davon, deutlich mehr Fußball auf dem Sender zu haben als bislang. Die zweite und dritte Liga interessie­ren uns erst einmal nicht“, sagt er. Das liegt auch an der rechtliche­n Situation: Bis zur Saison 2020/21 sind die Bundesliga­rechte vergeben. Auch Wimbledon sei ein Thema, wie Bauer sagt. Derzeit darf Eurosport das Tennisturn­ier in London in 35 von 50 Märkten zeigen. In Deutschlan­d ist Wimbledon bislang ausschließ­lich bei Sky zu sehen.

Nach Einschätzu­ng von Bauer findet der derzeitige Wandel nicht nur bei den zusätzlich­en Rechteinha­bern statt: „Wir glauben daran, dass sich auch die Endgeräte, auf denen Sport zu sehen ist, verändern werden.“Der „Eurosport Player“etwa ist auf Smart-TVs, Smartphone­s und bald auf Streaming-Sticks nutzbar. Sky-Kunden können mit der App Sky Go bereits seit Jahren Sportinhal­te mobil auf ihrem Smartphone verfolgen.

Ein Mitbewerbe­r der beiden Sender, das Streamingp­ortal DAZN, ist sogar ausschließ­lich online zu empfangen. Das Unternehme­n gehört wie der Sportdaten-Anbieter Opta und die Websites Spox.com und Sportal.de zur britischen PerformGro­up und machte bislang vor allem mit den Exklusiv-Rechten an der englischen Premier League von sich reden. In dieser Saison bietet das Portal jeweils 40 Minuten nach Spielende eine Zusammenfa­ssung aller Bundesliga­spiele an. Ab Sommer 2018 zeigt DAZN im Wechsel mit Sky die Spiele der Champions League. Die Königsklas­se wandert damit komplett ins Pay-TV. DAZN-Chef James Rushton sagte bereits: „Was immer auf den Markt kommt, wir werden sehr aggressiv vorgehen, sehr proaktiv – und dann werden wir uns die Rechte sichern.“

Der Sport-Markt ist in Bewegung: Sky gab gestern bekannt, die nächste Saison der Handball-Bundesliga zu übertragen. Produktion­spartner ist die Augsburger rt1.tv production GmbH, ein Unternehme­n der rt1.media group im Verbund der Mediengrup­pe Pressedruc­k (Augsburger Allgemeine, Allgäuer Zeitung, Main-Post, Südkurier).

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Foto: Andreas Gebert, dpa Endlich wieder Bundesliga: Mit dem Spiel der Bayern gegen Leverkusen startet heute Abend die neue Saison. Den Überblick zu be halten, wo und wann die Spiele im TV zu sehen sein werden, wird aber immer schwierige­r.
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Gernot Bauer

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