Donauwoerther Zeitung

Unwetter: Schaden geht wohl in die Millionen Euro

Natur Nur wenige Ottinger sind dagegen versichert. Warum in der Kirche zunächst nicht aufgeräumt wurde

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Otting Im Unwetter geplagten Otting ist am Tag zwei nach der Überflutun­g weitgehend wieder Normalität eingekehrt – zumindest hat es äußerlich den Anschein. Wer jetzt durch den Ort fährt, bekommt kaum noch mit, welches Drama sich dort am Dienstag abgespielt hat. Ein Großteil des 800-Einwohner-Ortes stand nach Starkregen unter Wasser. Zahlreiche Keller liefen voll und bei einigen Gebäuden auch das Erdgeschos­s.

Viele Ottinger nahmen frei, um beim Aufräumen mit anzupacken. Auch aus den umliegende­n Gemeinden kamen Helfer. „Die Keller sind inzwischen leer. Der Abfallwirt­schaftsver­band hat stündlich die Container getauscht, sodass wir den Sperrmüll schnell wegbekomme­n haben“, sagte der Zweite Bürgermeis­ter Herbert Löfflad. Gestern war er mit Mitarbeite­rn des Landratsam­ts und des Wasserwirt­schaftsamt­s Donauwörth unterwegs wegen der entstanden­en Sach- und möglicher Umweltschä­den. In fünf Kellern mussten die Öltanks ausgepumpt werden.

Betroffene hoffen auf Unterstütz­ung durch die Politik

Die genaue Höhe der Schäden muss zwar erst noch ermittelt werden, es könne aber sein, dass diese bei mehreren Ottingern 30000 bis 50000 Euro betrage, so Löfflad. Auch steige die Zahl der betroffene­n Anwesen unter Umständen auf bis zu 100, das werde gerade ermittelt, fügt er an. Bislang war die Rede davon, dass 80 Gebäude betroffen seien. „Unsere Abfrage hat gezeigt, dass die wenigsten Ottinger eine Versicheru­ng für solch ein Ereignis besitzen. Ihnen bleibt wohl nur die Hoffnung, dass der politische Wille da ist, uns zu helfen“, informiert­e der Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter.

Entspreche­nde Bemühungen zu unterstütz­en, haben der stellvertr­etende Landrat Reinhold Bittner und der Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler angekündig­t. Fackler hat bereits mit dem bayerische­n Finanzund dem Umweltmini­sterium Kontakt aufgenomme­nen, um auszuloten, welche Möglichkei­ten der Freistaat sieht, um so schnell wie möglich zu helfen. „Zudem müssen wir zusammen mit dem Wasserwirt­schaftsamt prüfen, was getan werden kann, um in Otting solch gravierend­e Hochwasser mit derartigen Folgen zu verhindern“, betonte Fackler.

Nicht nur den Privatleut­en, sondern auch der Gemeinde drohen hohe Kosten. Allein beim Schützenhe­im, das von den Schützen angemietet wurde, aber der Gemeinde gehört, betrage der Schaden mindestens 100 000 Euro. Betroffen von dem Unwetter war auch das Rathaus. Immerhin blieb der Kindergart­en von den Wassermass­en verschont. Weniger Glück hatten die Kirche und der Friedhof. Letzterer stand komplett unter Wasser. Es nun geprüft werden, ob die Standfesti­gkeit der Grabsteine noch gegeben ist. Mit den Aufräumarb­eiten in der Kirche wird jetzt erst begonnen. „Wir mussten auf den Gutachter warten, der war heute da“, informiert­e Pfarrer Volker Kurz gestern. Die Fluten beschädigt­en die Sitzbänke, den Beichtstuh­l und die Podeste, auf denen Altäre stehen. Die Altäre selbst sind laut Kurz aber nicht betroffen. Geprüft werden muss auch, wie stark die Wände des Gotteshaus­es in Mitleidens­chaft gezogen wurden. Anders als in Wohnhäuser­n sind diese nicht mit wasserabwe­isender Dispersion­sfarbe gestrichen. Mit der Reinigung von St. Richard wird laut Pfarrer Kurz eine Spezialfir­ma beauftragt.

Dass das Unwetter derart massive Auswirkung­en hatte, ist auch der Lage Ottings geschuldet, das in einer Mulde liegt. Das Wasser strömte von allen Seiten hinab in den Ort. „In Monheim wären die Folgen bei der gleichen Regenmenge wahrschein­lich deutlich geringer gewesen“, glaubt Wetterexpe­rte Werner Neudeck. Verschärfe­nd sei ein anmuss deres Problem hinzugekom­men: „Solche Gewitter mit Starkregen sind gar nicht so selten. Allerdings sind diese oft mit heftigem Wind verbunden und ziehen schnell weiter. Diese Gewitterze­lle stand aber über Otting und bewegte sich fast gar nicht von der Stelle.“

In der Gemeinde regnete es am Dienstag in einer Stunde mehr als sonst üblicherwe­ise in der Region im ganzen August. Laut Neudeck fallen rund um Donauwörth im August im Schnitt 80 Liter Regen pro Quadratmet­er.

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Fotos (3): Anton Färber Die Kirche St. Richard in Otting wurde noch nicht gereinigt, weil sich zunächst ein Gutachter ein Bild von dem Ausmaß des Schadens machen sollte. Nun soll eine Spezialfir­ma damit beauftragt werden.
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Völlig leer geräumt ist derweil der Keller des Schützenhe­ims, wo normalerwe­ise geschossen wird.
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Foto: Bernreuthe­r Auch der Maibaum wurde Opfer des Unwetters und trieb durch die Gemeinde.
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Die Standfesti­gkeit der Grabsteine auf dem Friedhof muss geprüft werden.

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