Unwetter: Schaden geht wohl in die Millionen Euro
Natur Nur wenige Ottinger sind dagegen versichert. Warum in der Kirche zunächst nicht aufgeräumt wurde
Otting Im Unwetter geplagten Otting ist am Tag zwei nach der Überflutung weitgehend wieder Normalität eingekehrt – zumindest hat es äußerlich den Anschein. Wer jetzt durch den Ort fährt, bekommt kaum noch mit, welches Drama sich dort am Dienstag abgespielt hat. Ein Großteil des 800-Einwohner-Ortes stand nach Starkregen unter Wasser. Zahlreiche Keller liefen voll und bei einigen Gebäuden auch das Erdgeschoss.
Viele Ottinger nahmen frei, um beim Aufräumen mit anzupacken. Auch aus den umliegenden Gemeinden kamen Helfer. „Die Keller sind inzwischen leer. Der Abfallwirtschaftsverband hat stündlich die Container getauscht, sodass wir den Sperrmüll schnell wegbekommen haben“, sagte der Zweite Bürgermeister Herbert Löfflad. Gestern war er mit Mitarbeitern des Landratsamts und des Wasserwirtschaftsamts Donauwörth unterwegs wegen der entstandenen Sach- und möglicher Umweltschäden. In fünf Kellern mussten die Öltanks ausgepumpt werden.
Betroffene hoffen auf Unterstützung durch die Politik
Die genaue Höhe der Schäden muss zwar erst noch ermittelt werden, es könne aber sein, dass diese bei mehreren Ottingern 30000 bis 50000 Euro betrage, so Löfflad. Auch steige die Zahl der betroffenen Anwesen unter Umständen auf bis zu 100, das werde gerade ermittelt, fügt er an. Bislang war die Rede davon, dass 80 Gebäude betroffen seien. „Unsere Abfrage hat gezeigt, dass die wenigsten Ottinger eine Versicherung für solch ein Ereignis besitzen. Ihnen bleibt wohl nur die Hoffnung, dass der politische Wille da ist, uns zu helfen“, informierte der Bürgermeister-Stellvertreter.
Entsprechende Bemühungen zu unterstützen, haben der stellvertretende Landrat Reinhold Bittner und der Landtagsabgeordnete Wolfgang Fackler angekündigt. Fackler hat bereits mit dem bayerischen Finanzund dem Umweltministerium Kontakt aufgenommenen, um auszuloten, welche Möglichkeiten der Freistaat sieht, um so schnell wie möglich zu helfen. „Zudem müssen wir zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt prüfen, was getan werden kann, um in Otting solch gravierende Hochwasser mit derartigen Folgen zu verhindern“, betonte Fackler.
Nicht nur den Privatleuten, sondern auch der Gemeinde drohen hohe Kosten. Allein beim Schützenheim, das von den Schützen angemietet wurde, aber der Gemeinde gehört, betrage der Schaden mindestens 100 000 Euro. Betroffen von dem Unwetter war auch das Rathaus. Immerhin blieb der Kindergarten von den Wassermassen verschont. Weniger Glück hatten die Kirche und der Friedhof. Letzterer stand komplett unter Wasser. Es nun geprüft werden, ob die Standfestigkeit der Grabsteine noch gegeben ist. Mit den Aufräumarbeiten in der Kirche wird jetzt erst begonnen. „Wir mussten auf den Gutachter warten, der war heute da“, informierte Pfarrer Volker Kurz gestern. Die Fluten beschädigten die Sitzbänke, den Beichtstuhl und die Podeste, auf denen Altäre stehen. Die Altäre selbst sind laut Kurz aber nicht betroffen. Geprüft werden muss auch, wie stark die Wände des Gotteshauses in Mitleidenschaft gezogen wurden. Anders als in Wohnhäusern sind diese nicht mit wasserabweisender Dispersionsfarbe gestrichen. Mit der Reinigung von St. Richard wird laut Pfarrer Kurz eine Spezialfirma beauftragt.
Dass das Unwetter derart massive Auswirkungen hatte, ist auch der Lage Ottings geschuldet, das in einer Mulde liegt. Das Wasser strömte von allen Seiten hinab in den Ort. „In Monheim wären die Folgen bei der gleichen Regenmenge wahrscheinlich deutlich geringer gewesen“, glaubt Wetterexperte Werner Neudeck. Verschärfend sei ein anmuss deres Problem hinzugekommen: „Solche Gewitter mit Starkregen sind gar nicht so selten. Allerdings sind diese oft mit heftigem Wind verbunden und ziehen schnell weiter. Diese Gewitterzelle stand aber über Otting und bewegte sich fast gar nicht von der Stelle.“
In der Gemeinde regnete es am Dienstag in einer Stunde mehr als sonst üblicherweise in der Region im ganzen August. Laut Neudeck fallen rund um Donauwörth im August im Schnitt 80 Liter Regen pro Quadratmeter.