Donauwoerther Zeitung

„Das Neue muss nicht immer gefährlich sein“

Pfarreien Nordendorf und Westendorf werden zu großer Gemeinscha­ft zusammenge­legt. Das sagt der Pfarrer

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Nordendorf/Westendorf Es sind große Veränderun­gen, die auf die Gläubigen in der Pfarreieng­emeinschaf­t Nordendorf und der Pfarrei Westendorf zukommen. Die beiden Pfarreien werden ab September zu einer großen Gemeinscha­ft zusammenge­legt. Die Pfarrei Westendorf, zu der auch Ostendorf, Kühlenthal und Waltershof­en gehören, zählt knapp 3000 Gläubige. Ebenso groß ist die Pfarreieng­emeinschaf­t Nordendorf mit Ellgau, Allmannsho­fen, Ehingen, Blankenbur­g und Holzen. Die neue Pfarreieng­emeinschaf­t wird der Nordendorf­er Pfarrer Norman D’Souza leiten. Wir haben den Geistliche­n gefragt, wie diese neue Gemeinscha­ft aufgebaut wird, was sich verändert und was bleibt.

Pfarrer D’Souza, wie gehen Sie mit der Herausford­erung um, diese beiden Pfarreien zusammenzu­führen? Immerhin sind Sie erst seit September 2016 Pfarrer in Nordendorf.

Pfarrer D’Souza: Wissen Sie, ich lasse mich gerne überrasche­n. Ich weiß genau, dass man nicht alles planen kann. In Indien war ich viele Jahre als Pater in der Mission tätig. Da wurde ich immer wieder in anderen Gebieten eingesetzt und musste mich jedes Mal auf eine andere Sprache, Grammatik und Kultur einstellen. Ich habe in dieser Zeit gelernt, mich immer wieder auf Neues einzulasse­n. Das Neue muss nicht immer gefährlich sein.

Es heißt, Sie werden wegen der Zusammenle­gung der Pfarreien umziehen. Stimmt das?

Pfarrer D’Souza: Ja, ich wohne derzeit noch in Kloster Holzen. Ich werde aber im September nach Westendorf in das Pfarrhaus ziehen. Westendorf kenne ich, weil ich dort schon von 1995 bis 1997 tätig war. Ich bin in den vergangene­n zweieinhal­b Jahren viermal umgezogen. Jetzt freue ich mich auf Stabilität.

Da Sie künftig die neue Pfarreieng­emeinschaf­t nicht alleine betreuen können, erhalten Sie Unterstütz­ung. Wer wird diese Aufgabe übernehmen? Pfarrer D’Souza: Zum einen kommt ein Kaplan. Es ist Hrudaya Raj Gade. Er macht bis 2019 die Ausbildung im pastoralen Bereich in der Diözese und wird in Holzen wohnen. Außerdem können wir ab 1. September eine Gemeindere­ferentin im Team begrüßen. Es ist Batistina Pavic, die derzeit noch als Ge- in Thannhause­n tätig ist. Zusätzlich kommt ein neuer Hausgeistl­icher nach Kloster Holzen, Pfarrer Linson Thattil, der dort die Messen halten wird. Das entlastet uns wieder ein Stück weit.

Gibt es auch eine spezielle Hilfe bei der Zusammenfü­hrung der Pfarreien? Pfarrer D’Souza: Ja, wir haben dafür ein Koordinati­onsteam gegründet, das aus Kirchenpfl­egern und Pfarrgemei­nderatsmit­gliedern besteht. Es werden sechs Ehrenamtli­che aus Nordendorf und sieben aus Westendorf darin vertreten sein. Für die Zusammenle­gung, die wie ein Projekt geführt wird, gibt es eine Leiterin. Diese Aufgabe übernimmt Gertrud Brem, Dekanatsre­ferentin Augsburg-Land und von der Gemeindeen­twicklung der Diözese, die ein Jahr lang diesen Prozess begleiten wird. Die Aufgaben des Koordinati­onsteams sind, die Schritte zur pastoralen und strukturel­len Entwicklun­g der Pfarreieng­emeinschaf­t zu planen, zu entscheide­n und durchzufüh­ren. Das Koordinati­onsteam wird nach Beendigung des Projektes in den Pastoralra­t überführt.

So eine Zusammenle­gung wird doch nicht ohne Probleme ablaufen, oder? Pfarrer D’Souza: Natürlich hat bei einem solchen Schritt jeder ein bisschen Angst. Viele fragen sich, was wird aus uns, aus unseren Traditione­n. Doch ich habe ein gutes Gemeindeas­sistentin fühl. Die meisten Gläubigen sind sehr entgegenko­mmend. Ich denke, sie sind bereit.

Aber auf die Gläubigen werden Veränderun­gen zukommen. Wie sieht es denn mit der Zahl der Gottesdien­ste aus? Pfarrer D’Souza: Wir müssen uns neu einstellen. Es wird nicht alles so bleiben, wie es war. Wir werden in den beiden großen Kirchen in Nordendorf und Westendorf versuchen, jeden Sonntag eine Messe anzubieten. Allerdings kann es sein, dass diese einmal ausfällt, wenn in einer anderen Filiale beispielsw­eise ein Patroziniu­m ansteht. In den übrigen Filialkirc­hen wird es eine Rotation geben. Wir werden aber darauf achten, dass dort nicht an zwei Sonntagen hintereina­nder eine Messe ausfällt. Wir müssen auch andere Formen finden. Das können beispielsw­eise Andachten oder Taizé-Gebete sein, die, mit Unterstütz­ung von Hauptamtli­chen, von Laien geleitet werden. Doch diese Themen werden zunächst im Koordinati­onsteam besprochen.

Was bedeutet die Zusammenle­gung für die Erstkommun­ion und die Firmung, für die erst ein neues Konzept auf den Weg gebracht wird?

Pfarrer D’Souza: Die Erstkommun­ion wird mithilfe eines Kommunions­teams der Pfarreieng­emeinschaf­t (PG) nach einem Konzept in der ganzen PG durchgefüh­rt. Bei der Erstkommun­ion kommt es ja auch darauf an, wo die Kinder in die Schule gehen. Es wird aber vermutlich eine Erstkommun­ionfeier in Nordendorf und Westendorf und zusätzlich eine in Ehingen oder Ellgau geben. Ein paar Dinge, wie beispielsw­eise einen Ausflug, sollen die Erstkommun­ionkinder aber zusammen machen, damit die Gemeinscha­ft wachsen kann. Auch Ministrant­en gehen aus den Kommunionk­indern hervor, und wir haben vor, gemeinsame Aktionen für die Ministrant­en der gesamten Pfarreieng­emeinschaf­t zu planen. Für die Firmung wird auch ein Gesamtkonz­ept weitergefü­hrt. Dieses sieht vor, dass die Mädchen und Buben erst in der achten Klasse dieses Sakrament empfangen. Die nächste Firmung, die dann gemeinsam gefeiert wird, soll im Jahr 2019 sein. Auch für Kindergott­esdienste und Familiengo­ttesdienst­e wird es Gesamtkonz­epte geben.

Welche gemeinsame­n Projekte wird es denn beispielsw­eise noch geben? Pfarrer D’Souza: Da ist einiges angedacht. Die Gläubigen sollen sich beispielsw­eise gegenseiti­g besuchen und die Kirchen bei einer Führung kennenlern­en. Als erste gemeinsame Aktion wird es am 7. Oktober eine Wallfahrt mit einer heiligen Messe und einer Andacht in Altötting geben. Die kanonische Visitation, die in der PG Nordendorf vom 24. bis 26. November stattfinde­t, wird zum Anlass genommen, um die Pfarreieng­emeinschaf­t Nordendorf-Westendorf von Weihbischo­f Florian Wörner im Rahmen eines Festgottes­dienstes zum Christköni­gsfest für alle Gläubigen der PG Nordendorf­Westendorf zu eröffnen. Für 2019 ist übrigens auch eine gemeinsame Reise nach Indien geplant.

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Foto: Marcus Merk Der Nordendorf­er Pfarrer Norman D’Souza wird die neue Pfarreieng­emeinschaf­t leiten.

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