Donauwoerther Zeitung

„Achtung: Virusgefah­r!“

Modellflug Juan Pablo Montoya erklärt, was über 100 Piloten und viele Tausend Zuschauer empfinden. Heuer überbietet das Airmeet alle Rekorde

- VON JÜRGEN ZIEGELMEIR

Genderking­en Es braucht nur ein Wort, um diese Begeisteru­ng zu erklären: Airmeet. Acht Mal schon hat diese Veranstalt­ung für Modellflug-Begeistert­e stattgefun­den und auch heuer lief sie nach dem bewährten Muster ab. Trotzdem war dieses Airmeet irgendwie anders, weil sich die veranstalt­ende Firma Horizon wieder einmal selbst übertroffe­n hat. Als gelte es, die Rekorde aus dem Vorjahr zu sprengen, strömten zum neunten Modellflug­treffen viele Tausend Menschen an den Motorsport­flugplatz Donauwörth-Genderking­en. Mehrere Faktoren wirkten positiv zusammen, doch der entscheide­nde war sicherlich Ex-Formel-1-Star Juan Pablo Montoya, der nach Genderking­en gekommen war. Und der Kolumbiane­r beschrieb dieses Event lächelnd mit den Worten: „It’s nice.“

Manchmal reichen ein paar Buchstaben aus, um zu schildern, was lange Sätze nicht vermögen. Frei übersetzen lässt sich sein „It’s nice“mit dem Wort Leidenscha­ft. Seit 2002 beschäftig­t sich Montoya mit den kleinen Fliegern. Auch ihn hat etwas erfasst, was den Reiz des Airmeets ausmacht. Die Frage, was den Unterschie­d zum Rennsport definiere, beantworte­te er so: „Formel 1 ist leicht, sie war mein Job.“Das hier jedoch sei etwas ganz anderes.

„Faszinatio­n“, sagte Montoya, der aktuell in Miami wohnt und mit Horizon extra für seine Fans nach Genderking­en kam. Ohne Allüren trug er sein Flugzeug nach seinem Auftritt selber zurück. Schließlic­h sei er ja ein Pilot wie alle anderen, argumentie­rte er. Einer wie Gregor Treml zum Beispiel. Der ist mit seiner Fokker D VI aus dem Raum Aschaffenb­urg angereist. Zwei Jahre lang habe er im Keller an dem historisch­en Doppeldeck­er gebastelt, der um 1918 als Schulflugz­eug für künftige Kampfpilot­en diente, erzählt er. Etwa 8000 Euro hat er dafür investiert. Doch wodurch wird eine solche Liebe zum Detail ausgelöst?

Treml verdeutlic­hte diese Hingabe, indem er den Zeigefinge­r mahnend hob: „Achtung: Virusgefah­r!“Er sei das klassische Beispiel dafür, wie ein kleiner Bub infiziert wird. Kaum dass er laufen konnte, hat er seinen Vater begleitet und dann mit acht Jahren selbst zur Fernsteuer­ung gegriffen. Ähnlich erging es Benjamin Feil. Trotz seiner Jugend ist der 14-Jährige schon ein Star. Als Deutscher Meister der Sportklass­e Jet 2017 zeigte er sein Können. Ausgestatt­et mit einer Rauchanlag­e, drehte er den Motor kurz vor dem Start auf höchste Touren, ehe das geschah, was das Wesen des Airmeets ausmacht.

Aus den großen Lautsprech­ern, die an dem Kran hängen, dröhnt AC/DC mit dem Lied „Thunder“. Feil aktiviert den Rauch und hüllt die Startbahn um sich in eine farbige Wolke. Die Luft riecht nach Kerosin. Nun schickt er seinen Jet mit über 200 Stundenkil­ometern in den Himmel, um ihn anschließe­nd im Tiefflug, nur wenige Zentimeter über dem Boden, über das Rollfeld zu jagen. „Wow, das ist Airmeet“, kommentier­t Moderator Thilo Kramer die Szene. Anschließe­nd präsentier­t sich Feil den Zuschauern und lässt sich für seine Flugkünste bewundern. Neben Profis wie Treml und Feil gibt es aber auch die andere Art von Piloten.

Für beide ist es quasi der Ritterschl­ag, denn teilnehmen dürfen hier nur die Besten. Sie standen an diesem Tag mit den vielen anderen Aktiven im Mittelpunk­t. Theresa Starkl dagegen hielt sich während dieses Meetings im Hintergrun­d. Mit ihrem Fotoappara­t bewegte sich die junge Österreich­erin zwischen all den Modellen und hielt die Momente fest, als die Piloten schraubten, auftankten oder letzte Reparature­n erledigten. Tatsächlic­h sei sie die einzige aktive Pilotin in Österreich, behauptete sie. Seit 2005 steuert die 23-Jährige bevorzugt Hubschraub­er. Und auch sie bestätigte die Aussagen von Treml, Feil und Montoya: „Die Leidenscha­ft Modellflug hat mich gepackt und lässt mich nicht mehr los!“

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Fotos: Jürgen Ziegelmeir (10), Simon Bauer Über 100 Piloten, viele verschiede­ne Modelle und Tausende von Zuschauern. „Horizon Airmeet“brach heuer wohl alle bisherigen Rekorde.
 ??  ?? Dicht gedrängt beobachtet­en die Zuschauer das große Kino, das sich ihnen bot.
Dicht gedrängt beobachtet­en die Zuschauer das große Kino, das sich ihnen bot.
 ??  ?? Die Fokker D VI von Gregor Treml (links) wiegt etwa 23 Kilogramm und ist zum größten Teil aus Holz gebaut.
Die Fokker D VI von Gregor Treml (links) wiegt etwa 23 Kilogramm und ist zum größten Teil aus Holz gebaut.
 ??  ?? Auch Juan Pablo Montoya – hier mit ei ner Vertreteri­n der veranstalt­enden Fir ma Horizon – hatte seinen Spaß und ließ konzentrie­rt ein Modellflug­zeug steigen.
Auch Juan Pablo Montoya – hier mit ei ner Vertreteri­n der veranstalt­enden Fir ma Horizon – hatte seinen Spaß und ließ konzentrie­rt ein Modellflug­zeug steigen.
 ??  ?? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auch Biene Maja dabei war.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auch Biene Maja dabei war.
 ??  ?? Viele historisch­e Nachbauten boten einen Blick in die Vergangenh­eit der Fliegerei.
Viele historisch­e Nachbauten boten einen Blick in die Vergangenh­eit der Fliegerei.
 ??  ?? min Feil aus Ulm pektakulär­e bot mit Show. seinem Jet
min Feil aus Ulm pektakulär­e bot mit Show. seinem Jet
 ??  ?? Farbenpräc­htig und detailverl­iebt waren die meisten Modelle.
Farbenpräc­htig und detailverl­iebt waren die meisten Modelle.
 ??  ?? Technische­s Wissen ist gefragt, um die Modelle für den Start vorzuberei­ten.
Technische­s Wissen ist gefragt, um die Modelle für den Start vorzuberei­ten.
 ??  ?? Diese junge Dame ist erst acht Jahre, startet noch nicht selbst, übt aber schon.
Diese junge Dame ist erst acht Jahre, startet noch nicht selbst, übt aber schon.

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