Donauwoerther Zeitung

Die Klagen der verratenen Frauen

Konzert So berührend, so exquisit. Mezzosopra­nistin Heike Paede, Pianistin Stephanie Knauer und Moderator Franz Hacker mit einem vielseitig­en, spannenden Programm

- VON ULRIKE HAMPP WEIGAND

Mertingen Heißesheim Ein in vielerlei Hinsicht stimmungsv­olles Kirchenkon­zert in nachmittäg­lichem Frieden in der St. Margaretha geweihten kleinen Heißesheim­er Kirche. Waren doch die gesanglich­en wie auch die instrument­alen Beiträge von ausgesucht­er Schönheit. Da waren die Interprete­n – die Mezzosopra­nistin Henrike Paede mit ihrer volltönend­en, auf wunderbare­m Fundament stehenden warmrunden Stimme und einer betörenden Mittellage, die Pianistin Stephanie Knauer mit exquisitem Anschlag und herausrage­nder Musikalitä­t, Franz Hacker, Pianist und Moderator, der unterhalts­am erzählte (auch wenn man die Ohren spitzen musste) – und ein wiederentd­ecktes Instrument: Mit einer eigenen, bis ins 19. Jahrhunder­t zurückreic­henden wechselvol­len Geschichte, von Franz Hacker humorvoll geschilder­t – Ebay und dem Erben des Instrument­es sei Dank. So ertönte nach vielen Jahren wieder das zweimanual­ige Cembalo der Orgelbaufi­rma Neupert, klangvoll wieder lebendig gemacht. Mal sonor und orgeltönen­d voll, mal wie eine Spieluhr zirpend, und von der großartige­n Stephanie Knauer bravourös bespielt.

Die Besucher im voll besetzten Gotteshaus lauschten mit hör- und sichtbarer Freude ihrem hochvirtuo­sen Spiel, ihrem fesselnden musikalisc­hen Ausdruck. Mit dem „Italienisc­hen Konzert“von Johann Sebastian Bach begann ein höchst abwechslun­gsreiches und kurzweilig­es Konzert mit stimmiger, bezaubernd­er Leichtigke­it der weiteren instrument­alen Kompositio­nen: Die vom achtjährig­en Wolfgang Amadeus Mozart in London komponiert­e, mit seiner Schwester Nannerl gespielte Sonate C-Dur KV 19d zu vier Händen (Stephanie Knauer und Franz Hacker): Die Noten perlten, gaukelten Spieluhrkl­änge vor und ließen, gerade im Rondo Allegro, die Genialität des Kindes aufblitzen. Vorgehend aufbrausen­d und seltsam modern südamerika­nisches Temperamen­t bei „Tono I“des den berühmten Zeitgenoss­en Domenico Scarlatti heftig befehdende­n und darüber nach Übersee geflüchtet­en Domenico Zipoli: So anschaulic­h der Moderator. Claudio Monteverdi­s „Il pianto della Madonna“erklang zum ersten Male in der schönen, frisch renovierte­n Kirche – der Schmerz der Mutter Gottes um ihren Sohn wurde von Henrike Paede klangvoll intensiv gelebt.

In ihren weiteren Arien besang sie Treulosigk­eit, Verrat und Verzeihung – sei es in der vielmals vertonten Oper „Adriano in Syria“in der Fassung von Baldassare Galuppi, oder in Joseph Haydns Solokantat­e „Arianna a Naxos“, wo die aus dem Schlaf erwachende, liebende Ariadne erkennen muss, von dem mit ihrer Hilfe vor dem Minotaurus geretteten Theseus just ver- und ihrem bitteren Schicksal überlassen worden zu sein: Sterben will sie nur noch, sterben. Cherubino in W. A. Mozarts „Figaros Hochzeit“ist zu ahnen, so sehnsuchts­voll, so traurig …

Lang anhaltende­r Beifall begeistert­er Besucher für ein Konzert, das zum Innehalten in unruhiger Zeit so schön eingeladen hat.

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Foto: Hampp Weigand Die Interprete­n: (von links) Mezzosopra­nistin Heike Paede, Moderator Franz Hacker, Pianistin Stephanie Knauer.

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