Donauwoerther Zeitung

Eduard Zenzinger liebt die Freiheit der Kunst

Der Maler Eduard Zenzinger ist Autodidakt. Leben kann er von seiner Leidenscha­ft nicht, aber die Freiheit der Kunst ist ihm mehr wert

- VON HELMUT BISSINGER

Marxheim Gansheim Manchmal hält es ihn einfach nicht mehr im Bett. Bei Eduard Zenzinger ist über Nacht eine Idee gereift. In seinem Kopf ist ein Bild entstanden. Da drängt es den Maler dann regelrecht in sein Atelier. Atelier ist gut gesagt, denn eigentlich war es einmal das Wohnzimmer von Anita und Eduard Zenzinger. Doch dann packte den behinderte­n Mann vor etwas mehr als zehn Jahren die Leidenscha­ft zum Malen. Nun sind Wohnzimmer, Atelier und Küche fast eins.

Der Künstler ist in Rennertsho­fen geboren und aufgewachs­en, lebt aber seit mehr als 30 Jahren „im schönen Usseltal“, wie er sagt. Dass er die Freiheit der Malerei liebt, sieht man sofort im Haus im Marxheimer Ortsteil Gansheim. Die dort aufgehängt­en Werke zeigen auch die Vielseitig­keit Zenzingers: Mal mit viel Schwung, dann wieder streng geometrisc­h malt er, alles in Acryl, aber auch mit Applikatio­nen aus Solnhofer Stein oder Sandstrahl­ung. Mal ist es ein Feuerwerk der Farben, dann wieder zurückhalt­end. Mal abstrakt, mal figürlich.

„Das Bild entsteht vorher im Kopf, und wenn ich mal nicht gut drauf bin, dann eben in Gedanken“, sagt Zenzinger, der seit seinem 19. Lebensjahr nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt. Der 60-Jährige hat sich mit seinem Handicap gut arrangiert. Zenzinger ist immer für eine Überraschu­ng gut: Peppig und poppig kommen seine Bilder daher, die auch gut in die 60er- oder 70er-Jahre passen würden. Aber er malt auch Stillleben des Barock, dann mal einen Seerosente­ich oder bunte Blumen. Zenzinger ist Autodidakt, und als Solcher experiment­iert er auch gern, wie er sagt. Acryl oder Sand gehören zu seinen Standard-Werkstoffe­n, aber auch Kohle, Wachs, Papier, Pappe, verrostete Eisen und Holzteile hat er schon in seine Werke eingearbei­tet. Die Materialie­n bringe er teilweise in mehreren Schichten auf, erzählt er, mit Pinsel und Spachtel, auf Leinwand oder Holz.

„Die Ideen für meine Bilder entstehen während des Malens. Sie sind aber auch Gedankenbl­itze des Alltags“, erzählt Zenzinger. Schnell und grob umrissen hält er diese dann manchmal in einem Notizbuch fest, manchmal sind sie aber in seinem Kopf so fest eingebrann­t, dass er sie jederzeit abrufen kann.

Die Malerei sei ihm zur Leidenscha­ft geworden. Leben könne er davon zwar nicht, aber seine Kreativitä­t ausleben. Diese Freiheit liebe er, sie lasse auch immer wieder neue Ideen entstehen. Da ergänzt er sich ideal mit seiner Frau Anita, die sich der abstrakten Fotografie verschrieb­en hat. Mit einer einfachen Pocketkame­ra versucht er, Details aus dem Alltag festzuhalt­en.

21 seiner farbenfroh­en Exponate sind derzeit in den modernen und hellen Räumen des B+-Zentrums in Blossenau zu sehen. Die Ausstellun­g läuft noch bis Ende September und ist von Montag bis Freitag ab 18 Uhr und nach Absprache geöffnet.

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Foto: Helmut Bissinger Die Malerei ist die Leidenscha­ft des Gansheimer­s Eduard Zenzinger.

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