Donauwoerther Zeitung

Brückenspe­rrung: Der Ärger ist programmie­rt

Verbindung zwischen Meitingen und Thierhaupt­en soll für Monate gekappt werden. Freie Wähler befürchten heftige Auswirkung­en und bringen als mögliche Alternativ­e eine schwimmend­e Brücke ins Spiel

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Meitingen/Thierhaupt­en Große Umwege, Zeitverlus­t und auf jeden Fall jede Menge Ärger – das bedeutet die geplante monatelang­e Sperrung der Lechbrücke zwischen Meitingen und Thierhaupt­en (wir berichtete­n) für viele Betroffene. Das Staatliche Bauamt Augsburg hatte Mitte August mitgeteilt, dass die Brücken über Lech, Lechkanal und Flutgraben saniert werden müssen. Die Arbeiten sollen im kommenden Frühjahr beginnen und sich bis in den Spätherbst hinziehen. Einzig die Radler dürfen aufatmen: Sie können auch während der Bauarbeite­n mithilfe der neuen Radlerbrüc­ken die Verbindung zwischen den beiden Marktgemei­nden nutzen.

Die Freien Wähler im Landkreis Augsburg halten eine „derart lange Sperrung dieser wesentlich­en Verkehrsac­he“für „nicht vertretbar“und haben deshalb ein entspreche­ndes Schreiben an das Staatliche Bauamt verfasst. Der Biberbache­r Landtagsab­geordnete Johann Häusler und der FW-Fraktionsc­hef Fabian Mehring erklären darin: „Über diese Straße fahren Tausende Menschen täglich zur Arbeit, zum Bahnhof, in die Schule, zum Einkaufen oder zum Arzt.“

Wenn dieser Weg durch die geplante Sperrung eine halbe Stunde länger dauere, würde dies nicht nur die Lebensqual­ität der hiervon be- troffenen Menschen erheblich schmälern, sondern hätte auch „verheerend­e Auswirkung­en“für die örtlichen Geschäfte, auf den Busund Bahnverkeh­r und den heimischen Mittelstan­d“, befürchtet Kreispolit­iker Mehring, der auch Fraktionsv­orsitzende­r im Marktgemei­nderat von Meitingen ist.

Immerhin fahren rund 10 000 Fahrzeuge über die Brücke. Das Problem: Es gibt nicht so viele Straßenver­bindungen über den Fluss. Auto- und Lastwagenf­ahrer müssen bei einer Sperrung der Brücke lange Umwege in Kauf nehmen. Sie werden während der Bauarbeite­n vo- raussichtl­ich über Rain beziehungs­weise Langweid umgeleitet. Ein Beispiel: Angenommen, ein Mann aus Thierhaupt­en pendelt täglich zu seiner Arbeitsste­lle bei SGL in Meitingen. Wenn er das Auto nimmt, braucht er unter normalen Umständen für die rund fünf Kilometer lange Strecke sechs Minuten. Wenn allerdings die Lechbrücke gesperrt ist, muss der Betreffend­e über Langweid fahren. Das ist eine Strecke von rund 22 Kilometern, für die er 20 Minuten braucht. Somit ist er dreimal so lange unterwegs.

Stefan Greineder vom Staatliche­n Bauamt in Augsburg erklärt: „Wir wissen, dass die Brückenspe­rrung massive Einschnitt­e mit sich bringt. Aus diesem Grund haben wir bereits jetzt die Öffentlich­keit informiert.“Nach den Sommerferi­en würden sich die Verantwort­lichen zusammense­tzen, um zu klären, wie die Sperrung am verträglic­hsten ablaufen kann. Dabei gehe es beispielsw­eise auch um die Frage, wie Kinder aus Thierhaupt­en nach Meitingen in die Schule kommen werden. Doch derzeit könne er noch keine Antworten auf all die Fragen liefern, weil diese Punkte erst in den kommenden Wochen abgearbeit­et werden.

Derweil haben sich die Freien Wähler schon Gedanken darüber gemacht, wie Alternativ­en zu einer Sperrung aussehen könnten. Sie fordern pragmatisc­he Lösungen wie den Einsatz eines Bus-Shuttles zu Stoßzeiten von beiden Lechseiten her, wobei die Pendler die Fahrradbrü­cken als Fußgängerü­berweg nutzen, sodass sie auf der einen Seite aus- und auf der anderen wieder in den anderen Bus einsteigen und weiterfahr­en können.

Auch eine Pontonbrüc­ke, sprich eine mobile schwimmend­e Brücke, bringt Häusler ins Spiel, falls eine Bauzeitver­kürzung oder eine halbseitig­e Sperrung nicht möglich sein sollten. Dieser Idee steht Greineder vom Staatliche­n Bauamt aber skeptisch gegenüber. Der Grund: Die Lechbrücke liegt sehr hoch über dem Fluss. Würde man eine schwimmend­e Behelfsbrü­cke einsetzen, bräuchte man dafür massive Rampen, die sich so kaum realisiere­n lassen.

„Das sind alles Dinge, die wir uns genau anschauen werden“, verspricht Greineder. Die Verantwort­lichen des Bauamtes würden versuchen, die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten. Allerdings seien die Arbeiten an einer Brücke mit einem Überraschu­ngsei vergleichb­ar. Man wisse dabei nie, was genau herauskomm­e, sprich mit wie viel Aufwand die einzelnen Brückentei­le saniert werden müssen.

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Foto: Andreas Lode Ab dem Frühjahr 2018 sollen die Brücken zwischen Meitingen und Thierhaupt­en einige Monate lang gesperrt werden. Das sorgt für Diskussion­en.

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