Vom Probenraum auf die Festivalbühnen
Die Band Muntermonika tourt durch ganz Bayern, aber ihre Heimat bleibt Thierhaupten. Jetzt geht es für die drei Jungs ans zweite Album
Thierhaupten Mitten in einer Wohnsiedlung in Thierhaupten steht eine kleine Holzhütte. Eine Gartenlaube oder ein Geräteschuppen, könnte man meinen. Aber in Wahrheit ist darin ein Probenraum mit kleinem Musikstudio versteckt. Die drei Jungs der Band Muntermonika – Julian Schuster aus Thierhaupten, Moritz Ludl aus Herbertshofen und Nicolas Uhl aus Lützelburg – treffen sich dort mindestens zweimal die Woche. Bis in die frühen Abendstunden basteln sie in ihrer „Hüttn“an neuen Nummern oder planen die nächsten Auftritte.
Allein im Juli hatte Muntermonika mindestens zwei Auftritte pro Woche. In der Region war das Trio mehrfach zu hören: Anfang Juli traten sie auf dem Neusässer Stadtfest auf, und bei dem Rainer Winkel Festival auf Gut Sulz waren sie als Vorgruppe der Wellküren gebucht.
Seit 2016 geht es für die jungen Musiker steil nach oben. Im Dezember 2015 holten sie sich den zweiten Platz beim alljährlichen Wettbewerb „Band des Jahres“vom Augsburger Kulturmagazin Während ihres Auftritts im Finale wurden sie von der Münchener Musikagentur Südpol entdeckt. Damals war die Band noch als Duo unterwegs. Erst seit Anfang des Jahres ist auch Nicolas Uhl mit dabei. Der ehemalige Klassenkamerad ergänzt die beiden Gitarristen und Sänger mit seinem Kontrabass und seiner Trompete.
Aber alles der Reihe nach. Angefangen hat es für Muntermonika mit einem Tippfehler. Damals unternahmen Julian und Moritz, die von Freunden und Fans nur Ju und Mo genannt werden, erste musikalische Versuche. Muntermonika sollte eigentlich Mundharmonika heißen, eben jenes Instrument, das in vielen ihrer Songs zum Einsatz kommt. Anfangs schrieben sie ihre Texte auf Englisch, übersetzten sie mit der Zeit ins Deutsche, und am Ende wurden sie bayerisch gesungen.
Das Singen im Dialekt fühle sich einfach ehrlicher an, sagten die beiden Sänger. Nicolas, der von allen nur Nici genannt wird, singe bis jetzt noch nicht. „Ich bin noch nicht so sicher im Dialekt, aber das ist das nächste Ziel“, sagte der Lützelburger. Denn in Zukunft wollen sie zu dritt singen und noch weitere Lieder schreiben.
In welches Genre ihre Musik am besten gesteckt werden könne, werden sie oft gefragt, sagte Moritz. „Des is aber gar net so leicht“, meinte er grinsend. Mit bayerischer Mundart werde es aber vermutlich ganz gut getroffen. Um bei Auftritten die Vorstellung und die leidige Frage nach dem Genre zu umgehen, spielen die drei Musiker immer ihr Startlied „Dehre“, nach dem auch ihr erstes Album benannt ist.
dem Stück stellen sie sich und ihre Musik vor: Ihre Lieder sind auf Deutsch, Englisch und Bayerisch und sind entweder gecovert oder selbst geschrieben. „Wenn ma Bock auf Musi ham, dann spiel ma stundenlang, denn Musik ist unsere Leidenschaft“, lautet eine Zeile aus dem Songtext, der ein wilder Mix aus Hochdeutsch und Bayerisch ist. Rund 15 Titel, die sie selbst geschrieben und komponiert haben, zählen bereits zu ihrem Programm. Sechs Stücke wurden im vergangenen Jahr auf dem Album „Dehre EP“veröffentlicht. Und auch ein zweites Album sei in Planung, aber alles Schritt für Schritt. „Wir lassen uns die Zeit, die wir dafür brauchen.“
In all ihren Stücken verpacken sie immer viel Persönliches. Für die Texte sei Mo zuständig, oft komme er schon mit einem fertigen Liedtext zur Probe, in der sie dann gemeinsam die Melodie komponieren. So war es auch mit ihrem Titel „Dehre“.
Der Titel sei eine Abkürzung von „Habe die Ehre“, das als Begrüßungsfloskel in ihrem Freundeskreis werde, erklärten die Musiker. Überhaupt ist für Ju und Mo die Thierhauptener Heimatgemeinde wichtig. Bis heute sind sie bei der örtlichen Pfadfindergruppe aktiv und lassen sich auch die alljährliche Festwoche nicht entgehen. Ob auf dem Kreuzberg an neuen Liedtexten zu feilen oder mit Freunden feiern – all das ist für sie Thierhaupten. „Von dort für immer wegzugehen ist unvorstellbar.“
In ihrem Song „Sowas wie ein Antrag“singen die drei über ihre Freunde, mit denen sie ihr Leben teilen. Der Freundeskreis aus dem Heimatort ist eine unglaubliche Stütze für die jungen Musiker: Fast auf jeden Auftritt kommt er mit und feuert sie an.
Verständlich, dass sie auch bei dem Dreh für das offizielle Musikvideo von „Drah di um“als Statisten mit dabei waren. Seit dem Aus im Finale um den Titel „Band des Jahres 2016“ist viel passiert. Muntermonika spielte erste große Auftritte, trat auf Festivalbühnen wie dem Augsburger Modular-Festival auf und war als Vorgruppe für Volksmusikbands wie Blechbixn, WellküIn ren oder Deschowieda engagiert. Es sei schon immer ein besonderes Gefühl, wenn man als Vorgruppe von erfolgreichen Bands spielen dürfe, sagte Moritz und erinnerte sich an den Auftritt in Gut Sulz zurück. Ende Juli waren sie dort als Vorprogramm der Wellküren engagiert. Ganz neu ist das für Muntermonika aber inzwischen nicht mehr. Denn bereits im vergangenen Herbst und Frühjahr waren sie mit Deschowieda, einer bayrischen Folk-Band aus Erding, auf Tour.
Und auch die dritte Tour als Vorgruppe ist schon geplant: Ab September wird die Thierhauptener Band die vier Musikerinnen von Blechbixn begleiten.
Wenn erfahrene Künstler einem nach dem Auftritt auf die Schulter klopfen und den Auftritt loben, sei das etwas ganz anderes, als wenn Eltern oder Freunde nach dem Bühgenutzt nenauftritt gratulieren, sagte Julian. Aber auch für die musikalische Entwicklung seien die Auftritte als Vorband enorm wichtig, denn „wir werden dabei automatisch geformt und können unsere Musik verfeinern“.
Und trotz des ganzen Erfolgs werden auch in Zukunft in der selbst gebauten Hütte die Texte vertont, Videos für Youtube gedreht und neue Auftritte geplant. Neben der Musik ist Julian gelernter Industriemechaniker und Zimmerer. Die Hütte, in der Bandraum und Studio untergebracht sind, hat der 24-Jährige selbst in den elterlichen Vorgarten gebaut. Nicolas ist 22 Jahre alt und studiert an der Universität Augsburg Lehramt für die Fächer Musik und Deutsch. Der ebenfalls 22-jährige Moritz schlägt sich derzeit noch mit Gelegenheitsjobs durch und fokussiert sich ganz auf die Musik. Ab Herbst will aber auch er an die Uni wechseln, um dort Erziehungswissenschaften zu studieren. Deshalb aber mit der Musik aufzuhören stehe nicht zur Debatte. „Dafür ist uns das Spielen viel zu wichtig.“
„Dafür ist uns das Spielen viel zu wichtig.“
Moritz Ludl