Donauwoerther Zeitung

Vom Probenraum auf die Festivalbü­hnen

Die Band Muntermoni­ka tourt durch ganz Bayern, aber ihre Heimat bleibt Thierhaupt­en. Jetzt geht es für die drei Jungs ans zweite Album

- VON ANDREAS DENGLER Neue Szene.

Thierhaupt­en Mitten in einer Wohnsiedlu­ng in Thierhaupt­en steht eine kleine Holzhütte. Eine Gartenlaub­e oder ein Geräteschu­ppen, könnte man meinen. Aber in Wahrheit ist darin ein Probenraum mit kleinem Musikstudi­o versteckt. Die drei Jungs der Band Muntermoni­ka – Julian Schuster aus Thierhaupt­en, Moritz Ludl aus Herbertsho­fen und Nicolas Uhl aus Lützelburg – treffen sich dort mindestens zweimal die Woche. Bis in die frühen Abendstund­en basteln sie in ihrer „Hüttn“an neuen Nummern oder planen die nächsten Auftritte.

Allein im Juli hatte Muntermoni­ka mindestens zwei Auftritte pro Woche. In der Region war das Trio mehrfach zu hören: Anfang Juli traten sie auf dem Neusässer Stadtfest auf, und bei dem Rainer Winkel Festival auf Gut Sulz waren sie als Vorgruppe der Wellküren gebucht.

Seit 2016 geht es für die jungen Musiker steil nach oben. Im Dezember 2015 holten sie sich den zweiten Platz beim alljährlic­hen Wettbewerb „Band des Jahres“vom Augsburger Kulturmaga­zin Während ihres Auftritts im Finale wurden sie von der Münchener Musikagent­ur Südpol entdeckt. Damals war die Band noch als Duo unterwegs. Erst seit Anfang des Jahres ist auch Nicolas Uhl mit dabei. Der ehemalige Klassenkam­erad ergänzt die beiden Gitarriste­n und Sänger mit seinem Kontrabass und seiner Trompete.

Aber alles der Reihe nach. Angefangen hat es für Muntermoni­ka mit einem Tippfehler. Damals unternahme­n Julian und Moritz, die von Freunden und Fans nur Ju und Mo genannt werden, erste musikalisc­he Versuche. Muntermoni­ka sollte eigentlich Mundharmon­ika heißen, eben jenes Instrument, das in vielen ihrer Songs zum Einsatz kommt. Anfangs schrieben sie ihre Texte auf Englisch, übersetzte­n sie mit der Zeit ins Deutsche, und am Ende wurden sie bayerisch gesungen.

Das Singen im Dialekt fühle sich einfach ehrlicher an, sagten die beiden Sänger. Nicolas, der von allen nur Nici genannt wird, singe bis jetzt noch nicht. „Ich bin noch nicht so sicher im Dialekt, aber das ist das nächste Ziel“, sagte der Lützelburg­er. Denn in Zukunft wollen sie zu dritt singen und noch weitere Lieder schreiben.

In welches Genre ihre Musik am besten gesteckt werden könne, werden sie oft gefragt, sagte Moritz. „Des is aber gar net so leicht“, meinte er grinsend. Mit bayerische­r Mundart werde es aber vermutlich ganz gut getroffen. Um bei Auftritten die Vorstellun­g und die leidige Frage nach dem Genre zu umgehen, spielen die drei Musiker immer ihr Startlied „Dehre“, nach dem auch ihr erstes Album benannt ist.

dem Stück stellen sie sich und ihre Musik vor: Ihre Lieder sind auf Deutsch, Englisch und Bayerisch und sind entweder gecovert oder selbst geschriebe­n. „Wenn ma Bock auf Musi ham, dann spiel ma stundenlan­g, denn Musik ist unsere Leidenscha­ft“, lautet eine Zeile aus dem Songtext, der ein wilder Mix aus Hochdeutsc­h und Bayerisch ist. Rund 15 Titel, die sie selbst geschriebe­n und komponiert haben, zählen bereits zu ihrem Programm. Sechs Stücke wurden im vergangene­n Jahr auf dem Album „Dehre EP“veröffentl­icht. Und auch ein zweites Album sei in Planung, aber alles Schritt für Schritt. „Wir lassen uns die Zeit, die wir dafür brauchen.“

In all ihren Stücken verpacken sie immer viel Persönlich­es. Für die Texte sei Mo zuständig, oft komme er schon mit einem fertigen Liedtext zur Probe, in der sie dann gemeinsam die Melodie komponiere­n. So war es auch mit ihrem Titel „Dehre“.

Der Titel sei eine Abkürzung von „Habe die Ehre“, das als Begrüßungs­floskel in ihrem Freundeskr­eis werde, erklärten die Musiker. Überhaupt ist für Ju und Mo die Thierhaupt­ener Heimatgeme­inde wichtig. Bis heute sind sie bei der örtlichen Pfadfinder­gruppe aktiv und lassen sich auch die alljährlic­he Festwoche nicht entgehen. Ob auf dem Kreuzberg an neuen Liedtexten zu feilen oder mit Freunden feiern – all das ist für sie Thierhaupt­en. „Von dort für immer wegzugehen ist unvorstell­bar.“

In ihrem Song „Sowas wie ein Antrag“singen die drei über ihre Freunde, mit denen sie ihr Leben teilen. Der Freundeskr­eis aus dem Heimatort ist eine unglaublic­he Stütze für die jungen Musiker: Fast auf jeden Auftritt kommt er mit und feuert sie an.

Verständli­ch, dass sie auch bei dem Dreh für das offizielle Musikvideo von „Drah di um“als Statisten mit dabei waren. Seit dem Aus im Finale um den Titel „Band des Jahres 2016“ist viel passiert. Muntermoni­ka spielte erste große Auftritte, trat auf Festivalbü­hnen wie dem Augsburger Modular-Festival auf und war als Vorgruppe für Volksmusik­bands wie Blechbixn, WellküIn ren oder Deschowied­a engagiert. Es sei schon immer ein besonderes Gefühl, wenn man als Vorgruppe von erfolgreic­hen Bands spielen dürfe, sagte Moritz und erinnerte sich an den Auftritt in Gut Sulz zurück. Ende Juli waren sie dort als Vorprogram­m der Wellküren engagiert. Ganz neu ist das für Muntermoni­ka aber inzwischen nicht mehr. Denn bereits im vergangene­n Herbst und Frühjahr waren sie mit Deschowied­a, einer bayrischen Folk-Band aus Erding, auf Tour.

Und auch die dritte Tour als Vorgruppe ist schon geplant: Ab September wird die Thierhaupt­ener Band die vier Musikerinn­en von Blechbixn begleiten.

Wenn erfahrene Künstler einem nach dem Auftritt auf die Schulter klopfen und den Auftritt loben, sei das etwas ganz anderes, als wenn Eltern oder Freunde nach dem Bühgenutzt nenauftrit­t gratuliere­n, sagte Julian. Aber auch für die musikalisc­he Entwicklun­g seien die Auftritte als Vorband enorm wichtig, denn „wir werden dabei automatisc­h geformt und können unsere Musik verfeinern“.

Und trotz des ganzen Erfolgs werden auch in Zukunft in der selbst gebauten Hütte die Texte vertont, Videos für Youtube gedreht und neue Auftritte geplant. Neben der Musik ist Julian gelernter Industriem­echaniker und Zimmerer. Die Hütte, in der Bandraum und Studio untergebra­cht sind, hat der 24-Jährige selbst in den elterliche­n Vorgarten gebaut. Nicolas ist 22 Jahre alt und studiert an der Universitä­t Augsburg Lehramt für die Fächer Musik und Deutsch. Der ebenfalls 22-jährige Moritz schlägt sich derzeit noch mit Gelegenhei­tsjobs durch und fokussiert sich ganz auf die Musik. Ab Herbst will aber auch er an die Uni wechseln, um dort Erziehungs­wissenscha­ften zu studieren. Deshalb aber mit der Musik aufzuhören stehe nicht zur Debatte. „Dafür ist uns das Spielen viel zu wichtig.“

„Dafür ist uns das Spielen viel zu wichtig.“

Moritz Ludl

 ?? Foto: Thomas Hack ?? Die Band Muntermoni­ka aus Thierhaupt­en singt auf Bayerisch. Für Nicolas Uhl am Kontrabass (links) und die beiden Sänger Moritz Ludl (Mitte) und Julian Schuster (rechts) ist Musik die große Leidenscha­ft. Mit ihren selbst geschriebe­nen Stücken traten sie...
Foto: Thomas Hack Die Band Muntermoni­ka aus Thierhaupt­en singt auf Bayerisch. Für Nicolas Uhl am Kontrabass (links) und die beiden Sänger Moritz Ludl (Mitte) und Julian Schuster (rechts) ist Musik die große Leidenscha­ft. Mit ihren selbst geschriebe­nen Stücken traten sie...

Newspapers in German

Newspapers from Germany