Viel Kultur in einem kleinen Dorf
Eva Münsinger und Eva Maria Kirschner bringen immer wieder Veranstaltungen in den 300-Seelen-Ort Blossenau. Dort hat ein ehemals reiner Fußballklub sein Angebot enorm erweitert
Tagmersheim Blossenau „Begonnen hat alles, als immer mehr Menschen mit ihren kulturellen Wünschen an mich herangetreten sind“, erinnert sich Eva Münsinger, Leiterin des Natur- und Umweltbildungszentrums in Blossenau. Der starke Wunsch nach mehr kulturellen Veranstaltungen war bei den Einwohnern vorhanden. „Also dachten wir uns: Damit wir nicht immer in die größeren Nachbarstädte fahren müssen, holen wir die Kultur einfach zu uns aufs Dorf.“
Der kleine Ort Blossenau zählt nur gut 300 Einwohner – und dennoch ist hier die Kultur zu Hause. Doch wie kommt die in so ein kleines Dorf? „Die Kultur war eigentlich schon immer da, sei es in Form von Brauchtumskultur oder der künstlerischen Kreativität Einzelner, wir mussten sie nur noch aus ihrem Dornröschenschlaf wecken und bündeln“, erzählt Eva Münsinger.
Mit „Wir“meint sie den 30 Personen starken Arbeitskreis „Natur erleben“des Ballclubs Blossenau (BCB). Münsinger, die schon in der ihre Liebe zur Kultur bei der Stubenmusik im Kreise ihrer Familie entdeckte, organisiert die Veranstaltungen. „Ich bin quasi das Mädchen für alles“, lacht die ehemalige Sportreporterin. Geld bekommt sie dafür nicht. „Mein Lohn ist die positive Resonanz und die Wertschätzung der Menschen, die zu uns kommen.“Doch sie gesteht auch, dass gerade im Bereich Kultur nichts ohne ihr Team funktionieren würde. Die Arbeitsgemeinschaft inspiriert sich gegenseitig und so entstehen immer wieder neue, spannende Ideen für Veranstaltungen und Kurse.
Eine solche Ideengeberin ist Eva Maria Kirschner. „Ich kam über eine Empfehlung wie die Jungfrau zum Kinde ins Natur- und Umweltbildungszentrum“, erzählt die Musiklehrerin. Zu Beginn hat sie sich schon gefragt, wie Sport, Natur und Kultur zusammenpassen sollen. „Dann begann ich darüber nachzudenken und fand, dass gerade diese drei Punkte leicht miteinander zu verbinden sind“, berichtet sie. Kurz darauf, im Jahr 2007, hob sie die mittlerweile im ganzen Landkreis und den benachbarten Kreisen bekannte Serenade am Kräuterhäusl aus der Taufe. Immer Anfang Mai musizieren verschiedene Künstler und Chöre in diesem besonderen Ambiente mit einzigartiger Akustik.
Darüber hinaus gibt Kirschner Musikunterricht und beteiligt sich an der Entwicklung neuer Kurse und Konzerte. „Das Schöne ist, dass man beim BCB immer ein offenes Ohr für Ideen hat.“Die zahlreichen Themen, die der ehemals reine Fußballverein heute bedient, und die Vielfalt an Menschen, die mitwirken, ließen Synergien zu, die sich gegenseitig befeuern. So wurden in das kulturelle Programm immer mehr Projekte aufgenommen. Neben Musikunterricht, Konzerten und Theater gibt es heute zum Beispiel Reisevorträge, Volkstanzkurse, Instrumentenbaukurse sowie Back- und Kochveranstaltungen.
Möglich wurde das erst im momentanen Umfang, nachdem der BCB 2015 das Natur- und Umweltbildungszentrum als LEADERKindheit Projekt gebaut hatte. Endlich standen ausreichend Räume für die Konzerte, Theateraufführungen oder Kochevents zur Verfügung. Die Skepsis bei einigen war zunächst groß. So fragten sie sich: Kann der Verein das große neue Gebäude überhaupt mit Leben füllen? Die Antwort lautet drei Jahre später. Er kann. „Vierteljährlich bieten wir mittlerweile rund 70 Veranstaltungen in den Bereichen Sport, Natur und eben Kultur und Genuss an“, berichtet Eva Münsinger. Allein das aktuelle Kursprogramm aus dem Bereich „B+ Kultur.Genuss“enthält 34 Veranstaltungen und Kurse.
Oft wird nur eine Spende erbeten
Wichtig ist Eva Münsinger außerdem bei ihrer Veranstaltungsplanung, im Natur- und Umweltbildungszentrum „Kultur für alle anzubieten, nicht nur für die, die zahlen können.“Daher finden immer wieder Konzerte, Tanzveranstaltungen und Theateraufführungen statt, die man kostenlos oder gegen eine Spende, deren Höhe jeder selber bestimmen darf, besuchen kann.