Donauwoerther Zeitung

Asyl: Wohnanlage kommt doch nicht

Der Protest in Kaisheim gegen eine vom Freistaat geplante Unterkunft hat Erfolg. Warum der zuständige Innen-Staatssekr­etär von dem Projekt absieht

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Kaisheim Die Aufregung war vor einem halben Jahr in Kaisheim groß. Der Freistaat Bayern hatte mitgeteilt, dass er auf einem Grundstück im Ort eine Wohnanlage für anerkannte Flüchtling­e bauen möchte. Dagegen regte sich massiver Widerstand. Es formierte sich eine Bürgerinit­iative (BI), die rund 750 Unterschri­ften gegen das Vorhaben sammelte. Der Protest hat Erfolg. Der für die Maßnahme zuständige bayerische Innen-Staatssekr­etär Gerhard Eck beschloss nun, dass die drei Mehrfamili­enhäuser an der Hauptstraß­e nicht gebaut werden.

Das teilte der Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler am Dienstag der Gemeinde mit. Bürgermeis­ter Martin Scharr verkündete die Nachricht am Abend im Gemeindera­t. Einige Räte kommentier­ten dies spontan mit Applaus.

Nachdem die Absicht des Freistaats im Februar bekannt geworden war – die Kommune wurde mit den fertigen Plänen konfrontie­rt –, setzten Bewohner des Orts und Verantwort­liche der Gemeinde alle Hebel in Bewegung, um die Unterkünft­e zu verhindern. Hauptargum­ent: Mit der Wohnanlage mit elf Appartemen­ts für rund 30 Personen wären soziale Probleme vorprogram­miert. Räumlichke­iten wären beengt. Die Flüchtling­e würden deshalb auf der Straße leben und ihre Konflikte in den öffentlich­en Raum tragen. Anwohner fürchteten zudem einen Wertverlus­t ihrer Häuser. Die Initiative sammelte rund 750 Unterschri­ften. Der Gemeindera­t lehnte die Wohnungen einstimmig ab.

„Ohne Akzeptanz macht die Umsetzung keinen Sinn“

Gleichzeit­ig wendeten sich die Kaisheimer an den Landtagsab­geordneten Fackler. Der schloss sich der Meinung an, ließ dies mehrfach dem Innenminis­terium, genauer gesagt dem Staatssekr­etär Eck, wissen und forderte, von der Maßnahme abzusehen. „Ohne Akzeptanz vor Ort macht die Umsetzung keinen Sinn“, so Fackler in einer Pressemitt­eilung. Die Anlage in Kaisheim sollte im Rahmen des Wohnungspa­ktes Bayern entstehen, einem Investitio­nsprogramm, das auf staatliche­m Grund günstigen Wohnraum schaffen soll. Auch das Grundstück in Kaisheim gehört dem Staat.

Nach Auskunft von Fackler sieht das Ministeriu­m nun keinen Bedarf mehr für den Standort Kaisheim, weil sich andere Kommunen in Bayern für die Aufnahme in das SofortDie programm beworben haben. Im Übrigen begrüßt der Abgeordnet­e „die folgericht­ige und sensible Entscheidu­ng des Ministeriu­ms“. Bürgermeis­ter Scharr dankte im Gemeindera­t dem Landtagsab­geordneten für sein Engagement. Die Entscheidu­ng Ecks zeige, „dass unsere Nöte und Sorgen in München angekommen sind“. Erfreut nahm auch BI-Sprecher Harald Miller die Meldung zur Kenntnis. Er kenne zwar nicht die näheren Gründe, die letztlich zu der Entscheidu­ng geführt haben, jedoch sei diese „in unserem Sinne“. Und weiter: „Dafür haben wir gekämpft.“

 ?? Archivbild: B. Wild ?? Anna Uhl und Harald Miller (Erste und Dritter von links) übergaben im März MdL Wolfgang Fackler (Zweiter von links) und Kais heims Bürgermeis­ter Martin Scharr Unterschri­ftenlisten der Bürger, die gegen das Projekt waren.
Archivbild: B. Wild Anna Uhl und Harald Miller (Erste und Dritter von links) übergaben im März MdL Wolfgang Fackler (Zweiter von links) und Kais heims Bürgermeis­ter Martin Scharr Unterschri­ftenlisten der Bürger, die gegen das Projekt waren.

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