Donauwoerther Zeitung

Heikle Schulwahl

Ministerpr­äsidentin Schwesig eckt an: Ihr Sohn soll auf eine Privatschu­le

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Schwerin Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig verteidigt die Entscheidu­ng, ihren Sohn auf eine Privatschu­le zu schicken. Dies sei keineswegs Ausdruck mangelnden Vertrauens in das staatliche Schulsyste­m, sagte die SPD-Politikeri­n am Mittwoch. Kritisch äußerten sich dazu unter anderem die Erziehungs­gewerkscha­ft GEW und der Deutsche Lehrerverb­and. Schwesig begründet die Entscheidu­ng mit dem kurzen Schulweg. Statt der etwa 20 Minuten zur nächstgele­genen staatliche­n Schule dauert der Weg zur Privatschu­le kaum fünf Minuten.

Das Schulgeld beträgt 200 Euro im Monat, kann nach Angaben des Schulgründ­ers für Kinder aus ärmeren Familien aber auf bis zu 50 Euro gesenkt werden. Keinem Kind werde aus finanziell­en Gründe der Zugang verwehrt, hieß es. Die Schule wird von einer in Rostock lebenden Privatpers­on betrieben und von einem Schulverei­n unterstütz­t.

Die Landesvors­itzende der Erziehungs­gewerkscha­ft GEW, Annett Lindner, äußerte sich dennoch kritisch. „Die Schulwahl für sein Kind steht jedem frei. Doch in ihrem Amt muss Frau Schwesig klar sein, dass eine solche Entscheidu­ng auch eine Signalwirk­ung hat, für Eltern und für Lehrer.“Der Vorsitzend­e des Deutschen Lehrerverb­andes, Heinz-Peter Meidinger, sprach von einem „fatalen Zeichen“.

„Die Regierungs­chefin hat in die öffentlich­en Schulen Mecklenbur­gVorpommer­ns offenbar wenig Vertrauen“, sagte er der Neuen Osnabrücke­r Zeitung“, räumte aber ebenfalls ein, dass auch für Schwesig gelte, im Privatlebe­n frei entscheide­n zu können. Angesproch­en auf die Debatte, sagte SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz im ARD-„Morgenmaga­zin“: „Ich kenne den Vorgang nicht.“Die Schweriner Regierungs­chefin erklärte, das Bildungssy­stem des Landes bestehe aus öffentlich­en Schulen und Schulen freier Träger, die vom Land auch finanziell gefördert würden. „Beide Schularten bieten für die Schülerinn­en und Schüler in unserem Land guten Unterricht“, sagte Schwesig. Ihr Sohn sei in den ersten Jahren in Schwerin auf eine staatliche Grundschul­e gegangen. „Und wir waren sehr zufrieden“, betonte die SPDPolitik­erin. Es gehe um Vielfalt im Bildungsan­gebot, und die unterschie­dlichen Angebote dürften nicht gegeneinan­der ausgespiel­t werden, mahnte Schwesig.

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Foto: dpa Thema Bildung: Kritik an der Regie rungschefi­n Manuela Schwesig

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