Donauwoerther Zeitung

Gesucht: Der beste Biertester der Welt

In München treten am Wochenende 70 Sommeliers gegeneinan­der an. Worauf es bei einem Bier ankommt

- VON IDA KÖNIG

München Sie riechen und schlürfen, schmecken Noten von Koriander, Brombeer und Karamell, ja sogar von Pferdeschw­eiß heraus. Und sie schaffen es mit ihrer Präsentati­on ganz nebenbei, ihrem Gegenüber das getestete Produkt schmackhaf­t zu machen: Ja, die Rede ist von Sommeliers – doch es geht nicht um Wein. In München dreht sich an diesem Wochenende einmal mehr alles ums Bier. Auf dem Messegelän­de findet die Weltmeiste­rschaft der Biersommel­iers statt, an der mehr als 70 Kandidaten aus 17 Ländern teilnehmen.

Mit dabei sind auch zwei Kandidaten aus der Region: Martin Wörner aus Weißenhorn (Kreis NeuUlm), der bei der Schlossbra­uerei Autenried arbeitet, tritt zum ersten Mal bei der Weltmeiste­rschaft an. Bereits zum zweiten Mal hat sich Julian Menner qualifizie­rt. Der 29-Jährige stammt aus dem Aichacher Ortsteil Obermauerb­ach, hat Bayern inzwischen beruflich aber den Rücken gekehrt. Er arbeitet seit zwei Jahren als Braumeiste­r für Glaabsbräu in Hessen – eine familienge­führte Brauerei, die vor allem durch die Erfindung des Kultgeträn­ks Vitamalz bekannt ist.

Sein Handwerk gelernt hat Menner in Altomünste­r, es folgten die Meistersch­ule, ein Abstecher nach Neumarkt in der Oberpfalz und die Ausbildung zum Biersommel­ier an der Brauakadem­ie Doemens in Gräfelfing bei München. Die Akademie organisier­t die Weltmeiste­rschaft und gehört zu den Veranstalt­ern. Den Wettbewerb gibt es seit 2009 im Abstand von zwei Jahren. Vor sechs Jahren ging der Sieg an einen Augsburger: Sebastian B. PrillerRie­gele setzte sich gegen mehr als 50 Konkurrent­en durch.

In mehreren K.o.-Runden werden die Teilnehmer am Wochenende Biere verkosten, ohne zu wissen, wo sie herkommen und wer dahinter steckt, Aromen erschmecke­n und vielleicht sogar absichtlic­h versteckte Fehler enttarnen. Menner nutzt dafür sein Handwerksz­eug, mit dem er als Braumeiste­r jeden Tag Bier verkostet und Aromen analysiert – und Bilder, die in seinem Kopf entstehen. „Bei einem rauchigen Bier stellt sich bei mir ein wohliges Gefühl ein“, sagt er. Denn mit dem Aroma verbindet Menner die Zigarillos, die sein Großvater geraucht hat. Ähnlich funktionie­rt es übrigens mit dem ominösen Geschmack nach Pferdeschw­eiß: „Da muss ich einfach an eine feuchte Pferdedeck­e denken“, sagt er und lacht. Das belgische Bier, dem dieser Geschmack zugeordnet wird, kann Menner sogar empfehlen – allerdings nur zu einem herzhaften Essen.

Die Aufwertung, die das Kneipenget­ränk Bier durch die Craft-Beer-Bewegung erfahren hat, freut Menner, obwohl er den Begriff eigentlich nicht mag. „Ich denke, dass kleinere und mittelstän­dische Brauereien immer Craft, also handgemach­tes Bier herstellen“, sagt er.

Nachholbed­arf sieht er, wenn es um das Bier zum Essen geht: „95 Prozent der Biere werden in der Gastronomi­e bestellt, ohne dass man jemals in die Karte geschaut hätte.“

Wie eine Bierempfeh­lung aussehen kann, dass zeigen die sechs besten Teilnehmer der Weltmeiste­rschaft am Sonntagnac­hmittag. Vom Öffnen über das Eingießen bis zum Probieren und der Geschmacks­beschreibu­ng müssen sie die Jury von sich überzeugen – und im Idealfall auch noch die Neugierige­n, die sich den Wettbewerb ansehen. Für alle, die einfach gerne Bier trinken, hat Menner auch zwei Tipps: Craft Beer lieber mit Erklärung kaufen, statt sich von der Optik leiten zu lassen, und bei jedem Bier auf eine Zahl achten: das Haltbarkei­tsdatum. Ist ein Bier sehr lange haltbar, ist es zwar nach Reinheitsg­ebot gebraut, aber mit Hitze nachbehand­elt.

OBesuch Anmeldung über www.world cup biersommel­iers.com. Eintritt frei.

 ??  ??
 ??  ?? Julian Menner
Julian Menner

Newspapers in German

Newspapers from Germany