Donauwoerther Zeitung

Beifall für den Verlierer

Federer unterliegt im Viertelfin­ale überrasche­nd dem Argentinie­r del Potro. Beim Schweizer hält sich die Enttäuschu­ng in Grenzen. Er nennt dafür einen Grund

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New York Mit gesenktem Kopf verließ Roger Federer unter dem Beifall des Publikums die große Tennis-Bühne in New York, Juan Martin del Potro breitete die Arme aus und blickte dankbar in den Himmel. Nach der überrasche­nden Niederlage gegen den Argentinie­r fällt der erwartete Halbfinal-Showdown zwischen dem Schweizer TennisStar und seinem Dauerrival­en Rafael Nadal bei den US Open aus. Federer musste sich nach ungewohnte­n Schwächen im Viertelfin­ale mit 5:7, 6:3, 6:7 (8:10), 4:6 geschlagen geben. „Er war besser heute, vor allem in den entscheide­nden Momenten“, sagte der Rekord-Grand-Slam-Sieger. Aber er habe das Gefühl, del Potro habe eine bessere Chance, den Spanier Nadal zu schlagen. Der 36-Jährige muss damit Nadal auch weiterhin Platz eins der Weltrangli­ste überlassen.

Federer wirkte vor knapp 24 000 Zuschauern angespannt, vier nicht genutzte Satzbälle im dritten Abschnitt leiteten seine Niederlage ein. In seiner grandiosen Tennis-Saison hatte er bei beiden Majors, zu denen er angetreten war, triumphier­t. Seine Hoffnung auf den sechsten USOpen-Titel endete früh. „Ich bin nicht so enttäuscht, weil es schon ein gutes Jahr war“, sagte er. Für del Potro, mit lauten Sprechchör­en gefeiert, ist es nach mehreren Handgelenk­s-Operatione­n eine grandiose Comeback-Story. „Ich habe mein bestes Tennis gespielt“, sagte der 28-Jährige nach 2:50 Stunden Tennis-Schwerstar­beit. „Wir haben ein großartige­s Match gespielt, und am Ende habe ich es verdient gehabt, zu gewinnen.“Der frühere US-OpenSieger fordert heute den Spanier Nadal heraus. Im zweiten Halbfinale stehen sich die beiden Außenseite­r Pablo Carreno Busta aus Spanien und Kevin Anderson aus Südafrika gegenüber. Das bislang noch nie da gewesene Duell zwischen Federer und Nadal bei den US Open wird es auch 2017 nicht geben. Federer und del Potro hatten sich vor acht Jahren bei den US Open im Endspiel gegenüberg­estanden, der damals 20-jährige Argentinie­r beendete überrasche­nd die Erfolgsser­ie des Schweizers mit fünf Titeln in New York in Serie. Auch diesmal packte der Außenseite­r in einer umkämpften und spannenden Abend-Show eine starke Leistung aus. Von den oberen Rängen des Arthur-AsheStadio­ns schallten „Delpo, Delpo“-Rufe – und es war der Maestro, der bei seinem Aufschlag im ersten Satz als Erster in Bedrängnis geriet und sein Service abgab. Zwei Tage zuvor hatte sich der Südamerika­ner in seinem Wahnsinns-Match gegen den Österreich­er Dominic Thiem krank gefühlt. Gegen Federer ließ der Weltrangli­sten-28. manchen Ball laufen. Im zweiten Satz schrie Federer ungewohnt laut „Komm jetzt“, als er sich Breakbälle erspielte und dem Gegenüber den Aufschlag zu null zum 3:1 abnahm. Der Wackler del Potros reichte zum Satzausgle­ich. Nach einem 2:4-Rückstand im dritten Durchgang rettete sich der 19-fache Grand-Slam-Turniersie­ger noch in den Tiebreak. Doch dann zeigte der Baseler ungewohnte Schwächen – wie auch im vierten Satz. Bei den Frauen kommt es zu amerikanis­chen Tennis-Festtagen in Flushing Meadows: In Madison Keys, CoCo Vandeweghe, Venus Williams und Sloane Stephens bestritten gestern erstmals seit 32 Jahren und seit den Zeiten von Martina Navratilov­a vier amerikanis­che Tennis-Damen die beiden Halbfinals eines GrandSlam-Turniers (Die Matches waren bei Redaktions­schluss noch nicht beendet).

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Foto: Witters „Wir haben ein großartige­s Match gespielt“, resümierte der Argentinie­r Juan Martin del Potro (rechts) nach seinem Viertelfin­al sieg über den Schweizer Roger Federer.

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