Bauern klagen dem Minister ihr Leid
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt besucht die Donau-Ries-Ausstellung. Vertreter des BBV und der Milchviehhalter schildern dem CSU-Politiker die Lage in der Region
Donauwörth Beim Tierzelt des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) wartet das Empfangskomitee. Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange, der Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt zur Donau-RiesAusstellung eingeladen hat, blickt immer wieder auf seine Uhr. Mit dem stellvertretenden Pressesprecher des Ministeriums in Berlin, Carsten Reymann, hält der Abgeordnete einen Plausch. Reymann bildet zusammen mit den Sicherheitsbeamten des Bundeskriminalamtes quasi das Vorauskommando.
Der Minister kommt pünktlich. Gleich geht es zum BBV, wo Kreisbäuerin Ruth Meißler den Minister kurz durchs Zelt führt, bevor er sich Zeit für eine Diskussion mit den BBV-Vertretern mit Kreisobmann Karlheinz Götz an der Spitze nimmt. Dieser nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht Sachverhalte an, die ihm und seinen Berufskollegen nicht passen: die lästige EU-Bürokratie, die langen Antragsverfahren, die Düngemittelverordnung oder die unangemeldeten Veterinärkontrollen. Schmidt zeigt ein gewisses Verständnis für die Anliegen, will aber eine Pauschalkritik an der Europäischen Union nicht gelten lassen. „Oftmals wird die EU zu Unrecht kritisiert“, sagt der CSU-Politiker. Dennoch: Vieles könne freilich effektiver werden – auch in Deutschland, wo vieles „halt etwas gründlicher als in anderen Ländern abläuft.“
Erwartungsgemäß dauert der Aufenthalt bei den Landwirten länger als die vorgesehenen 20 Minuten. Der Zeitplan kommt bereits jetzt ins Rutschen. Der Pressespre- und die persönliche Referentin des Ministers drängen zum Aufbruch.
Weiter geht es zum Stand des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), wo ihm der drastische Rückgang der Milchviehbetriebe in Nordschwaben seit 2010 vor Augen geführt wird. Schmidt weist auf die staatlichen Hilfen bei der Milchmarkt-Krise hin. Angepasst müssten die Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien werden, lautet seine Botschaft an den BDM. Dessen Vertreter fordern ein effektives Krisenmanagement, das sie bisher vermissen. Zeit für eine vertiefte Diskussion bleibt nicht. Der Tross zieht weiter zum Geopark Ries.
Dort überreicht Geschäftsführer Günther Zwerger dem Minister eine Coffee-to-go-Tasse aus Porzellan. Ein Beitrag zum Umweltschutz, wie Zwerger das Geschenk anpreist. Sehr interessiert zeigt sich Schmidt am Stand des Dorfladen-Netzwerkes. Konversionsmanagerin Barbara Wunder erläutert ihm das Konzept: Landwirtschaft und Dorfläden arbeiteten zusammen. Die Bauern lieferten schließlich die regionalen Produkte. Der Zeitplan ist unterdessen völlig aus dem Ruder gelaufen. Schnell geht es noch in die Stauferhalle zu den Jägern und später zur Firma Zott.
Trotz Aufbruchstimmung bei seinen Begleitern nimmt sich Schmidt noch Zeit für ein Gespräch mit unserer Zeitung. Die viel kritisierte Düngemittelverordnung sei ein Komprocher miss zwischen der Regierung, dem Bundesrat und der EU. Hier gelte zunächst, den Praxistest zu machen. Sie diene zur Verbesserung der Wirksamkeit der Düngung und soll Umweltbelastungen verringern. Sollte sie sich in der jetzigen Form als nicht praxistauglich erweisen, werde nachgesteuert, so Schmidt.
Thema Nitrat: Der Minister weist auf regionale Unterschiede bei der Belastung hin. Es sei falsch, nur die Landwirtschaft für erhöhte Werte verantwortlich zu machen. Wegen der regionalen Unterschiede bei den Belastungen gelte es, regionale Maßnahmen zu ergreifen, sagt Schmidt. Ziel sei es, einen Grenzwert von nicht mehr als 50 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser zu erreichen.