Donauwoerther Zeitung

Hass im Namen Buddhas

Wie ein Mönch in Myanmar gegen Moslems hetzt

- Time

Mandalay Der Mann ist Mönch im Namen Buddhas, er trägt ein freundlich­es Lächeln auf den Lippen, und für seine 49 Jahre hat er auch noch ein ziemliches Jungengesi­cht. Aber von all dem sollte man sich nicht täuschen lassen. Ashin Wirathu gehört zu den schlimmste­n Hasspredig­ern, die der Buddhismus hervorgebr­acht hat. Der Mönch aus Mandalay, Myanmars zweitgrößt­er Stadt, wird für viele der Gräueltate­n mitverantw­ortlich gemacht, die in dem südostasia­tischen Staat gerade an Muslimen begangen werden.

Aus seinem Kloster Masoeyin führt Wirathu gegen den Islam einen Krieg mit Worten der bösesten Art. In seinen Predigten fordert er, alle Muslime aus dem ehemaligen Birma zu vertreiben. Längst nutzt Wirathu auch das Internet für seine Propaganda. Der Islam sei böse, Muslime mordeten und vergewalti­gten buddhistis­che Frauen, sie bekämen zu viele Kinder, sie wollten Myanmar, das ehemalige Birma, islamisier­en. Das US-Nachrichte­nmagazin hob Wirathu deshalb schon 2013 auf ihren Titel. Schlagzeil­e dazu: „Das Gesicht des buddhistis­chen Terrors“.

Wenn der Mönch in Mandalay ausländisc­he Journalist­en empfängt, sagt er mit sanfter Stimme: „Ich verteidige nur meine Liebsten. Ich warne die Leute vor Muslimen. Wie ein Hund, der bellen würde, wenn sich Fremde ihrem Haus nähern. Ich

Viele Buddhisten fürchten um den Ruf ihrer Religion

bin wie ein Hund. Ich belle.“In Wahrheit macht Wirathu aber viel mehr. Zur islam-feindliche­n Stimmung, die in dem mehrheitli­ch buddhistis­chen Land jetzt schon zur Vertreibun­g von 370 000 Muslimen der Rohingya-Minderheit geführt hat, trug er erheblich bei. Er predigt Sätze wie: „Muslime sind wie afrikanisc­he Karpfen. Sie vermehren sich schnell, sind sehr gewalttäti­g und fressen sich gegenseiti­g.“

Mönch wurde Wirathu mit 14 Jahren. 2001 trat er der nationalis­tischen Bewegung 969 bei, die muslimisch­e Geschäfte boykottier­en und religionsü­bergreifen­de Ehen verbieten lassen will. Zwei Jahre später, zur Zeit der Militärdik­tatur, wurde er nach Ausschreit­ungen gegen Muslime zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. 2010 kam er durch eine Amnestie frei. Die Hetze verbreitet er auch über die nationalis­tischbuddh­istische „Vereinigun­g zum Schutz von Rasse und Religion“, bekannt unter der Abkürzung Ma Ba Tha. Mit Buddhas Lehren von Offenheit und Toleranz hat das nichts zu tun. Im Vergleich mit anderen Religionen galt der Buddhismus als Glaube, der für extremisti­sche Positionen weniger anfällig ist.

Wegen der jetzigen Bilder sorgen sich viele Buddhisten um den Ruf ihrer Religion. Der Dalai Lama hielt mit seiner Meinung über das Geschehen in Myanmar auch nicht hinter dem Berg. „Die Menschen, die Muslime schikanier­en, sollten an Buddha denken“, mahnte er. „In einer solchen Lage hätte Buddha diesen armen Muslimen definitiv geholfen.“

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Foto: Chan Naing, dpa Hetzt gegen Muslime in Mayanmar: Der Mönch Wirathu

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