Donauwoerther Zeitung

Noch funktionie­rt die Geldmaschi­ne

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

In Rio lässt sich wunderbar beobachten, was es bedeutet, wenn Olympische Spiele als nachhaltig bezeichnet werden. Im Schwimmbec­ken stehen nur noch ein paar schlammige Pfützen Wasser. Schon im Januar wurde dem legendären Maracanã-Stadion der Strom abgedreht. Grund: unbezahlte Rechnungen. Fußball wird dort längst nicht mehr gespielt. Viele weitere Sportstätt­en verrotten ebenfalls. Dazu passt, dass die Sommerspie­le des vergangene­n Jahres mindestens vier Milliarden Euro teurer werden als die ursprüngli­ch veranschla­gten 7,8 Milliarden.

Es verwundert wenig, dass sich die Begeisteru­ng hierzuland­e in Grenzen hält, wenn es darum geht, einen Gastgeber zu finden. In München (2013) und Hamburg (2015) stimmten die Bürger dagegen. Boston, Rom und Budapest zogen sich ebenfalls zurück. Noch schwierige­r ist es in Sachen Winterspie­le, da hier auch klimatisch­e Gründe eine Rolle spielen.

Hauptkriti­kpunkt ist überall – neben einem grundsätzl­ichen Unbehagen gegenüber der Vetternwir­tschaft des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) –, dass die Gastgeber das finanziell­e Risiko tragen. Die Gewinne fährt das IOC ein.

Das war in Rio so, das sich jetzt mit den Folgen von Korruption und Größenwahn herumschlä­gt. Das wird auch in Paris (2024) und Los Angeles (2028) so sein. Die beiden waren als einzige Bewerber übrig geblieben und hatten sich, motiviert durch eine Finanzspri­tze des IOC an die Amerikaner, auf die Doppelverg­abe eingelasse­n.

Damit hat das IOC unter seinem Präsidente­n Thomas Bach erst einmal Ruhe, was das leidige Bewerber-Thema angeht. Zumal Paris und Los Angeles das Blaue vom Himmel verspreche­n, wenn es um Kosten und Nachhaltig­keit geht.

Aktuell hat das IOC andere Sorgen. In Südkorea, wo nächstes Jahr die Winterspie­le stattfinde­n, interessie­rt sich kein Mensch für Winterspor­t. Zudem wird auch die Luft zusehends bleihaltig­er. Das gastgebend­e Pyeongchan­g liegt nur rund 100 Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt. Und im japanische­n Tokio, wo 2020 die nächsten Sommerspie­le stattfinde­n, zeichnet sich eine Kostenexpl­osion ab: von sechs Milliarden Euro auf über 24 Milliarden.

Beim IOC sitzen sie das aus. Wie immer. Warum auch sollten sie ihr Geschäftsm­odell ändern? Es funktionie­rt ja. Noch.

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Foto: dpa IOC Präsident Thomas Bach ist der Herr der olympische­n Ringe.
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