Donauwoerther Zeitung

Wenn die Rente fürs Heim nicht reicht

Peter Schiele (CSU) über aktuelle und künftige Projekte des Bezirks im Kreis

- Woran liegt das?

Herr Schiele, die Lebenshilf­e will in Oettingen ein besonderes Projekt verwirklic­hen: Buben und Mädchen mit und ohne Behinderun­g sollen dort künftig gemeinsam im Kinderheim ein neues Zuhause finden. Der Bezirkstag hat 14 integrativ­e Plätze genehmigt. Warum ist Ihnen als CSU-Bezirksrat dieses Projekt wichtig?

Schiele: Wenn man Inklusion ernst nimmt, dann gilt das auch für Kinder und Jugendlich­e. Die Lebenshilf­e hat für Oettingen ein gutes Konzept erarbeitet, es hat für Schwaben Modellchar­akter. Und für die Stadt Oettingen ist es wichtig, dass der Gebäudeber­eich weiter genutzt wird. Die soziale Einrichtun­g unter der bisherigen Leitung der Dillinger Franziskan­erinnen hat eine lange Tradition in der Residenzst­adt.

Mit diesen 14 Plätzen beteiligt sich der Bezirk auch erheblich finanziell an dem Projekt.

Schiele: Ja. Er gibt zunächst einen Zuschuss zum Umbau des Gebäudes, wie übrigens auch der Landkreis und der Freistaat. Daneben werden die neuen Betreuungs­plätze über Pflegesätz­e des Bezirkes mitfinanzi­ert. Der Bezirk hat einen Haushalt mit einem Volumen von 770 Millionen Euro, 96 Prozent davon gehen in den Bereich Soziales. Jeder zusätzlich­e Platz in Wohnheimen, Werk- und Förderstät­ten für Menschen mit Behinderun­g muss vom Bezirkstag genehmigt werden – auch vor dem Hintergrun­d, dass unsere Sozialausg­aben stärker steigen als die Umlagekraf­t.

Schiele: Nun, die Zahl der Menschen mit Behinderun­g steigt, einen Anstieg gibt es aber auch bei der Hilfe zur Pflege. Die Menschen dürfen immer älter werden, werden auch pflegebedü­rftig und können oft nicht mehr zu Hause von den Angehörige­n gepflegt werden. Die Pflege im Alten- und Pflegeheim ist perso- und verursacht nicht unerheblic­he Heimgebühr­en, die auch durch Tariferhöh­ungen, die richtig und wichtig sind, weiter ansteigen.

Ist die Entwicklun­g auch ein Zeichen dafür, dass viele Menschen im Alter schlicht arm sind?

Schiele: Meist reichen die Rente und die Pflegevers­icherung nicht für die Kosten eines Heimplatze­s. Wenn keine Rücklagen da sind und kein Rückgriff auf Kinder möglich ist, springt der Bezirk mit der Differenz ein. Das macht er in Schwaben bei mehr als 4000 Heimbewohn­ern. Eine gute Betreuung im Alter ist aber auch ein Anspruch aus der Menschenwü­rde.

Aber ist das nicht ein Zeichen dafür, dass grundsätzl­ich etwas verändert werden müsste, dass Rente und Pflegevers­icherung zu gering sind?

Schiele: Der Bezirk ist auch von der Renten- und Sozialpoli­tik des Bundes und des Freistaate­s abhängig. Und da ist auch Einiges geschehen. Die Pflegevers­icherung wurde dynamisier­t, ein Pflegestär­kungsgeset­z erlassen, die ambulante Pflege gestärkt, die Renten angepasst – trotznalin­tensiv dem ist ohne Eigenbeitr­ag und eigener Vorsorge nicht alles gedeckt. Das wichtigste Gegenmitte­l ist aus meiner Sicht eine weiterhin gute Wirtschaft­s- und Arbeitsmar­ktpolitik mit dem Ziel, viele Menschen in Arbeit zu bringen, sodass eine private Vorsorge auch für den Pflegefall im Alter möglich wird.

Das Kinderheim Oettingen ist nicht das einzige Projekt im Landkreis, bei dem der Bezirk weitere Plätze genehmigt hat.

Schiele: Nein. Nur einige Beispiele: Die Stiftung St. Johannes baut ihren Standort Donauwörth mehr und mehr aus und hat zum Beispiel im Juli eine neue Werkstätte für behinderte Menschen an der Zirgesheim­er Straße eröffnet. In Rain am Lech baut sie ein neues Wohnheim mit 24 Plätzen. Die Lebenshilf­e plant eine neue Werk- und Förderstät­te in Wemding und die Erweiterun­g ihrer Förderstät­te in AsbachBäum­enheim, wo schwerstbe­hinderte Menschen betreut und beschäftig­t werden. Ich freue mich, dass es so gelungen ist, über den ganzen Landkreis weitere Einrichtun­gen für Menschen mit Behinderun­g anzustoßen. So können sie mitten in der Gesellscha­ft, oft auch näher an ihrem Wohnort, betreut werden, auch das gehört zur Inklusion.

Eine weitere Aufgabe des Bezirks ist es, die Identität Schwabens zu bewahren. Der sogenannte Schwabenta­g findet nächstes Jahr zum ersten Mal in Nördlingen statt. Was erwartet die Besucher da?

Schiele: In Nördlingen wird im kommenden August wieder das Citta Slow-Festival gefeiert. Die Stadt hat sich um den Schwabenta­g beworben und die Zusage bekommen, er wird am Sonntag als zusätzlich­er Teil des Citta Slow-Festivals stattfinde­n. Derzeit werden Städte und Landkreise aus ganz Schwaben eingeladen, sich dort zu präsentier­en. Ich freue mich darauf und hoffe natürlich auch, dass sich unsere Heimat als Gastgeber gut präsentier­t.

Im kommenden Jahr steht nicht nur dieses Fest, sondern auch die Bezirkstag­swahl an. Treten Sie wieder an, Herr Schiele?

Schiele: Ich habe mich jetzt gut eingearbei­tet und würde meine Arbeit auch gerne fortsetzen. Es wurde im Sozialen, aber auch im Kulturelle­n einiges erreicht. Ich möchte mich daher für die CSU wieder um das Direktmand­at im Stimmkreis Donau-Ries bewerben.

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Foto: Bachmann Peter Schiele (CSU) vertritt die Region im Bezirkstag in Augsburg. Das Gremium stimmte 14 neuen Betreuungs­plätzen im Kin derheim in Oettingen zu, für das die Lebenshilf­e ein neues Konzept erarbeitet hat.

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