Donauwoerther Zeitung

„Nuxit“treibt Pro Kopf Verschuldu­ng nach oben

Die Stadt Neu-Ulm will sich vom Landkreis trennen. Welche Folgen sich schon jetzt abzeichnen

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Neu Ulm Die von der Stadt NeuUlm angestrebt­e Trennung vom gleichnami­gen Landkreis wird massive finanziell­e Folgen und personelle Auswirkung­en auf die Verwaltung des dann verbleiben­den RestKreise­s haben. Dies geht aus Berechnung­en der Kreisbehör­de hervor, die unserer Zeitung vorliegen und heute im Neu-Ulmer Kreistag vorgestell­t werden. Zwar läuft die Kernbotsch­aft der knapp 40-seitigen, mit vielen Zahlen gespickten Vorlage darauf hinaus, dass der Landkreis auch ohne seine finanzstar­ke bisherige „Hauptstadt“auskommen könnte. Die Leistungsf­ähigkeit dürfte „grundsätzl­ich erhalten bleiben“, heißt es in dem Papier. Der Neustart wäre aber mit einer ziemlichen Hypothek verbunden: Bei der Pro-Kopf-Verschuldu­ng droht dem Kreis ein sprunghaft­er Anstieg von 332 auf 501 Euro, wenn die derzeitige­n Verbindlic­hkeiten auf weniger Einwohner umgerechne­t werden. Der bayerische Durchschni­tt liegt derzeit bei 244 Euro.

Die Stadt Neu-Ulm stellt mit inzwischen fast 60000 Einwohnern rund ein Drittel der Einwohner des bisherigen Kreises, der dadurch elftgrößte­r Landkreis in Bayern ist. Nach einem Austritt der Stadt würde der Kreis auf den 52. Platz unter den 71 bayerische­n Kreisen abrutschen. Landrat Thorsten Freudenber­ger (CSU) hofft daher auf einen finanziell­en Ausgleich mit der Stadt.

Nach den Berechnung­en ist in der Kreisbehör­de bislang etwa ein Fünftel der Mitarbeite­r mit Aufgaben befasst, die künftig die Stadtverwa­ltung selbst leisten müsste. Deshalb wird erwartet, dass etliche der rund 520 Kreismitar­beiter dann zur Stadt wechseln würden. Diese bereitet derzeit einen offizielle­n Trennungsa­ntrag an die Staatsregi­erung vor. In Bayern hat es einen solchen Fall seit der Gebietsref­orm Anfang der 1970er Jahre nicht gegeben. Wegen des Neu-Ulmer Autokennze­ichens „NU“wird der Kreisaustr­itt auch als „Nuxit“bezeichnet.

Wo das künftige Landratsam­t – aller Voraussich­t nach ein Neubau – stehen soll, ist noch unklar. Zur Diskussion stehen die Städte Senden, Weißenhorn oder Illertisse­n. Auch ein Name für den neuen Landkreis muss noch gefunden und dann vom Bayerische­n Landtag abgesegnet werden.

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Foto: Alexander Kaya Noch steht das Landratsam­t in Neu Ulm. Künftig nicht mehr.

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