Warum kann man Gott im Himmel nicht sehen?
Jule hat sie gestellt, wir haben eine Antwort gefunden
Jede Woche stellen uns Capito-Leser kniffelige Fragen, wir Redakteure versuchen, Antworten darauf zu finden. Jule fragte ihre Oma, als sie mal im Flugzeug war: „Oma, wir sind über den Wolken im Himmel. Warum sehe ich den lieben Gott nicht?“Ihre Oma hat die Frage an Capito gemailt und wir haben sie einem Experten gestellt. Pfarrer Andreas Ratz von der evangelischen Heilig Kreuz Kirche in Augsburg hat Folgendes geantwortet:
Liebe Jule, so schön und einfach das erst mal wäre – in den Flieger steigen, hochfliegen und Gott anschauen –, irgendwie wäre es aber auch ziemlich doof. Denn erstens könnten Gott dann nur die anschauen, die sich ein teures Flugticket leisten können. Und zweitens wäre es doch viel besser, wenn man Gott nicht über den Wolken, sondern hier auf der Erde sehen könnte.
Ich kann mir schon denken, wie du auf deine gute Frage gekommen bist. Die Erwachsenen reden ständig vom Gott im Himmel. Dabei vergessen sie aber oft, zu sagen, dass sie mit Himmel nicht den – hoffentlich blauen – Himmel über dir meinen, sondern das Zuhause von Gott. Jetzt willst du natürlich bestimmt wissen, wo dieses Zuhause ist. Da kann ich dir leider keine genaue Adresse nennen. Es ist kein Haus mit Hausnummer in einer bestimmten Straße und Stadt, das man mit eigenen Augen sehen und besuchen könnte. Das gäb ja auch ein Riesengedränge, wie du dir sicher vorstellen kannst!
Er kann an verschiedenen Orten gleichzeitig wohnen
Es ist ganz anders: Gott kann an ganz verschiedenen Orten gleichzeitig wohnen, und zwar immer da, wo etwas Gutes und Schönes geschieht. Da, wo du deine Freundin tröstest, wenn sie einmal traurig ist, da ist Gott zu Hause. Da, wo du für einen anderen Menschen gute Gedanken hast und für ihn betest, da ist Gott zu Hause. Da, wo jemand eine tolle Erfindung macht, die anderen das Leben leichter und schöner macht, da ist Gott zu Hause.
Bestimmt fallen dir jetzt selbst noch viele andere gute Beispiele ein, wo Gott zu Hause sein kann. Ich bin mir sicher, dass Gott bei meinen und deinen Beispielen viel lieber zu Hause ist als über den irgendwann langweiligen Wolken.
Pfarrer Andreas Ratz von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Heilig Kreuz in Augsburg