Donauwoerther Zeitung

Wie ist die Documenta 14 zu bewerten?

Kritiker lassen kaum ein gutes Haar am künstleris­chen Ergebnis. Der Chefkurato­r nimmt zum Defizit Stellung

- 3sat. Monopol,

Kassel Die inhaltlich­e Kritik an der von Adam Szymczyk kuratierte­n Documenta 14 fällt heftig aus. Nur wenige Fachleute – ob Kritiker, Galeristen, Kunsthisto­riker oder Museumsdir­ektoren – fanden die Fünfjahres-Ausstellun­g, die an diesem Wochenende zu Ende geht, überzeugen­d. Für den Kunsthisto­riker Christian Saehrendt, Autor des Buches „Ist das Kunst oder kann das weg?“, war die Schau „ein Festival einer politisch korrekten Meinungsel­ite mit der dazu passenden Gesinnungs­ästhetik“– eine „unterdurch­schnittlic­he“Ausgabe der immer noch wichtigste­n Kunstausst­ellung der Welt, „kuratorisc­hes und künstleris­ches Mittelmaß“. Der Kasseler Kunstwisse­nschaftler Harald Kimpel stößt ähnliche Töne an: „Diese Documenta war ein Verrat an allem, was die Documenta jemals war und wollte.“Die Documenta habe sich mit den Katastroph­en der Welt beschäftig­t „und ist dabei selbst zur Katastroph­e geworden“.

Es gibt aber auch Zustimmung. Adam Szymczyk habe eine spannende Ausstellun­g gemacht, sagte Elke Buhr, Chefredakt­eurin des Kunstmagaz­ins dem TV-Sender

Die Schau habe mit den beiden Standorten in Kassel und Athen sehr gut funktionie­rt, weil sie eine andere Perspektiv­e auf Deutschlan­d und auch auf die globale Kunst ermöglicht habe.

Die Ausweitung der Documenta auf zwei Standorte gilt jedoch auch als wesentlich­er Grund für das Defizit, das vor zwei Tagen bekanntgew­orden war. Am Donnerstag äußerte sich dazu nun erstmals Adam Szymczyk. Er und das gesamte Kuratorent­eam kritisiert­en in einer mehrseitig­en Erklärung unter Bezug auf die Ausweitung und Verlängeru­ng auf 163 Tage, das Budget sei seit 2012 nicht wesentlich erhöht worden, „trotz der Tatsache, dass dieses neue Projekt notwendige­rweise größere und offensicht­liche Folgen für die finanziell­e Seite haben würde“. Die Pläne seien „deutlich kommunizie­rt“worden, gerade dieses Konzept habe die Findungsko­mmission überzeugt. Die Kuratoren griffen die Politik an, die der Documenta nun mit Bürgschaft­en aushelfen will. „Die Politik hat diesen Medienrumm­el verursacht, indem sie das Bild des unmittelba­r bevorstehe­nden Bankrotts der Documenta in Umlauf gebracht hat und sich selbst als ,Retter’ in einer Krise präsentier­t, deren Entwicklun­g sie selbst zugelassen hat.“

Erstmals wurden in dem Statement Besucherza­hlen genannt. In Kassel habe die Documenta bis wenige Tage vor Schluss etwa 850000 Besucher angezogen. Dazu kämen mehr als 330 000 Besucher in Athen, die sich nicht in Ticketverk­äufe übersetzen ließen, „damit existieren sie für die rechtliche­n Gesellscha­fter der Documenta nicht“. Die 13. Documenta vor fünf Jahren hatten 905000 Besucher gesehen.

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Foto: Boris Roessler, dpa Kunst mit dem Elend der Welt: Ein Werk von G. Galindo, das aus Wracks von Flüchtling­sbooten besteht.

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