Donauwoerther Zeitung

Was, wenn es rauskommt?

Österreich­s TV-Star Fritz Karl spielt im Drama „Nie mehr wie es war“einen Mann, dem ein Sohn untergesch­oben wurde. Hier erklärt er, wie er in so einem Fall reagieren würde. Und will einen Fehler aus der Welt schaffen

- Sicher? Interview: Josef Karg

Herr Karl, in Ihrem neuen Film erfahren Sie durch Zufall, dass Ihr Kind nicht von Ihnen ist. Eine dramatisch­e Nachricht, oder?

Fritz Karl: Der Thomas, also der betroffene Vater, fühlt sich total hintergang­en. Er fällt aus allen Wolken. Dann beginnt er, fast paranoid Ähnlichkei­ten zwischen ihm und dem Kind zu suchen, und fragt sich: Wie oft hat mich meine Frau betrogen?

Man könnte sagen, er dreht durch. Karl: Einerseits gibt es Männer, die sagen: Völlig klar, dass der so reagiert, einen Rachefeldz­ug startet und so unverzeihl­ich ist. Viele Frauen haben dagegen eher gesagt: Ja, das ist eine Kränkung. Dass einer aber gleich so ausrastet, das ist nicht nachvollzi­ehbar. Das ist übrigens ganz interessan­t, wenn bei Trennungen Frauen verletzt werden, dann können sie auch ganz rigoros vorgehen. Aber das ist eben auch das Spannende an dem Film.

Wie geht es einem als Schauspiel­er, der selbst sechsfache­r Vater ist, wenn er sich in die Rolle eines solchen Scheinvate­rs vertiefen muss?

Karl: Die Figur hat, in der Form, wie sie reagiert, relativ wenig mit mir zu tun. So würde ich nicht reagieren.

Karl: Wahrschein­lich wäre ich anfangs verletzt und gekränkt, aber so wie der Thomas die Ehe gegen die Wand fahren lässt – das würde ich nicht tun. Für mich als Schauspiel­er war es allerdings kein Problem, mich in diese Person zu versetzen. Das gehört schließlic­h zu meinem Beruf. Man kann einen Mörder spielen, aber deswegen noch lange keiner sein.

Mütter von Kuckuckski­ndern müssen in Deutschlan­d die Identität des echten Vaters preisgeben. Ist das hilfreich in so einer Situation?

Karl: Ja, denn ich glaube, dass die meisten Kinder das wissen wollen. Die können sich dann ja entscheide­n. Ich glaube aber auch, dass dies für Kinder erst ab einem gewissen Zeitpunkt wichtig ist. Es ganz kleinen Kindern zu sagen, macht wahrschein­lich keinen Sinn. Aber irgendwann taucht dann die Frage auf, wenn es rauskommt.

In Österreich ist das Unterschie­ben von Kuckuckski­ndern sogar strafbar. Karl: Schauen’S her, das habe ich gar nicht gewusst.

Allerdings nur, bis das Kind drei Jahre alt ist. Dann gilt die Tat als verjährt. Karl: Das ist interessan­t. Die österreich­ische Gesetzgebu­ng geht ja manchmal eigenartig­e Wege. Dass das Unterschie­ben eines Kuckuckski­ndes eine Straftat ist, aber nach drei Jahren verjährt, erscheint mir schon als ein bisserl hanebüchen. Wahrschein­lich hat das damit zu tun, dass es wahrschein­lich irgendeine­n vertrottel­ten Adeligen gab, der irgendwelc­he Kinder irgendwo angebaut hat und sich danach im wahrsten Sinne des Wortes nach drei Jahren aus der Affäre ziehen wollte. Oder vielleicht sagt man: Wenn man drei Jahre nicht drauf kommt, dann muss man es akzeptiere­n.

Seit über 20 Jahren gehören Sie zu den gefragtest­en Schauspiel­ern im deutschspr­achigen Raum. Was ist Ihr Geheimnis, dass Sie so nachhaltig beschäftig­t sind?

Karl: Erstens habe ich wahnsinnig Spaß an meinem Beruf, eine richtigmus­s gehende Spielwut. Und ich habe mich nie in eine Schublade stecken lassen. Ich war nicht nur der Arzt oder der Liebhaber. Ich versuche, mich immer wieder neu zu erfinden und die Figuren neu zu erfinden. Das hält einen frisch und hungrig.

Woher kommt denn diese Spielwut? Karl: Das kann ich so nicht sagen. Aber ich habe sie schon sehr früh gehabt. Das hat mit einem Spieltrieb zu tun, mit Neugierde. Das hat mir der liebe Gott mitgegeben.

Nach welchen Kriterien unterschei­den Sie bei den Angeboten?

Karl: Da muss irgendein Aspekt dabei sein, bei dem ich mich neu ausprobier­en kann. Wichtig ist auch das Ensemble, der Regisseur. Wenn das alles zusammenpa­sst, dann mache ich das. Das ist wirklich ein großer Luxus, wenn man sich Sachen aussuchen kann. Und ich bin mir durchaus bewusst, dass das jederzeit auch wieder anders sein kann.

Wenn ich richtig informiert bin, heißen Sie mit bürgerlich­em Namen Karl Friedrich …

Karl: Nein, da sind Sie falsch informiert. Es gibt zwar einen Schauspiel­kollegen, der heißt Karl Friedrich und lebt in München. Ich heiße Karl mit Familienna­men. Aber ich weiß, dass diese Informatio­n mit dem Künstlerna­men kursiert. Nur leider ist sie falsch.

Aber richtig ist, dass Sie mit Ihrer Familie am Traunsee in Österreich leben? Karl: Wir pendeln zwischen Österreich und Deutschlan­d hin und her. Wir führen eigentlich eher ein Nomadenleb­en.

Heute hier, morgen da? Ist das nicht anstrengen­d?

Karl: Tja, mein Gott. Das muss man mögen. Aber es ist halt ein Teil dieses Berufes. Gerade mit Familie ist es logistisch oft schwierig.

Warum leben Sie nicht in Wien oder Berlin, näher an der Filmindust­rie? Karl: Weil es ein eisernes Gesetz ist, dass die Aufträge gerade nicht dort her kommen, wo man wohnt.

OFritz Karl wurde 1967 geboren. Er spielte in einer Vielzahl von Filmen (unter anderem „Wer früher stirbt ist länger tot“) und erhielt mehrere Auszeichnu­ngen. Der Österreich­er ist mit der deutschen Schauspiel­erin Elena Uhlig verheirate­t. Sein neuer Film „Nie mehr wie es war“läuft am Montag, 18. September, um 20.15 Uhr im ZDF.

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Foto: ZDF/Erika Hauri Die Schauspiel­er Fritz Karl (links) und Matti Schmidt Schaller in „Nie mehr wie es war“.

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