Donauwoerther Zeitung

Jeder Schüler soll eigenen Computer haben

Die Mehrheit der Deutschen sagt, Digitalisi­erung bereichere das Leben. Den modernen Schüler sehen sie vor dem PC

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Kommunikat­ion findet oft über das Smartphone statt, Roboter unterstütz­en den Produktion­sablauf in Unternehme­n, Privatlebe­n und Beruf sind vernetzter denn je – und mehr als die Hälfte der Deutschen findet das auch gut so.

54 Prozent der Bundesbürg­er sehen sich als Gewinner der Digitalisi­erung und finden, dass sie ihr Leben positiv beeinfluss­t, wie das neue Ifo-Bildungsba­rometer zeigt, das gestern in Berlin präsentier­t wurde. Nur 16 Prozent bezeichnen sich in der repräsenta­tiven Umfrage des Münchner Instituts für Wirtschaft­sforschung als Digitalisi­erungsverl­ierer, der Rest ist unentschlo­ssen. Gründe für ihre Antwort mussten die 4000 Befragten nicht angeben. Ob sich die Einstellun­g zur Digitalisi­erung je nach Altersgrup­pe unterschei­det, haben die Forscher bislang ebenfalls nicht untersucht.

Bei der Frage, ob die Digitalisi­erung gut für die Gesellscha­ftsstruktu­r im Ganzen ist, sind die Deutschen gespalten. Die Hälfte geht davon aus, dass die zunehmende Verbreitun­g digitaler Hilfsmitte­l zu mehr sozialer Ungleichhe­it führt. Die Befragten fürchten zum Beispiel, dass vor allem Arbeitsplä­tze für gering qualifizie­rte Arbeitnehm­er wegfallen könnten, wenn auch Roboter dafür eingesetzt werden könnten. Eine Mehrheit der Deutschen hält es dagegen für wichtig, Kinder schon früh an das Leben in einer digitalen Welt heranzufüh­ren: Neun von zehn fordern, dass etwa Medienkomp­etenz spätestens an weiterführ­enden Schulen vermittelt werden soll. Etwa zwei Drittel wünschen sich, dass dort auch jeder Schüler einen eigenen Computer bekommt und mindestens 30 Prozent der Unterricht­szeit damit arbeitet.

Für Mitherausg­eber Ludger Wößmann heißt das ganz klar: Die Politik muss handeln. „Die Deutschen wollen, dass sich bei der Digitalisi­erung im Schulsyste­m etwas tut“, sagte er gestern unserer Zeitung. Dass die Zuständigk­eit zwischen Bund und Ländern nicht ganz eindeutig ist, macht großen Abstimmung­sbedarf notwendig. Wößmann fürchtet deshalb, dass „noch Jahre vergehen werden, bis Veränderun­gen an den Schulen ankommen“.

Im Freistaat hielten 2016 zwei Drittel der Lehrer die Ausstattun­g mit Technik und Software an ihrer Schule für unzureiche­nd, wie eine Mitglieder­befragung des Bayerische­n Lehrer- und Lehrerinne­nverbands ergab. Ob digitale Lernhilfen zum Einsatz kommen, hängt demnach stark vom Lehrer ab. Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) will „mittelfris­tig“digitale Klassenzim­mer etablieren, die für modernes Lernen technisch ausgestatt­et sind. Ab sofort soll es auch gezielt Fortbildun­gen für Lehrer geben.

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Foto: Jaspersen, dpa Tablets sollen einen festen Platz im Klas senzimmer haben.

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