Seine Sprache ist die Musik
Hans Löffler aus Daiting beherrscht viele Instrumente und engagiert sich kulturell. Wie ihm sein Hobby den beruflichen Weg ebnet und welches Erlebnis er niemals vergessen wird
Daiting Als Hans Löffler seine Steirische Harmonika aus dem Koffer holt und sich umhängt, dauert es nur ein paar Sekunden. Dann beginnt er zu spielen – und zu lächeln. Sie ist eines von vielen Instrumenten, die der 65-Jährige beherrscht. Neben Gitarre und Klarinette gehören auch Exoten zu seiner Sammlung: „Alphorn spiele ich sehr gerne oder auch Tenorhorn“, sagt Löffler.
Mit Letzterem hat auch seine musikalische Laufbahn begonnen. „In Daiting hat Blasmusik eine große Tradition. Mein Vater sollte eigentlich Posaune lernen, kam damit aber nie richtig zurecht. Als Kind habe ich einmal reingepustet und irgendwie hat es geklappt“, erinnert er sich. Er selbst habe schon immer lieber Volks- und Blasmusik gehört und auch in seiner Klasse hätten damals mehrere Mitschüler Interesse an dem Genre gehabt. „Deshalb haben wir uns Instrumente von im Krieg Gefallenen erbettelt“, erklärt Löffler. Mit zehn Jahren fing er an, Tenorhorn zu lernen, indem er und seine Klassenkameraden sich mit ihrem Lehrer in der Freizeit trafen. Daraus entstand schließlich die Gruppe Los Gringos. 20 Jahre lang spielten sie auf Hochzeiten und sonstigen Festen.
Der Musik hat Löffler auch seinen beruflichen Werdegang zu verdanken: „Ich wurde im Grunde in die Landwirtschaft hineingeboren. Deshalb hab’ ich weder eine weiterführende Schule besucht.“Doch nach einer Kfz-Lehre hatte der Musiker ein prägendes Erlebnis. „Bei der Bundeswehr war ich fast ausschließlich mit Abiturienten auf einem Zimmer. Da wurde mir klar, dass ich das auch erreichen will.“Und tatsächlich schaffte es Löffler an die Technische Universität in München, wo er Lehramt für berufliche Schulen in den Fächern Maschinenbau und Sozialkunde studierte. „Das alles habe ich mir mit der Musik finanziert“, sagt er stolz.
32 Jahre lang war Löffler Lehrer an der Berufsschule in Neuburg. Fast genauso lange ist er Dirigent des Musikvereins Usseltal Daiting. Rund 30 Konzerte habe der Verein im Jahr, das jährliche Konzert sei aber der Höhepunkt. „Das findet heuer im November bereits zum 20. Mal statt“, sagt der Daitinger.
Entstanden ist der Musikverein auf Anregung des damaligen Bürgermeisters. „In den 80er-Jahren sind viele solcher Vereine entstanden. Davor gab es nur lose Zusammenkünfte von Musikern, die dann für Beerdigungen oder Ähnliches angefragt wurden“, erklärt er.
Löffler engagiert sich nicht nur im Musikverein, dem er drei Jahrzehnte lange vorstand, sondern gehört auch zum Usseltaler Blechhaufen, einer kleinen Blasmusikgruppe, bestehend aus aktuellen und ehemaligen Daitingern. Auch alleine tritt der 65-Jährige auf. Seit Kurzem ist Löffler zudem Teil des Herbstwindorchesters, in dem 60 Musiker aus ganz Schwaben spielen, die mindestens 55 Jahre alt sein müssen.
Auch Löfflers Kinder wurden bereits in den Musikverein hineingeboren. „Meine Tochter spielt Klarinette, mein Sohn Tuba und Alphorn“, sagt der Musiker. Dabei betont er, dass die Freundschaften, die beim Musizieren entstehen, mindestens genauso wichtig seien wie die Musik selbst.
Davon handelt auch ein Erlebnis, das Löffler, wie er selbst sagt, nie mehr vergessen wird: „Als Lehrer musste ich einmal in einer Integrationsklasse eine Stunde Deutsch vertreten. Ich habe mich dazu entschlossen, mit ihnen ein deutsches Volkslied zu singen. Die Freude und zu sehen, wie alle mitmachen, das geht einem schon nach.“
Auftritte in Behinderten- oder Seniorenheimen zählen ebenfalls zu Löfflers Höhepunkten, „weil man richtig sieht, wie die Menschen aufblühen. Demenzpatienten erkennen teilweise ihre Kinder nicht mehr, können aber alle Strophen eines Liedes, das ist Wahnsinn.“Schließlich erzählt Löffler noch von einem Erlebnis in Tschechien. Mit einem heimischen Akkordeonspieler habe er den ganzen Abend musiziert, ohne ein Wort Tschechisch zu können. „Daran sieht man: Musik ist eine Sprache, die alle verstehen.“