Das ist Männersache
Eine Gesprächsrunde nur für das – vermeintlich – starke Geschlecht. Paar- und Familientherapeut Gerd Korbach berichtet vom vergangenen Jahr und gibt einen Ausblick
Donauwörth Das Bild des Mannes in der Gesellschaft hat sich stark verändert. Ein Mann ist nicht mehr nur Ernährer, sondern von ihm wird weit mehr erwartet: Er soll ein guter Liebhaber, ein guter und gefühlvoller Gesprächspartner in einer Beziehung, ein fürsorglicher Vater und Ehemann und zudem erfolgreich im Job sein. Viele sind damit überfordert, werden unsicher, reagieren mit Süchten und können krank werden.
Die Männergruppe in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Bistums Augsburg setzt genau da an. Hier wird überforderten Männern geholfen, ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen, eigene Rollen zu reflektieren und für den ein oder anderen einen Lebenssinn zu finden. Das Angebot findet diesen Herbst zum zweiten Mal statt. Geleitet werden die Treffen von Therapeut Gerd Korbach.
Zufrieden blickt er auf die erste Auflage im vergangenen Jahr zurück. „Voriges Jahr war die Gruppe super“, sagt Korbach. „Es gab eine große Beständigkeit und eine tiefe Vertrauensbildung sowohl zu mir, als auch unter einander. Die zehn Teilnehmer waren alle motiviert dabei und es entstanden tiefe Bindungen. Sie organisieren sich sogar seit dem Ende selber, treffen sich und tauschen sich weiterhin aus.“Dass es so gut laufen würde, hatte Korbach zwar gehofft, war aber dennoch überrascht. Entgegen vieler Ängste von Männern, sich vor Bekannten zu öffnen, kann Korbach ermutigen: „Es haben sich zwei Bekannte in der Gruppe getroffen, aber nach anfänglicher Skepsis, haben sich beide öffnen und eine Bindung aufbauen können.“
Die Gruppe lief strukturiert ab, aber mit viel Freiraum für persönliche Anliegen. Es gab jeweils ein Anfangsund ein Schlussritual eines jeden Treffens. Zu Beginn der Stunden kam man schnell in eine andere geistige Ebene. Es gab eine Minute des Schweigens, Fantasiereisen oder ein Bodyscan, bei dem man in seinen Körper hinein hört und ihn spüren kann. Zudem sind drei Fragen Teil des Rituals. Zum Abschluss gab es ein direktes Feedback mit der Frage, was die Männer mit nach Hause nehmen. Jeder hatte etwas, auch wenn mal Fragen offen blieben, aber das sei Teil einer Reise, die die Män- ner machen. Die Fragen klärten sich dann teils zeitnah, teils in der nächsten Sitzung oder blieben auch offen, sagt Korbach.
Heuer wird sie zwar noch strukturierter und steht jeden Abend unter einem anderen Motto, Zeit für eigene Interessen besteht aber weiterhin.
In der Gruppe lernen die Männer Struktur, sich verbal und emotional mitzuteilen, neue Körpererfahrungen zu machen und eine fürsorglichere Partner- sowie Vaterrolle zu übernehmen. Außerdem lernen sie dort Verhaltensweisen, die sie von ihren Eltern teilweise nicht mitbekommen haben. Der Therapeut erzählt von einem Erlebnis aus seinem beruflichen Alltag: „Ein Vater kam mit seinem Sohn und dem Ziel zu mir, dass es Zuhause besser laufen soll. In den Stunden kam deutlich hervor, dass die Kommunikation nicht gut lief. Es herrschte ein rauer Umgangston in der Patchworkfamilie. Während den Sitzungen haben sich beide zum ersten Mal Anerkennung und Wertschätzung entgegengebracht, was in jeder Vater-KindBeziehung beide dringend benötigen. Insgesamt gehen sie nun harmonischer und offener miteinander um.“
Service Die Treffen der Gruppe finden ab dem 23. Oktober an acht Abenden in der Psychologischen Beratungsstelle für Ehe , Familien, und Lebensfragen, Ze henthof 10 in Donauwörth statt. Die Ge bühr beträgt 50 Euro. Um Anmeldung für ein Vorgespräch bei Gerd Korbach un ter der Telefonnummer 0906/21215 wird gebeten.