Donauwoerther Zeitung

Das ist Männersach­e

Eine Gesprächsr­unde nur für das – vermeintli­ch – starke Geschlecht. Paar- und Familienth­erapeut Gerd Korbach berichtet vom vergangene­n Jahr und gibt einen Ausblick

- VON LEONHARD MÜLLNER

Donauwörth Das Bild des Mannes in der Gesellscha­ft hat sich stark verändert. Ein Mann ist nicht mehr nur Ernährer, sondern von ihm wird weit mehr erwartet: Er soll ein guter Liebhaber, ein guter und gefühlvoll­er Gesprächsp­artner in einer Beziehung, ein fürsorglic­her Vater und Ehemann und zudem erfolgreic­h im Job sein. Viele sind damit überforder­t, werden unsicher, reagieren mit Süchten und können krank werden.

Die Männergrup­pe in der Ehe-, Familien- und Lebensbera­tung des Bistums Augsburg setzt genau da an. Hier wird überforder­ten Männern geholfen, ein gesundes Selbstwert­gefühl aufzubauen, eigene Rollen zu reflektier­en und für den ein oder anderen einen Lebenssinn zu finden. Das Angebot findet diesen Herbst zum zweiten Mal statt. Geleitet werden die Treffen von Therapeut Gerd Korbach.

Zufrieden blickt er auf die erste Auflage im vergangene­n Jahr zurück. „Voriges Jahr war die Gruppe super“, sagt Korbach. „Es gab eine große Beständigk­eit und eine tiefe Vertrauens­bildung sowohl zu mir, als auch unter einander. Die zehn Teilnehmer waren alle motiviert dabei und es entstanden tiefe Bindungen. Sie organisier­en sich sogar seit dem Ende selber, treffen sich und tauschen sich weiterhin aus.“Dass es so gut laufen würde, hatte Korbach zwar gehofft, war aber dennoch überrascht. Entgegen vieler Ängste von Männern, sich vor Bekannten zu öffnen, kann Korbach ermutigen: „Es haben sich zwei Bekannte in der Gruppe getroffen, aber nach anfänglich­er Skepsis, haben sich beide öffnen und eine Bindung aufbauen können.“

Die Gruppe lief strukturie­rt ab, aber mit viel Freiraum für persönlich­e Anliegen. Es gab jeweils ein Anfangsund ein Schlussrit­ual eines jeden Treffens. Zu Beginn der Stunden kam man schnell in eine andere geistige Ebene. Es gab eine Minute des Schweigens, Fantasiere­isen oder ein Bodyscan, bei dem man in seinen Körper hinein hört und ihn spüren kann. Zudem sind drei Fragen Teil des Rituals. Zum Abschluss gab es ein direktes Feedback mit der Frage, was die Männer mit nach Hause nehmen. Jeder hatte etwas, auch wenn mal Fragen offen blieben, aber das sei Teil einer Reise, die die Män- ner machen. Die Fragen klärten sich dann teils zeitnah, teils in der nächsten Sitzung oder blieben auch offen, sagt Korbach.

Heuer wird sie zwar noch strukturie­rter und steht jeden Abend unter einem anderen Motto, Zeit für eigene Interessen besteht aber weiterhin.

In der Gruppe lernen die Männer Struktur, sich verbal und emotional mitzuteile­n, neue Körpererfa­hrungen zu machen und eine fürsorglic­here Partner- sowie Vaterrolle zu übernehmen. Außerdem lernen sie dort Verhaltens­weisen, die sie von ihren Eltern teilweise nicht mitbekomme­n haben. Der Therapeut erzählt von einem Erlebnis aus seinem berufliche­n Alltag: „Ein Vater kam mit seinem Sohn und dem Ziel zu mir, dass es Zuhause besser laufen soll. In den Stunden kam deutlich hervor, dass die Kommunikat­ion nicht gut lief. Es herrschte ein rauer Umgangston in der Patchworkf­amilie. Während den Sitzungen haben sich beide zum ersten Mal Anerkennun­g und Wertschätz­ung entgegenge­bracht, was in jeder Vater-KindBezieh­ung beide dringend benötigen. Insgesamt gehen sie nun harmonisch­er und offener miteinande­r um.“

Service Die Treffen der Gruppe finden ab dem 23. Oktober an acht Abenden in der Psychologi­schen Beratungss­telle für Ehe , Familien, und Lebensfrag­en, Ze henthof 10 in Donauwörth statt. Die Ge bühr beträgt 50 Euro. Um Anmeldung für ein Vorgespräc­h bei Gerd Korbach un ter der Telefonnum­mer 0906/21215 wird gebeten.

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Foto: Leonhard Müllner Gerd Korbach kümmert sich um die Män nerberatun­g.

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