Donauwoerther Zeitung

„Dahoam“in Mertingen

Sechs Bürger der fiktiven TV-Gemeinde Lansing diskutiere­n mit ihren Fans. Der Erfolg der bayerische­n Seifenoper „Dahoam is Dahoam“hat mehrere Gründe

- VON JÜRGEN ZIEGELMEIR

Mertingen Hätte sich nicht dieses Missgeschi­ck ereignet, wer weiß, wie dieser Abend verlaufen wäre: Sechs Bürger aus Lansing betreten, begleitet vom tosenden Applaus der etwa 250 Zuschauer, nacheinand­er die Bühne. Unter ihnen befindet sich der Apotheker Roland Bamberger. Er schaut in die Menge, die ihn anfeuert und dann passiert es. An der Stufe stolpert er, fängt sich aber und lächelt trotzdem. Wer nun dachte, dass dieser Unfall glimpflich ausging, lag falsch. Schließlic­h ist Bamberger im wirklichen Leben der Schauspiel­er Horst Kummeth, der die Kunst perfekt beherrscht, sein Publikum für sich zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitete er in Mertingen mit allen Tricks seiner Zunft. Dort galt dann getreu der gleichnami­gen Soap-Serie das Motto: „Dahoam is Dahoam“.

Schon zwei Stunden bevor die Stars ihr Programm begannen, war der Saal in der Alten Brauerei voll. Derweil saß das Team nebenan, machte Brotzeit und trug sich in das Goldene Buch der Gemeinde ein. Zu Beginn gab es gleich das Wichtigste. „Nun sehen wir Folge 1977“, wusste ein Gast, ehe Bamberger danach die Fragebögen der Zuschauer einsammelt­e. Wie sehr die Fans mit dieser Serie verbunden sind, ergab sich aus den vielen Ideen, die darauf notiert waren. Diese Begeisteru­ng ist einer der Faktoren, die Dahoam is Dahoam zur Erfolgsges­chichte formen.

Ein Fan formuliert­e das mit den Worten: „Einen Abend ohne euch könnte ich mir nicht mehr vorstellen.“Es sind Geschichte­n aus dem Alltag, die in dieser Art schon jeder einmal erlebt hat. Einfache, leicht verständli­che Handlungss­tränge, ohne Tiefgang, die die Drehbuchau­toren aber so schreiben, dass die Spannung nie nachlässt. Dadurch bleibt der Zuschauer dabei und fiebert mit, ob die Köchin ihre Sucht nach Pralinen in den Griff bekommt. Selbstvers­tändlich kommt auch die Liebe nicht zur kurz. Da verführt eine Frau in der Kneipe den einsamen Mann an der Bar. Dass er sie nicht abweist und mit nach Hause nimmt, ist logisch. Mit einer Prise Erotik gewürzt ist die intime Szene, die sich anschließt. Bevor es jedoch zu pikant wird, erfolgt der Schnitt, denn der Plot muss sich dem Vorabendpr­ogramm anpassen. Deswegen könne auch nicht jede Idee der Fans umgesetzt werden. „Wir bleiben unserer Serie treu“, versprach Redakteuri­n Daniela Boehm. Infrage stellt sich das Konzept bisher nicht, den Dahoam is Dahoam rechtferti­gt sich schon allein durch die Einschaltq­uoten.

Seit Oktober 2007 läuft die Sendung, für die 40 bis 50 Autoren schreiben. Bald folgt die 2000. Folge, und dass die Fortsetzun­g folgt, ist sicher, so lange es Fans wie Martin Stegmair gibt, der es sich nicht nehmen ließ und stellvertr­etend für die vielen Fans sagte: „Seit neun Jahre helfe ich als Komparse. Es macht sehr viel Spaß, weil ihr alle so nett seid. Ich habe jede Folge gesehen und ehrlich – es ist es wert!“

Info In Mertingen waren dabei: Carina Dengler alias Kathi Benninger, Katrin Lux/Köchin Fanny Lechner, Jessica Lenz/ Antonia Sturm, Horst Kummeth/Apo theker Roland Bamberger, Lucas Bauer/ Patrick Westenried­er, Holger M. Wil helm/Wirt Gregor Brunner.

 ?? Foto: Jürgen Ziegelmeir ?? Der Besuch bei den Fans in Mertingen bereitete dem Team der bayerische­n Seifen oper „Dahoam is Dahoam“sichtlich Freude. Bürgermeis­ter Albert Lohner (Zweiter von rechts) lud zum Eintrag ins Goldene Buch ein.
Foto: Jürgen Ziegelmeir Der Besuch bei den Fans in Mertingen bereitete dem Team der bayerische­n Seifen oper „Dahoam is Dahoam“sichtlich Freude. Bürgermeis­ter Albert Lohner (Zweiter von rechts) lud zum Eintrag ins Goldene Buch ein.

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