Ein Triathlon für Pferde
Die bayerische Elite trifft sich in Mertingen. Was diese besondere Disziplin auszeichnet
Mertingen Es war ein Augenblick, der diesen Sport definiert: Die Nebelfelder hatten sich zurückgezogen und die Sonne schien über das Gelände. Einer der vielen Reiter nahm das Hindernis perfekt, passierte den Wassergraben und galoppierte dann auf das weitläufige Areal zu, wo die Geländeprüfung bewertet wurde. „Das ist unser Lukas Brummer“, kommentierte Andrea Kapfer die Szene und erklärte, worauf es beim Vielseitigkeitsreiten ankommt, das auf der Hagenmühle stattfand. Unter den vielen Gästen waren auch Hans-Peter Schmid, Präsident des Bayerischen Reit- und Fahrverbandes, und Bezirksvorsitzender Max Stechele. Der Veranstalter, der Reit- und Fahrverein DonauwörthMertingen, freuten sich besonders, Vereinsgründer und Ehrenvorsitzenden Arnold Sigel mit Frau in Mertingen begrüßen zu dürfen.
Drei Tage traf sich dort die Elite und ermittelte ihre schwäbischen und bayerischen Meister in einem Sport, der Mensch und Pferd alles abverlangt. „Sehen Sie, wie Lukas das Pferd allein durch eine sanfte Drehung seiner Schulter führt?“, fragt Kapfer, die als Vorsitzende für den Reit- und Fahrverein Donauwörth-Mertingen verantwortlich ist. Es sieht alles so leicht aus, als wäre es ein Kinderspiel. Jedoch verlangt dieser Sport eine Kombination von Fähigkeiten, die nötig sind, um die unterschiedlichen Aufgaben zu bewältigen. Erklären kann das ein Fachmann, der sich schon seit 50 Jahren mit dem Reiten befasst.
Unterschiedlicher könnten die drei Disziplinen nicht sein. Da ist zuerst die Dressur. „Wenn keine absolute Harmonie zwischen Mensch und Pferd besteht, funktioniert es nicht“, erklärt Heinrich Liegl, Beauftragter der Landeskammer. Als technischer Delegierter prüft er alles, um einen ordentlichen Wettkampf zu gewährleisten. Ein guter Reiter fühle sein Pferd und das dankt das Tier mit Vertrauen. So ganz anders als die Dressur, für die der Reiter Feinfühligkeit braucht, um sein Pferd im Takt zu halten, ist der Parcours im Gelände. Hier ist
Ausdauer, Mut und die Fähigkeit zum Galopp gefragt. Glaube ja keiner, dass dafür Gewalt nötig sei.
„Probieren Sie mal, mit Zwang
ein Pferd über einen Wall zu bringen, wenn es nicht sieht, was sich dahinter befindet“, verdeutlicht der 79-Jährige. Im Gegensatz dazu stehe
das Springreiten. Hier helfe keine Grobmotorik. Wendig müssen die Tiere sein, um die Hindernisse zu überspringen, zwischen denen nur kurze Abstände sind. Daraus leitet sich das Wort Vielseitigkeit ab. Jeder Reiter absolviert mit seinem Pferd alle drei Disziplinen. Erfolgreich ist nur, wer viel Erfahrung und jahrelanges Training mitbringt. Gute Reiter wenden Methoden an, die sich in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt haben – Intervalltraining zum Beispiel. „Vor Jahren haben wir das von Bodybuildern aus den USA übernommen“, weiß Liegl. Von denen hätten sie gelernt, dass Muskeln besser aufbauen, wenn sich Belastung und Regeneration optimal aufeinander abstimmen. Ähnlich verhalte es sich im Triathlon. Doch wie kommt es, dass sich gerade in Mertingen die bayerische Elite trifft und ihr Können zeigt? „Weil bei uns ideale Bedingungen herrschen“, sagt Kapfer und deutet über das Areal auf der Hagenmühle, das mit zu den größten in Süddeutschland gehört. Von ungefähr komme das aber nicht.
Mit ihren Kameraden hat Kapfer etwas aufgebaut, das sich im Reitsport sehen lassen kann. Alleine hätten sie das nicht geschafft. Hilfe bekommen sie unter anderem von einem Spezialisten, der internationalen Ruf genießt. „Rüdiger Rau aus der Schweiz baute schon Parcours in Stuttgart, Salzburg und Göteborg“, so Kapfer. Das ist einer der Gründe, warum Mertingen in Schwaben zu einem Landesleistungszentrum geworden ist. Leidenschaft und Idealismus seien Faktoren, die dazu beitragen, dass sich die Reiter hier wohlfühlen. Dazu addiere sich noch der Fleiß und Kapfer deutet wieder auf Lukas Brummer, der die nächste Hürde meistert: „Ohne unsere Mitglieder, die diese Anlage so hingebungsvoll pflegen, könnten wir die Tradition nicht fortsetzen.“
Details zum Wettkampf Das Vielsei tigkeitsreiten besteht aus den Diszipli nen: Dressur, Geländeritt und Spring reiten. In elf Wettbewerben absolvier ten etwa 180 Teilnehmer knapp 400 Starts. Auf fünf verschiedenen Gelän destrecken die 2,5 bis drei Kilometer lang sind, stehen circa 80 verschiedene Hin dernisse. Es ist ein offenes Turnier für alle Altersklassen. Allein die Ausschreibung dafür umfasst sechs Seiten.