Donauwoerther Zeitung

Angst vor dem Werteverfa­ll

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Die Bundestags­wahlen waren bis zuletzt spannend wie wahrschein­lich nie zuvor. Und dabei ging es nun erstmals weit weniger um die machtpolit­isch drängendst­e Frage, wer denn stärkste Partei wird. Das war auch im Landkreis DonauRies nicht der Hauptpunkt. Es war auch aufgrund der Ergebnisse aus der Vergangenh­eit abzusehen, dass Ulrich Lange und die Christsozi­alen das Rennen machen, wenn auch mit Verlusten. Ein etablierte­r Abgeordnet­er hat gerade im Wettkampf um das Direktmand­at einen Vorteil, sofern er solide Arbeit geleistet und Skandale vermieden hat.

Klar ist aber auch im Landkreis geworden, dass einige Themenfeld­er den Bürgern Sorge bereiten. Die Migration war, mit Donauwörth als großem schwäbisch­em AsylErstau­fnahme-Standort, ein solches Reizthema – allen voran viele offene Fragen, die den Weg, das Ziel und die Motivation der aktuellen Zuwanderun­g betreffen. Die Politik blieb zu lange weithin sprachlos und inhaltslee­r. Diese offenbare Hilflosigk­eit führender Politiker auf Bundeseben­e, etwa in der Frage der Grenzsiche­rung, hat die Bürger in großen Teilen verunsiche­rt. Das ist nachvollzi­ehbar.

Obgleich man sich angesichts globaler Notlagen zur Hilfeleist­ung verpflicht­et fühlen sollte, so ist es in der Realpoliti­k fahrlässig, Grenzen als überkommen zu betrachten – und es ist naiv anzunehmen, dass Deutschlan­d alle Probleme der Welt innerhalb der eigenen Grenzen in Eigenregie lösen könnte. Gerade wegen des leider zu beobachten­den rapiden Werteverfa­lls, was die eigene Identität, die eigenen Wurzeln anbelangt, darf eine allzu große Integratio­nskraft dieses Landes mit seinen Kreisen, Städten und Dörfern zumindest angezweife­lt werden.

Jene Unsicherhe­iten haben viele Wähler auch in wirtschaft­lich stabilen Zeiten nachdrückl­ich beschäftig­t. Zahlreiche Bürger haben dem linksliber­alen Konsens, der inzwischen bis in die Union hinein reicht, eine Absage erteilt, ihn nicht mehr als „alternativ­los“hinnehmen wollen. Mit der AfD, die sich auch im Landkreis Donau-Ries als sehr stark erwiesen hat, ist eine neue politische Kraft entstanden. Lokal und regional ist sie gerade dabei, sich zu profiliere­n, etwa im Hinblick auf die Flutpolder-Debatte.

Die FDP tut sich da auf dem Land etwas schwerer – doch auch sie zog wohl Wähler an, die ein Weiter-So ablehnten, denen aber der Kurs der AfD zu unklar erschien. Die SPD konnte regional nicht wirklich punkten, die Rolle als kleinere Partei in einer Großen Koalition ist jedoch gemeinhin undankbar. Die Linke hinkt hinterher. Eine Profilieru­ng fiel den Grünen auch aufgrund ihrer dezidiert ökologisch­en Ausrichtun­g leichter. Das Spektrum hat sich auch im Landkreis erweitert. Man sollte unvoreinge­nommen damit umgehen.

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