Ein Spielplatz, der gar keiner ist
Im Rainer Erlenweg gibt es eine Brachfläche, auf der sich früher Kinder getummelt haben. Stadtrat weist den Wunsch des Eigentümers ab, jetzt daraus Bauplätze zu machen
Im Rahmen des Weinfestes beim 90. Jubiläum des MGV Liederkranz Oberndorf-Eggelstetten wurde Christina Stoklossa zur Weinkönigin gekrönt. Nach einigen lustigen Spielen und einer Weinprobe, die es zu bestehen galt, hatte die Oberndorferin, die für die Trachtenkapelle antrat, die meisten Punkte gesammelt und bekam von ihrer Vorgängerin Lea Hänsel die Krone überreicht. Weitere Kandidatinnen waren Jasmin Kaim (VfB) und Jessica Mordstein (Mühlbachfreunde). Rain Als Spielplatz ist die 3000 Quadratmeter große Fläche am Lindenweg in Rain schon längere Zeit nicht mehr erkennbar. Schaukel, Wippe, Fußballtore und andere Spielgeräte sucht man dort vergeblich. Sie wurden abgebaut, nachdem der Eigentümer des Grundstücks den Pachtvertrag mit der Stadt nicht mehr verlängert hat. Dennoch ist das Brachland auf dem Papier offiziell ein Spielplatz. Denn als solcher ist es seit den 70er-Jahren im dort gültigen Bebauungsplan verankert.
Inzwischen aber hat der Eigentümer andere Interessen. Bauplätze sind Mangelware in Rain, der Markt ist nahezu leer gefegt, und auch für das neu entstehende Baugebiet am Unteren Kirschbaumweg gibt es weitaus mehr Kaufwillige, als Flächen zur Verfügung stehen. So gesehen läge es nur im Interesse des Stadtrats, den Spielplatz für Häuslebauer umzuwidmen. Zwei Doppelhäuser und zwei Einfamilienhäuser könnten dort entstehen, wie Pläne des Antragstellers zeigen. Der Stadtrat hat allerdings am Dienstagabend anders entschieden.
Was – auf dem Papier – ein Spielplatz ist, soll demzufolge auch einer bleiben. Damit kommen die Kommunalpolitiker den Belangen einiger Anwohner nach, die sich zur Interessensgemeinschaft formiert haben und angekündigt haben, im Ernstfall „alle möglichen rechtlichen Schritte zu unternehmen“, um die Bebauung mit Wohnhäusern zu verhindern. „Wir haben seinerzeit im Vertrauen auf den bestehenden Bebauungsplan unsere Grundstücke erworben“, schreibt die Interessensgemeinschaft an die Stadt Rain. „Darin war vorgesehen, dass dieser Kinderspielplatz auf Dauer bestehen bleiben wird.“
Das vom Bauherrn beauftragte Ingenieurbüro hingegen verweist unter anderem darauf,
● dass es in erreichbarer Nähe (Erlenweg und Theresienstraße) zwei weitere Spielplätze gibt,
● dass das Innen- und Umweltministerium intensiv auf Nachverdichtung setzen,
● dass die bessere Auslastung bestehender Baugebiete die Kosten für die Infrastruktur senkt,
● dass Verkehrsströme bei Verdichtung minimiert werden
● und dass die Stadt Rain derzeit bei ihrem Angebot an Bauplätzen hinter dem Bedarf zurückbleibt.
Am Ende allerdings verwehrte der Stadtrat der Bauvoranfrage die Zustimmung. Alle Fraktionen waren sich einig, man solle eine einvernehmliche Lösung mit dem Eigentümer finden und wieder einen Spielplatz im Lindenweg einrichten.