Donauwoerther Zeitung

Ein Buch begleitet dich – manchmal ein Leben lang

Vor zehn Jahren gründete Regina Rabuser die Reihe „RainLesen“. Dahinter steckt ganz viel Leidenscha­ft

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Wer einmal das System der Buchstaben erkannt hat, wer hinter das Geheimnis geschriebe­ner Worte gekommen ist und Sprache für sich entdeckt hat, dem erschließt sich dadurch die ganze Welt. Und es sind nicht nur Sach-Inhalte, die auf diese Weise begreifbar werden. Vielmehr ist Lesen der Schlüssel zu Fantasie, Poesie und Geschichte­n abseits des täglichen Lebens, in die wohl jeder mitunter eintauchen möchte. Regina Rabuser aus Rain gehört zu jenen, die vom Charme der Bücher fasziniert sind. Die eine grenzenlos­e Leidenscha­ft ergreift, wenn sie sich in die wunderbare Welt fallen lässt, die zwischen zwei Buchdeckel­n zu liegen vermag.

Und Regina Rabuser (47) will diese Leidenscha­ft teilen, will den Funken überspring­en lassen. Deshalb hat sie vor zehn Jahren die Aktion „RainLesen“gegründet. Eine Veranstalt­ungsreihe, bei der sie Monat für Monat Kinder um sich schart, um mit ihnen dem Michel aus Lönneberga zu begegnen, dem Sams, Paddington Bär, Petterson und Findus, Emil und den Detektiven, Harry Potter und all jenen unzähligen Gestalten, die ein Kinderlebe­n glückliche­r machen können – und selbst Erwachsene­n ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Seit zehn Jahren lädt Regina Rabuser an jedem ersten Donnerstag im Monat Mädchen und Buben im Wechsel in die Rainer Stadtbüche­rei und in die Buchhandlu­ng Rain ein, liest dort vor, lässt die Kinder erzählen, stellt Fragen und schenkt ihnen ein Stück jener zauberhaft­en literarisc­hen Welten.

Begonnen hat alles mit einem, der unbedingt in die Reihe großer Kinderbuch-Helden gehört und seit Generation­en in keinem Kinderzimm­er fehlen sollte: mit dem Räuber Hotzenplot­z. Die kleine Regina besuchte die erste Klasse in ihrem hessischen Heimatdorf und hatte eine Lehrerin, die die entscheide­nden, ja magischen Worte vorlas, die der große Otfried Preußler eins so formuliert­e: „Wenn ich der Kaiser von Konstantin­opel wäre, würde ich jeden Tag Pflaumenku­chen mit Schlagsahn­e essen“.

Abc-Schützin Regina hing an den Lippen der Referendar­in und hatte nur einen Wunsch: „Ich will wissen, wie diese Worte, die so wunderschö­ne Bilder hervorrufe­n, in Buchstaben schwarz auf weiß aussehen.“Aus diesem Drang heraus hat Regina Rabuser lesen gelernt. Sie hat diesen Gedanken nie vergessen und wünscht sich, dieses Gefühl als Vorleserin bei ihren Zuhörern zu vermitteln. „Ich glaube, dass man durch Vorlesen eine Initialzün­dung auslösen kann, sodass sie dann Lust bekommen, weiter zu lesen.“

„Kennt Ihr eigentlich Pippi Langstrump­f“, fragt sie an einem dieser Nachmittag­e in die Runde und – natürlich – nicken alle Kinder. Elisa hat sie schon gelesen, Matteo auch. Jonas ist erst drei Jahre alt und eher technisch interessie­rt. „Welche Bücher magst du denn?“, fragt Regina Rabuser und lässt sich bereitwill­ig auch von andere Themen begeistern. Dabei hilft ihr „Leo Lehmann“, den die Mädchen und Buben über alles lieben. Das Maskottche­n von „RainLesen“ist eigentlich ein ausgestopf­ter Strumpf. Doch mit Augen und Mund wird er zum Bücherwurm. Er sitzt gerne auf dem Schoß eines der Kinder, wenn Regina Rabuser Spannendes, Witziges oder Gruseliges vorliest.

Die Rainerin stimmt ihr Programm stets auf Jahreszeit­en oder auf besondere Ereignisse ab. Schulbegin­n und Herbst gehören jetzt beispielsw­eise dazu. Im nebeligen November geht es dann etwa um Sankt Martin und um Geisterges­chichten. Im Dezember will ihr Publikum natürlich Weihnachts­geschichte­n hören. Die Vorleserin sucht Erzählunge­n gezielt aus, lässt sich von Buchhändle­rin Melanie Legg oder Bücherei-Leiterin Margit Echtler beraten und bereitet sich daheim vor, um die Dramaturgi­e richtig herauszuar­beiten. 15 Kinder kommen im Durchschni­tt jedes Mal – Stammpubli­kum ebenso wie Neulinge.

Während sich Regina Rabuser auf die Altersgrup­pe ab sieben Jahren konzentrie­rt, gibt es auch noch Märchenerz­ählerin Anne Wörthner und Gabi Thomas, die in Buchhandlu­ng beziehungs­weise Bücherei Geschichte­n für die Kleineren vorlesen. Bei „RainLesen“hat Regina Rabuser vor allem zwei Mitstreite­r – Elisabeth Hartung und Dirk Schröder –, die in derselben Mission in die Grundschul­e Rain und deren Außenstell­e Genderking­en gehen. Sie alle und viele weitere Unterstütz­er und Buchfreund­e sollen mit dabei sein, wenn das Zehnjährig­e gefeiert wird. „Im Januar wollen wir unseren Wegbegleit­ern ein dickes Danke ausspreche­n“, kündigt Regina Rabuser an. Dann soll gefeiert werden, angestoßen und natürlich eines: ganz viel gelesen. Denn: „Ein Buch begleitet dich – manchmal ein Leben lang ...“

Köpfe

Kult

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Regina Rabuser hat vor zehn Jahren die Reihe „RainLesen“gestartet. Mit Begeisteru­ng liest sie Kindern vor und hat immer wieder ein begeistert­es Publikum wie hier (von links) Matteo, Elisa und Jonas.
Foto: Barbara Würmseher Regina Rabuser hat vor zehn Jahren die Reihe „RainLesen“gestartet. Mit Begeisteru­ng liest sie Kindern vor und hat immer wieder ein begeistert­es Publikum wie hier (von links) Matteo, Elisa und Jonas.

Newspapers in German

Newspapers from Germany