Viel geleistet, manches verhindert
Die Kreisgruppe im Bund Naturschutz feiert ihren 40. Geburtstag. In der Vergangenheit wurden gegen viele Projekte gekämpft, die die Umwelt gefährden. Warum das Niedermoorgebiet in der Mertinger Höll einmalig ist
Landkreis/Kaisheim Vor vielen Jahren unterrichtete Friedrich Heiser seinen damaligen Schüler Rudi Schubert in Biologie und begeisterte ihn für den Umweltschutz. Jetzt erhielten beide die Bayerische Naturschutzmedaille für ihr Engagement von Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundnaturschutzes in Deutschland und Bayern.
Im Gasthaus Thaddäus in Kaisheim spielte die Hofmarkmusik fröhlich auf, gab es doch etwas Besonderes zu feiern: Den 40. Geburtstag der Kreisgruppe im Bund Naturschutz. Gastgeber waren also die Panitz-Brüder, die durchaus eine enge Verbindung zu diesem Verband haben. Die „Mehlprimeln“kämpften in den Anfangsjahren der Kreisgruppe an vorderster Front mit, als es darum ging, die geplante Magnetschwebebahn im Donauried und später dann ein Atomkraftwerk bei Pfaffenhofen zu verhindern.
Es war die Zeit, als Friedrich Heiser als Vorsitzender in den Anfängen der Kreisgruppe viel zu stemmen, aber eigentlich mehr abzuwenden hatte: Müllverbrennungsanlage in Rain, Golfplatz im Kesseltal, Müllheizkraftwerk und jene Projekte im scheinbar so bedeutungslosen Areal bei der „Mertinger Höll“. An den Kampf gegen das Waldsterben, an Biotop-Pflegemaßnahmen, an die Schutzmaßnahmen für Vögel wie den Großen Brachvogel oder Kiebitze, an Pflanzungen, ein Wildkatzen-Monotoring und die Vernetzung von Flächen mit seltenen Pflanzen erinnerten Heisers spätere Nachfolger Rudi Schubert und Alexander Helber.
In den Mittelpunkt aber stand auch diesmal das „Leuchtturmprojekt“der Kreisgruppe, wie es Hubert Weiger nannte: Die FlächenAnkaufmaßnahmen in der Höll bei Mertingen und das angrenzende Gebiet der Ruten Richtung Lauterbach. „Das ist einfach einmalig“, schwärmte er. Weiger hat, wie er ausführte, als junger Mann die Gründung der Kreisgruppe verfolgt, war seither unzählige Male zu Gast. Schon damals habe ihn fasziniert, wie ein breiter Bürgerwille es geschafft habe, das Niedermoorgebiet der Höll von den einst gigantischen Großprojekten freizuhalten. „Die Landschaft wäre heute verschandelt, wenn es nicht Männer und Frauen gegeben hätte, die damals aufgestanden sind“.
Heute zähle das Mertinger Ried mit seinem Kerngebiet, der Mertinger Höll, zu den letzten ursprünglichen Wiesengebieten in Schwaben. Seit den 70er-Jahren habe der Bund Naturschutz hier regelmäßig Flächen angekauft und vor Zerstörung bewahrt. Seltene Vogelarten, aber auch das vom Aussterben bedrohte „Graben Veilchen“oder das „Duftende Mariengras“würden bewahrt.
Und da war der „Chef-Naturschützer“dann auch schon bei einem Sorgenthema: dem Artenthema. Er ermunterte zu verstärkten Anstrengungen, um es nicht zuzulassen, „dass immer mehr Tier- wie Pflanzenarten verschwinden“. Der Verfall der Dörfer müsse gestoppt, den „Bauern ihre Würde zurückgegeben“und der Landverbrauch eingedämmt werden. Dem Bund Naturschutz, so Weiger, sei es gelungen, die „Alternativlosigkeit von politischen Entscheidungen immer wieder zu widerlegen“. Man habe nicht nur dagegen demonstriert, sondern auch immer Alternativen aufgezeigt.
Das Donauried sei ein Vorzeigeprojekt, anerkannte Weiger. Er kenne kein Projekt dieser Dimension in Deutschland, das nicht von einem angestellten Fachmann gemanagt werde. Die Kreisgruppe Donau-Ries habe dies geschafft und verdiente höchstes Lob. Wie sehr die 40-Jahr-Feier Weiger berührte, zeigte sich schon allein daran, dass er bereits zur Pflanzung einer Linde auf dem Schulareal in Kaisheim angereist war, aber auch an der Vielzahl der Handy-Fotos, die er selbst als Erinnerung mit nach Hause nehmen wollte.
Für besondere Verdienste zeichnete er schließlich auch noch Gerda Fischer, Siegfried Häuslaigner und Eugen Weidner aus. Siegfried Häuslaigner dankte bewegt und meinte: „Bei uns ist jeder wichtig - auch ein kleiner Frosch.“