Donauwoerther Zeitung

Wichtige Fragen kaum geklärt

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Es ist schon irgendwie seltsam, dass es bei der Gesamtzahl von 84 ausreisepf­lichtigen Asylbewerb­ern in schier keinem Fall möglich ist, eine Rückführun­g ins Heimatland vorzunehme­n. Hierzu ist anzumerken, dass jene Fälle mindestens doppelt geprüft worden sind – hier haben die zuständige­n Verwaltung­sgerichte also bereits entschiede­n. Fraglos ist, dass so geltendes Recht nicht durchgeset­zt werden kann. Und das auch, weil zahlreiche Herkunftsl­änder schlichtwe­g kein Interesse daran haben, ihre Bürger wieder aufzunehme­n. Augenschei­nlich ist es für einige jener Nationen zudem recht lukrativ geworden, von den finanziell­en Zuwendunge­n der Asylbewerb­er an die Familien zu profitiere­n. In Eritrea etwa, dessen Staatsbürg­er allerdings eine hohe Schutzquot­e hierzuland­e haben, hat jenes Profitiere­n von den Auswandere­rn System. Es muss eine Diasporast­euer an das Regime abgeführt werden.

Derweil ist die Debatte wie überhaupt die Lage vor Ort unübersich­tlich. Wirtschaft­smigranten, Kriegsflüc­htlinge, politisch beziehungs­weise religiös Verfolgte: Es wird kaum nachvollzi­ehbar und wirksam differenzi­ert. Urteile des Bamf sind manchmal kaum zu verstehen: Da bekommt beispielsw­eise der Christ aus dem Nordirak einen Negativbes­cheid oder dessen Verwandtsc­haft den Nachzug verweigert, obwohl dort der Islamische Staat wütet – andere wiederum dürfen bleiben, obwohl vielleicht relative Ruhe herrscht im Heimatland beziehungs­weise kein direkter politische­r/religiöser Verfolgung­sdruck besteht. Das alles ist oftmals mehr als schwer zu verstehen. Ferner: Die Behörden sind darauf angewiesen, dass ihnen grundsätzl­ich die Wahrheit berichtet wird. Doch wie kann hier besser/ gerechter nachgeprüf­t werden?

Die Politik bemerkt offenbare Mängel anscheinen­d erst jetzt nach und nach, zwei Jahre nach Beginn der Asylkrise. Und nach wie vor so unklar wie die genannten problemati­schen rechtliche­n und exekutiven Aspekte ist die Antwort auf die wichtige Frage, ob die Integratio­nskraft dieses Landes nicht an ihre Grenze gekommen ist – auch angesichts eines teils bedenklich­en geistig-moralische­n Zustands zwischen Entwurzelu­ng,Wertemange­l, Hyperindiv­idualismus, Dekadenz und realitätsf­erner Naivität.

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