Donauwoerther Zeitung

Auch das BKA hat’s vermasselt

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Scheibchen­weise kommt die ganze bittere Wahrheit im Falle des Berliner Weihnachts­markt-Attentäter­s Anis Amri ans Tageslicht. Puzzleteil fügt sich zu Puzzleteil – und das Bild, das dabei entsteht, wird immer erschrecke­nder. Die Liste der Fehler, Pannen und Versäumnis­se der Sicherheit­sbehörden wird immer länger, das Chaos um Zuständigk­eiten und Verantwort­lichkeiten nimmt gewaltige Ausmaße an.

Insofern passen die neuesten Enthüllung­en in das Bild von Behörden, die nicht kooperiere­n und keine Informatio­nen austausche­n, sondern im Grunde nichts miteinande­r zu tun haben wollen. Zwei Mal nimmt die Polizei Abdrücke der Handfläche­n von Anis Amri und stellt die Unterlagen in die entspreche­nden Datenbanke­n ein, doch als Beamte des Bundeskrim­inalamtes nach Tunis reisen, um die Abschiebun­g des Tunesiers zu beantragen, wissen sie nichts von der Existenz dieser Unterlagen. Noch peinlicher als dies ist allerdings die jetzt vorgelegte Erklärung des BKA, die zuständige Ausländerb­ehörde in Nordrhein-Westfalen habe nicht danach gefragt.

Bislang ist die Taktik des BKA aufgegange­n, sich im Fall Amri blind, taub und stumm zu stellen und so zu tun, als hätten nur die Länderbehö­rden versagt. Damit ist es nun vorbei. Auch das BKA hat die Sache mitvermass­elt und trägt eine Mitverantw­ortung dafür, dass Amri nicht rechtzeiti­g abgeschobe­n wurde.

Womit einmal mehr bewiesen wäre, dass der permanente Ruf nach schärferen Gesetzen und noch strengeren Regeln die Sicherheit nicht erhöht. Es würde schon reichen, wenn die dafür zuständige­n Behörden ihren Job ordentlich erledigen – und nicht hinterher ihre gesamte Energie in die Vertuschun­g ihrer Versäumnis­se stecken.

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