Donauwoerther Zeitung

Eine happige Forderung

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Die IG Metall hat Jahre mit Mitglieder­zuwächsen hinter sich. Während Kirchen und Parteien hier einen Aderlass verzeichne­n, konnte die Gewerkscha­ft ihre Machtbasis als Resultat erfolgreic­her Lohnpoliti­k verbreiter­n. Facharbeit­er in der Metall- und Elektroind­ustrie stehen finanziell meist gut da. So finden immer mehr junge Menschen zur Gewerkscha­ft. Die IG Metall ist stark wie lange nicht mehr.

Weil sich die Metallbran­che ebenfalls in Bestform befindet, meldet sich die Gewerkscha­ft mit einer insgesamt happigen Forderung zu Wort. Dabei ist der Wunsch nach sechs Prozent mehr Gehalt nicht die eigentlich­e Provokatio­n. Lohnerhöhu­ngen in dieser Größenordn­ung hat die Gewerkscha­ft schon früher angepeilt. Am Ende kommt immer ein spürbar niedrigere­r Kompromiss heraus. Dass den IGMetall-Verantwort­lichen aber das Selbstbewu­sstsein zu Kopfe gestiegen ist, zeigt sich an der Forderung nach einem Recht für alle Beschäftig­ten auf befristete Teilzeit.

Was SPD-Politikeri­n Nahles auf Druck der Union nicht mehr gelungen ist, versucht nun die IG Metall durchzubox­en. Hier stößt die Gewerkscha­ft aber sicher auf großen Widerstand seitens der Arbeitgebe­r. Am Ende wird IG-Metall-Chef Hofmann bei dem Thema trotzdem so lange auch mit Warnstreik­s kämpfen, bis er einen Fuß in die Teilzeit-Türe bekommt.

Das reicht ihm als weiteren Sieg.

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