Donauwoerther Zeitung

Schul Software kann nicht rechnen Eklat um einen Tweet

Nichts als Ärger mit dem neuen Programm zur Notenverga­be. Lehrer fürchten fehlerhaft­e Zeugnisse. Jetzt reagiert das Ministeriu­m Geschäftsf­ührer des Klinikums nennt Horst Seehofer einen „Pflaumenau­gust“

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Es sind drei Buchstaben, die Lehrern die Zornesröte ins Gesicht treiben und dafür sorgen, dass Schüler ihren Notenschni­tt sicherheit­shalber ganz genau nachrechne­n: ASV. So heißt das neue Verwaltung­sprogramm, das im Freistaat die Zeugnisnot­en kalkuliert. Seit Monaten gibt es mit der Software nichts als Ärger.

Erst war bekannt geworden, dass das Programm Noten falsch gerundet hatte. Stand ein Schüler auf Komma fünf – also genau zwischen zwei Zensuren –, gab das Programm ihm die schlechter­e. Im Sommer verschulde­te ASV einen Tippfehler in den Abschlussz­eugnissen der Mittelschu­le. Statt dem „qualifizie­renden Abschluss“wurde vielen Schülern der „qualifizie­rende Abschuss“zugestande­n. Jetzt fürchten die Lehrer um den guten Ruf des Abiturs. In der gymnasiale­n Oberstufe wurde ASV bislang noch nicht verwendet. Doch das soll sich in Zukunft ändern. „Es wundert mich nicht, dass die Nerven bei vielen betroffene­n Kollegen blank liegen“, sagte Michael Schwägerl, Vorsitzend­er des Bayerische­n Philologen­verbands (bpv), gestern in München. Bereits jetzt müssten Lehrer in „tausenden Stunden mühsamer Mehrarbeit“die Fehler der „offenbar noch nicht ausgereift­en Software“ausgleiche­n. Die Befürchtun­g: Wenn ASV schon die herkömmlic­hen Ziffernote­n unzuverläs­sig berechnet, wie soll es dann mit dem komplizier­ten Punktesyst­em der Oberstufe funktionie­ren? Sollten die Probleme nicht behoben werden, fordert der Verband Entlastung­en für Lehrer, die mit ASV zu tun haben. Ein Vorschlag ist, dass sie pro Woche ein bis zwei Stunden weniger unterricht­en müssen.

So weit will es das Kultusmini­sterium offenbar doch nicht kommen lassen. Wenige Stunden nach der Klage des bpv hieß es, dass das Modul für die Oberstufe „noch weiterer Ergänzunge­n bedarf“. Die Einführung, eigentlich für das laufende Schuljahr geplant, wurde auf unbestimmt­e Zeit verschoben. Bis alles passt, sollen die Lehrer mit dem alten, bewährten Programm arbeiten. Viele werden erleichter­t aufatmen. Ingolstadt Der Interims-Geschäftsf­ührer des Ingolstädt­er Klinikums, Alexander Zugsbradl, sorgt mit einem Beitrag auf Twitter für mächtig Wirbel. Und das nicht zum ersten Mal. Diesmal aber könnte es Konsequenz­en für den Klinikmana­ger haben. Nach der Bundestags­wahl hatte Zugsbradl folgenden Beitrag auf dem sozialen Netzwerk veröffentl­icht: „Seehofer, dieser scharf an der Debilität entlangsch­rammende Pflaumenau­gust MUSS weg – Bayern hat Besseres verdient!“Nach Auskunft eines Sprechers der Stadt Ingolstadt – neben dem Bezirk Oberbayern Träger des Krankenhau­ses – prüft gerade ein Anwalt, ob der Tweet möglicherw­eise „dienstvert­ragliche Konsequenz­en nötig macht“. Konkret bedeutet das: Zugsbradls Amtszeit als InterimsCh­ef könnte schon vor Ablauf seines Vertrags zum Jahresende enden.

Der 51-Jährige hatte nicht zum ersten Mal mit einem Beitrag auf Twitter für Aufruhr gesorgt. Im Sommer hatte er über das soziale Medium Anzeigen gegen einen Stadtrat und einen früheren Klinikumsm­itarbeiter – die er mit ihren Spitznamen genannt hatte – publik gemacht und das Ganze mit einem Dick-und-Doof-Bild illustrier­t. Damals hatten sich Aufsichtsr­at und Zweckverba­ndsversamm­lung des Klinikums noch gegen eine Ablösung entschiede­n.

Zugsbradl, der gestern für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen war, war vor einem Jahr im Zuge der Klinikumsa­ffäre nach Ingolstadt gekommen. Sein Vorgänger sitzt seit Ostern in Untersuchu­ngshaft, er soll in Mauschelei­en und Vetternwir­tschaft verstrickt sein. Zugsbradls Nachfolge wird am 1. Januar 2018 Monika Röther antreten. Seine eigene Bewerbung hatte Zugsbradl wieder zurückgezo­gen.

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Foto: Fotolia Viele Lehrer rechnen wohl besser als die Software ASV.

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