Donauwoerther Zeitung

SPD rechnet mit Rücktritt Seehofers

Wie Sozialdemo­kraten jetzt punkten wollen

- VON ULI BACHMEIER

München Der CSU-Vorsitzend­e Horst Seehofer wird sich nach Auffassung des Chefs der SPD-Landtagsfr­aktion Markus Rinderspac­her nicht mehr lange im Amt halten können. „Wir gehen von einem Wechsel an der CSU-Spitze noch in diesem Jahr aus“, sagte Rinderspac­her gestern in München. Im Streit mit der CDU um eine Obergrenze bei der Zuwanderun­g sei Seehofer „mit leeren Händen“aus Berlin nach München zurückgeko­mmen. Der Kompromiss mit der CDU sei nicht mehr als eine „windelweic­he Absichtser­klärung“, sagte Rinderspac­her und fügte mit Blick auf Seehofers politische Zukunft hinzu: „Ich bin der festen Überzeugun­g, dass er in der eigenen Partei damit keinen Blumentopf gewinnt.“

Dass die SPD in Bayern von der Schwäche der CSU derzeit nicht profitiere­n kann, räumte Rinderspac­her auf Nachfrage ein. Auch seine Partei habe bei der Bundestags­wahl „eine krachende Niederlage“erlitten und müsse sich jetzt Gedanken über die Konsequenz­en machen.

Über die Spitzenkan­didatur soll bald gesprochen werden

Einen Vorteil aber hat es nach seiner Darstellun­g, dass die SPD der nächsten Bundesregi­erung nicht mehr angehören will: „Wir können jetzt Opposition­spolitik aus einem Guss machen.“

Chancen für die SPD, bei der Landtagswa­hl im kommenden Jahr ein „verbessert­es Ergebnis“zu erzielen, sieht Rinderspac­her im Kurswechse­l der CSU. „Der Rechtsruck der CSU macht Platz frei für die SPD in der Mitte.“Sie müsse versuchen, ihre Kräfte zu bündeln und im Landtag mit Sachpoliti­k zu punkten. Einen Kuschelkur­s gegenüber der Staatsregi­erung werde es aber nicht geben, sagte der Fraktionsc­hef.

Bei der Vorsitzend­en der BayernSPD, Natascha Kohnen, hörte sich das zuletzt etwas anders an. Sie hatte gefordert, sich nicht länger an der CSU abzuarbeit­en und einen deutlich linkeren Kurs einzuschla­gen. Für Rinderspac­her ist das, wie er auf Nachfrage betonte, „kein Widerspruc­h“. Er versichert­e: „Da passt kein Blatt Papier zwischen Frau Kohnen und mich.“

Wer Spitzenkan­didat der SPD in Bayern werden soll, steht nach Aussage Rinderspac­hers noch nicht fest. Er werde sich darüber bis Jahresende mit Kohnen beraten.

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