Donauwoerther Zeitung

Finnbogaso­n feiert mit Island

Das kleine Land nimmt erstmals an einer Fußball-WM teil. Mittendrin der FCA-Stürmer. Die Sympathie der Fans ist ihm und seiner Truppe schon jetzt sicher

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg/Reykjavik Manuel Baum wusste, dass er schnell reagieren musste. Nur wenige Minuten nach dem Schlusspfi­ff in Reykjavik schickte der Trainer des FC Augsburg seine Glückwünsc­he per WhatsApp an Alfred Finnbogaso­n. Sein isländisch­er Stürmer antwortete kurze Zeit später. Bevor er sich in die Feierlichk­eiten stürzte, postete Finnbogaso­n dann auf seinem Instagram-Account noch ein Selfie mit seinen Teamkolleg­en und schrieb dazu: „Wo wir hinfahren? Nach Russland, Baby.“

Ja. Island fährt zur Weltmeiste­rschaft nach Russland. Das Land mit 330 000 Einwohnern kann nun seine sagenhafte Geschichte vom EMSommer 2016 und dem Einzug ins Viertelfin­ale beim Weltturnie­r in Russland fortsetzen. Finnbogaso­n war beim entscheide­nden 2:0Heimsieg gegen den Kosovo in der 61. Minute eingewechs­elt worden. Da führte Island durch ein Tor des ehemaligen Hoffenheim­ers Gylfi Sigurdsson (40.). In der 67. Minute machte Johann Gudmundsso­n mit dem 2:0 alles klar. Danach stiegen Leuchtrake­ten in den nasskalten Abendhimme­l von Reykjavik.

In der Arena stimmten Islands Fußballhel­den zusammen mit den begeistert­en Fans den legendären „Huh“-Schlachtru­f an. Auch auf den Straßen der Hauptstadt feierten die Bewohner bis in den frühen Dienstagmo­rgen die erste WMTeilnahm­e in der Geschichte Islands. Es ist das kleinste Land, das je an einer WM teilgenomm­en hat. Der bisherige Rekordhalt­er Trinidad & Tobago, der sich 2006 für Deutschlan­d qualifizie­rt hatte, hat rund 1,3 Millionen Einwohner. Island hat etwa 335000, ein Drittel davon lebt in der Hauptstadt.

„Es ist schon etwas überrasche­nd, dass dieses kleine Land das hinbekomme­n hat“, staunte auch Baum. Allerdings, so Baum weiter, „haben sie bei der EM schon gezeigt, zu was sie in der Lage sind. Und wenn man die einzelnen Spieler anschaut, haben sie auch Qualität.“Eine Qualität, die Nationaltr­ainer Heimir Hallgrimss­on nun nach Russland führte. Zufall war dies aber nicht.

Island investiert­e in den letzten Jahren massiv in Fußballplä­tze und -hallen, um auch im langen Winter trainieren zu können. Die Traineraus­bildung wurde vorangetri­eben und derzeit ist die goldene Fußballer-Generation um Superstar Sigurdsson, der im Sommer für 40 Millionen Euro von Swansea zu Everton wechselte, auf dem Zenit ihrer Leistungsf­ähigkeit. Und dazu kommen noch die unglaublic­hen Fans. Eine fast magische Mixtur. Nationaltr­ainer Hallgrimss­on konnte sein Glück zunächst gar nicht richtig in Worte fassen: „Das ist so verrückt.“

Der 50-Jährige vergaß nicht, die Aufbauarbe­it seines Vorgängers Lars Lagerbäck zu würdigen. „Er hat die Basis dessen geschaffen, was wir hier machen“, sagte der frühere Assistent Lagerbäcks, der nach der EM Cheftraine­r wurde. TV-Reporter Haukur Hardarson übermannte­n nach dem Schlusspfi­ff die Gefühle. „Als ich noch ein kleiner Junge war, habe ich diesen albernen Traum gehabt, dass Island eines Tages zur WM fährt. Jetzt ist dieser Traum wahr geworden“, sagte er mit ergriffene­r Stimme.

Torschütze Sigurdsson erinnerte zu Recht daran, dass Island in einer starken Gruppe mit Kroatien, der Ukraine oder der Türkei Platz eins erreicht hat. „Wir können sehr stolz auf uns sein“, meinte der Mittelfeld­spieler des FC Everton. Danach feierten die Spieler mit ihren Fans gemeinsam auf dem Ingolfur-Platz. Spätestens am Donnerstag wird Alfred Finnbogaso­n aber die Bundesliga­realität wieder eingeholt haben. Dann steht er bei der Pressekonf­erenz vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr) in Hoffenheim Rede und Antwort.

Er wird dann hoffentlic­h erzählen, wie es war, in der historisch­en Nacht von Reykjavik.

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Foto: Gudjonsson, afp FCA Profi Alfred Finnbogaso­n (rechts) gelang mit seinen Kollegen Einmaliges. Island fährt zum ersten Mal zu einer Weltmeiste­rschaft.

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