Wenn Cando zweimal bellt
Jedes Jahr erschreckt uns die Nachricht, die Zahl der Deutschen Schäferhunde im Land nehme ab. Auch hier also ist das Deutsche auf dem Rückzug; stattdessen obergrenzenlose Zuwanderung. Ganze Münchner Stadtviertel beherrscht von Migranten. Französischen Bulldoggen, Chihuahuas, nepalesischen Straßenhunden. Kaum ein Deutscher Schäferhund traut sich noch vor die Tür. Neuerdings stolzieren marokkanische Windhunde über den Marienplatz, obwohl Nordafrika in den Augen der CSU sichere Herkunftsregion ist.
Es sind harte Zeiten für den deutschesten aller deutschen Vierbeiner. Umso erfreulicher, dass jetzt einer von ihnen für prächtige Schlagzeilen gesorgt hat. Cando, der Schäferhund von Jupp Heynckes. Cando ist seit einigen Tagen das, was hierzulande Lassie für Collies und Flipper für Delfine war – der Größte seiner Art.
Wenn es stimmt, was Heynckes der erzählt hat, war es Cando, der den Transfer des 72-Jährigen aus dem Ruhestand zum FC Bayern besiegelt hat. Ohne die Zustimmung des treuen Freundes hätte sich Hoeneß den Mund fransig reden können. Hätte Cando nicht im entscheidenden Moment zweimal gebellt – Jupp säße weiter auf seiner Schwalmtaler Finca und den FC Bayern würde Sagnol oder Tuchel trainieren.
Menschen, die nichts von Hunden verstehen, werden behaupten, es sei Zufall gewesen, dass der Hund zur Frage, ob Schwalmtal oder München, beim Stichwort München gekläfft habe. Wer je erlebt hat, wie genau ein Hund den Ort abspeichert, an dem ihm vor Monaten ein Stück Leberkäs über den Weg gelaufen ist, wird dessen Geografie-Kenntnisse nie mehr infrage stellen. Cando wusste, wo es hingeht. Schließlich hat ihn Jupp früher mit zur Arbeit genommen, um den Spielern Beine zu machen.
Gut möglich, dass Uli Hoeneß auch daran dachte, als er nach einem Ancelotti-Nachfolger suchte. Hoeneß und Heynckes verbindet Hundeliebe, also mehr als nur Menschenfreundschaft. Nicht umsonst ist von Mehmet Scholl überliefert, dass er im nächsten Leben entweder Spielerfrau beim FC Bayern oder Hund bei Hoeneß werden möchte. Was Cando betrifft, ist es leider so, dass er bereits biblische zwölf Jahre und vier Monate alt ist – für einen Schäferhund also ist er weit über 90. Da hat man keine Lust mehr auf den Marienplatz und schlanke Marokkanerinnen. Cando bleibt zu Hause.
Mit seinem O.K. zum Transfer, hat er für
Bayern,
Deutschland und die Zukunft des
Deutschen
Schäferhundes getan, was er tun konnte.