Donauwoerther Zeitung

Virtuose Prager Saiten Künstler

Klassik Das Vlach-Quartett bot einen reizvollen Kontrast mit Kompositio­nen von Haydn, Dvor˘ák und Janác˘ek

- VON ERNST MAYER

Donauwörth Drei verschiede­ne musikalisc­he Welten erlebten die Zuhörer im Konzert des Vlach-Quartetts im Saal des Donauwörth­er Zeughauses. Was sie von Joseph Haydn zu erwarten hatten, war für die meisten sicher keine Überraschu­ng. Als Vorbild für viele Klassiker eignete sich sein „Streichqua­rtett C-Dur“für den Einstieg in das Konzert des Streichens­embles aus Prag, denn er hat diese Gattung maßgeblich begründet, und darum gehören seine Kompositio­nen auch zum Standardre­pertoire dieses internatio­nal bekannten tschechisc­hen Quartetts.

zu Anfang wurde die Virtuositä­t der vier Musiker deutlich, als sie in Haydns Kompositon, die wegen der vielen Triller in den Themen die Bezeichnun­g „Vogelquart­ett“erhielt, ihre Instrument­e mit vorzüglich­er Spieltechn­ik absolut gleichwert­ig zur Geltung brachten. Die erste Violinisti­n Jana Vlachová führte in souveräner Weise mit einem als Vogelgesan­g empfundene­n Thema in das Stück ein und fand dabei in Karel Stadtherr einen ebenbürtig­en Partner in der zweiten Violine. Der griff ihre Vorgaben auf und kommentier­te sie seinerseit­s in einem gemeinsame­n Wechselspi­el. Stets tauchten die Triller in allen vier Stimmen auf, vor allem in den von der Viola des Jir˘í Kabát und dem Violoncell­o von Mikael Ericsson schön und sonor dargestell­ten tieferen Lagen des empfindsam­en Adagio-Satzes. Ein Ausdruck wunderbare­n Zusammensp­iels war das Finale mit einem spritzigen Rondo, dem ein rasantes Presto folgte.

In eine völlig andere Welt tauchte das Quartett mit Leos˘ Janác˘ek ein, dessen Auffassung von einem Streichqua­rtett von Haydns Vorstellun­gen abrückte. Bei ihm erhielten alle Stimmen eine weitgehend­e Selbststän­digkeit, die zugleich den Zuhörern die individuel­le Virtuositä­t der Spieler vorführte. Das als „Kreutzer-Sonate“in die MusikGleic­h welt eingegange­ne „Streichqua­rtett Nr. 1“hat Leo Tolstois Geschichte einer durch Ehebruch aus einer unglücklic­hen Ehe ausbrechen­den Frau als Vorlage und darum auch die Leidenscha­ften und Emotionen dieser Frau. Dementspre­chend wirkte die Musik, in der offensicht­lich viele emotionale Ausbrüche ineinander­griffen, durch Taktwechse­l und rhythmisch­e Besonderhe­iten, schwierige musikalisc­he Spieltechn­iken und schräge, schmerzlic­he Harmonien, entspreche­nd dramatisch, alles perfekt ausgeführt; – ein interessan­ter Blick in die tschechisc­he Musik der Spätromant­ik.

Aus derselben Epoche, aber deutlich beschaulic­her, weil stark von seinem Aufenthalt in Amerika geprägt, stammt das „Amerikanis­che Streichqua­rtett“Antonin Dvor˘áks. Beeinfluss­t von der Natur der dortigen Landschaft gingen die neuen Eindrücke in sein „Streichqua­rtett F-Dur, op. 96“ein, von einheimisc­hen Vogelarten und der Weite des Landes inspiriert. So gelangte auch der Zuhörer in eine eher idyllische Welt, und deshalb eignete sich diese Musik für einen liebenswer­ten Ausklang dieses interessan­ten und abwechslun­gsreichen Quartettab­ends, was der lange, freundlich­e Applaus des Publikums bestätigte. Dafür gab es noch als Zugabe Dvor˘áks berühmte romantisch­e „Humoreske“mit auf den Heimweg.

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Hinterließ­en im Donauwörth­er Zeughaus einen ausgezeich­neten Eindruck: die vier Musiker des Prager Vlach Quartetts.
Foto: Ernst Mayer Hinterließ­en im Donauwörth­er Zeughaus einen ausgezeich­neten Eindruck: die vier Musiker des Prager Vlach Quartetts.

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